Nationalsozialismus in Mosbach - Baden
: Rechtsextremismus und Neofaschismus : Anti-Semitismus : Anti-Ziganismus : Homophobie : Rassismus : Diskriminierung 
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AKTUELLES:
Diskriminierung von Menschen
mit afrikanischer Herkunft
seit 1945

 Zuletzt AKTUALISIERT am 23.03.2025 ! 


STRAFANTRAG vom 24.07.2024 gegen den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der AfD im NRW-Landtag, Sven Tritschler
... wegen geschichtsrevisionistischer und rechtsextremer Volksverhetzung Anfang Juli 2024 durch Verhöhnung, Verächtlichmachung und Diskreditierung der Opfer des ersten Völkermords im 20. Jahrhundert durch deutsche Schutztruppen der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika als Deutsches rassistisches Unrechtsregime mit Konzentrationslagern. Verschweigen, Verleugnen und Verharmlosen von Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika u.a. entgegen der Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama mit der offiziellen Entschuldigung der Bundesregierung in 2021.
240724_922_20221_Nambia_Volksverhetz_BLIND.pdf (182.37KB)
STRAFANTRAG vom 24.07.2024 gegen den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der AfD im NRW-Landtag, Sven Tritschler
... wegen geschichtsrevisionistischer und rechtsextremer Volksverhetzung Anfang Juli 2024 durch Verhöhnung, Verächtlichmachung und Diskreditierung der Opfer des ersten Völkermords im 20. Jahrhundert durch deutsche Schutztruppen der deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika als Deutsches rassistisches Unrechtsregime mit Konzentrationslagern. Verschweigen, Verleugnen und Verharmlosen von Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika u.a. entgegen der Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama mit der offiziellen Entschuldigung der Bundesregierung in 2021.
240724_922_20221_Nambia_Volksverhetz_BLIND.pdf (182.37KB)

 

Diskriminierung und Rassismus gegenüber Menschen mit afrikanischem Hintergrund in Mosbach und in Baden-Württemberg
20.04.2024 -Dienstaufsichtsbeschwerden gegen fallverantwortlichen Spruchkörper am Amtsgericht Mosbach wegen Diskriminierung und Rassismus gegenüber Menschen mit afrikanischem Hintergrund in historischen und aktuellen Kontexten. Petition beim Landtag von Baden-Württemberg. Bürgerbeteiligung zum Landesaktionsplan (LAP) gegen Diskriminierung und Rassismus in Baden-Württemberg.
240420_afro_diskrim_DAB_BLIND.pdf (190.94KB)
Diskriminierung und Rassismus gegenüber Menschen mit afrikanischem Hintergrund in Mosbach und in Baden-Württemberg
20.04.2024 -Dienstaufsichtsbeschwerden gegen fallverantwortlichen Spruchkörper am Amtsgericht Mosbach wegen Diskriminierung und Rassismus gegenüber Menschen mit afrikanischem Hintergrund in historischen und aktuellen Kontexten. Petition beim Landtag von Baden-Württemberg. Bürgerbeteiligung zum Landesaktionsplan (LAP) gegen Diskriminierung und Rassismus in Baden-Württemberg.
240420_afro_diskrim_DAB_BLIND.pdf (190.94KB)


Seiteninhalt:

  1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

    1.1 Wiedergutmachungs- und Entschädigungsverfahren für Afrikanische Menschen und Angehörige wegen NS-Verfolgung beim Amtsgericht Mosbach

    1.2 Nazi-Zwangssterilisierung von Afrikanischen Menschen und Deutsch-Afrikanischen Mischlingskindern beim Amtsgericht Mosbach

    1.3 Reparationsverfahren wegen deutscher Kolonialverbrechen in Afrika beim Amtsgericht Mosbach

    1.4 Strafanzeige vom 02.05.2023 gegen den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wegen Volksverhetzungen: - Nazi-Judenverfolgung und Holocaust - Deutsche Kolonialverbrechen und Nazi-Verfolgung von Menschen afrikanischer Herkunft

    1.5 Strafanzeigen vom 28.06.2023 wegen des Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung mit den rassistischen Beleidigungen gegen die schwarzafrikanischen deutschen Fußball-U21-Nationalspieler Youssoufa  Moukoko und Jessic  Ngankam nach den verschossenen Elfmetern im Spiel gegen Israel bei der EM in Georgien (a) nach den Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika (b) nach der Nazi-Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund (c) im Zuge der Diskriminierungen von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
    seit 1945

    1.6 WIDERSPRUCH und DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023 GEGEN die Mitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach vom 05.06.2023 unter 13 UJs 1570/23 zum Absehen von der Strafermittlungsverfahrenseinleitung hinsichtlich unterlassener juristischer Aufarbeitung von nicht-stattgefundener strafrechtlicher Verfolgung von NS-Täter*innen durch die BRD-Justiz; hier bei der nationalsozialistischen rassistischen Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund

    1.7 DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023 GEGEN die Weiterleitungsmitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach vom 16.06.2023 unter 13 Js 4428/23 wegen Systematischer Unterfassungen von angezeigten rassistischen und antisemitischen Volksverhetzungen sowie von Verharmlosungen von NS-Verbrechen: - Nazi-Judenverfolgung und Holocaust - Deutsche Kolonialverbrechen in Afrika und Nazi-Verfolgung von Menschen afrikanischer Herkunft

    1.8 STRAFANZEIGEN vom 12.09.2023 gemäß § 158 StPO an Amtsgericht Mosbach unter 6F 2/22, 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/23 wegen des Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung mit rassistischen Beleidigungen gegen die schwarzafrikanischen Mitglieder des Fußball-Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck am 02.09.2023 (a) nach den Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika (b) nach der Nazi-Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund (c) im Zuge der Diskriminierungen von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
    seit 1945

  2. Online-Artikel zur Diskriminierung von Menschen afrikanischer Herkunft seit 1945


1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

Amtsgericht Mosbach: Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Amtsgericht_Mosbach#/media/Datei:Mosbach-kloster-amtsgericht1.jpg

Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach
Telefon:
06261 - 87 0
(Zentrale)
Telefax:
06261 - 87 460
(Zentrale Faxnummer)

NS- und Rechtsextremismus-Verfahren bei der Mosbacher Justiz:
AKTUELLE NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach u.a. seit 03.06.2022 >>>

Historische NS-Verfahren der Mosbacher Justiz >>>

Zuständigkeit des Amtsgerichts Mosbach in NS- und
Rechtsextremismus-Verfahren >>>


Frühere außergerichtliche NS-Aufarbeitungen 2005 bis 2011 >>>

Frühere gerichtliche NS-Aufarbeitungen 2004 bis 2010 >>>


1.1 Wiedergutmachungs- und Entschädigungsverfahren für Afrikanische Menschen und Angehörige wegen NS-Verfolgung beim Amtsgericht Mosbach

AS-Anträge an das Amtsgericht Mosbach:

EINLADUNG ZUR PROZESSBEOBACHTUNG !!!ZUR AUFARBEITUNG VON NATIONALSOZIALISTISCHEM UNRECHT UND NATIONALSOZIALISTISCHEN VERBRECHEN BEIM AMTSGERICHT MOSBACH 6F 9/22
Wiederaufnahmeverfahren vom 06.08.2022 zur Wiedergutmachung für die Angehörigen von NS-Verfolgten und NS-Opfern afrikanischer Herkunft: Hier Martha Ndumbe
220806_uhl_ag_mos_ja_afro_wiedergutmachung.pdf (169.88KB)
EINLADUNG ZUR PROZESSBEOBACHTUNG !!!ZUR AUFARBEITUNG VON NATIONALSOZIALISTISCHEM UNRECHT UND NATIONALSOZIALISTISCHEN VERBRECHEN BEIM AMTSGERICHT MOSBACH 6F 9/22
Wiederaufnahmeverfahren vom 06.08.2022 zur Wiedergutmachung für die Angehörigen von NS-Verfolgten und NS-Opfern afrikanischer Herkunft: Hier Martha Ndumbe
220806_uhl_ag_mos_ja_afro_wiedergutmachung.pdf (169.88KB)


1.2 Nazi-Zwangssterilisierung von Afrikanischen Menschen und Deutsch-Afrikanischen Mischlingskindern beim Amtsgericht Mosbach

AS-Anträge an das Amtsgericht Mosbach:


1.3 Reparationsverfahren wegen deutscher Kolonialverbrechen in Afrika beim Amtsgericht Mosbach

AS-Anträge an das Amtsgericht Mosbach:



1.4 Strafanzeige vom 02.05.2023 gegen den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wegen Volksverhetzungen: - Nazi-Judenverfolgung und Holocaust - Deutsche Kolonialverbrechen und Nazi-Verfolgung von Menschen afrikanischer Herkunft


6F 9/22 u. a.
Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach

02.05.2023

Strafanzeige gemäß § 158 StPO an Amtsgericht Mosbach
unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/22, 6F 2/23
gegen den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer
wegen Volksverhetzungen:
-Nazi-Judenverfolgung und Holocaust
- Deutsche Kolonialverbrechen und Nazi-Verfolgung
von Menschen afrikanischer Herkunft

Siehe auch Online-Dokumentation:
www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sowohl das JUSTIZMINISTERIUM BADEN-WÜRTTEMBERG u.a. am 20.06.2022 unter JUMRIX-E-1402-41/878/4 sowie am 20.12.2022 unter JUMRIX-E-1402-41/878/28 als auch der LANDTAG BADEN-WÜRTTEMBERG am 10.03.2023 zu PETITION 17/1464 benennen EXLPZIT u.a. vom AS seit dem 03.06.2022 beim AMTSGERICHT MOSBACH beantragte Verfahren zur juristischen Aufarbeitung von nationalsozialistischem Unrecht, nationalsozialistischen Verbrechen und rechtsextremistischen fremdenfeindlichen Straftaten, d.h. konkret sowohl strafrechtliche Verfahren gemäß § 158 StPO als auch Wiederaufnahme-verfahren sowie Verfahren zu gerichtlichen Prüfungen und Beteiligungen.

Deutsche Kolonialverbrechen als Wegbereitung für NS-Verbrechen

Nach der Kontinuitätsthese aus den Geschichts- und Politikwissenschaften gibt es eine Kontinuität ausgehend von den kolonialen Verbrechen des Deutschen Reiches als Ideengeber und Bindeglied bis hin zum Holocaust des Nazi-Terror- und Vernichtungsregimes in der historisch-chronologischen Abfolge. Dazu zählen nach den Konzepten von Raum und Rasse grundlegende Parallelen zwischen deutschem Kolonialismus und der nationalsozialistischen Expansions- und Vernichtungspolitik mit der Auslöschung ganzer Bevölkerungsgruppen unter entgrenzter Gewaltanwendung: Transfer rassenideologischer Forschungen und Handlungsorientierungen in gesellschaftspolitischen Wertesetzungen; Unterdrückungen von Widerstandsleistungen u.a. mit der Nutzung von Konzentrationslagern; massenhafte Ermordungen bestimmter Diskriminierungszielgruppen außerhalb von KZs; massenhafte Tötungen als Vernichtung von Ethnien und Widerstandsgruppen; gezielte zwangsweise Unterernährungen als Vernichtung durch Vernachlässigung; Kunstraub sowie Grab- und Ahnenschändungen; Zwangsarbeit; verbrannte Erde; Massenvergewaltigungen; Menschenzoos in Völkerschauen. Im Jahr 2023 werden gegenwärtig die Reparationsforderungen aus Namibia wegen dem Völkermord an den Herero und Nama in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika sowie die Reparationsforderungen aus Tansania wegen dem Völkermord und den Niederschlagungen von Aufständen wie von der ostafrikanischen Küstenbevölkerung und wie des Maji-Maji-Aufstandes in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika thematisiert.

Nazi-Verfolgung von Menschen afrikanischer Herkunft

Dazu zählen Internierungen und Ermordungen von Menschen afrikanischer Herkunft in Konzentrationslagern, medizinische Experimente, Zwangssterilisierungen. Massenhafte NS-Zwangssterilisierungen von deutsch-afrikanischen Mischlingskindern. Die Diskriminierung von NS-Verfolgten Afrikanern und ihren Familienangehörigen in Wiedergutmachungs- und Entschädigungsverfahren nach 1945, wie am Beispiel von Martha Ndumbe.

Boris Palmers N-Wort und Judenstern

2019 regte Palmer sich öffentlich über Werbeplakate der deutschen Bahn auf, wegen der vielfältigen Testimonials, unter ihnen der schwarze Fernsehkoch Nelson Müller.
Im Mai 2021 hatte Palmer in einem Facebook-Beitrag über den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo, der einen nigerianischen Vater hat, das sogenannte N-Wort benutzt. Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse stufte die Äußerungen von Boris Palmer im Fall Aogo als klar fremdenfeindlich und eindeutig rassistisch ein.
Der Baden-Württembergische Oberbürgermeister von Tübingen Boris Palmer hatte am 28.04.2023 mit Videos dokumentiert während einer verbalen Auseinandersetzung mit einer Gruppe vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main für Aufsehen gesorgt. Vor einem Gebäude der Goethe-Universität hatte er zu Art und Weise seiner eigenen Verwendung des "N-Wortes" Stellung bezogen und das Wort gegenüber einer Person of Color wiederholt. Wenige Tage vorher hatte er vor einer Veranstaltung in Frankfurt einem Dunkelhäutigen das N-Wort ins Gesicht gesagt und sich später auf der Bühne dafür gerechtfertigt. Anschließend sah sich der Moderator außer Stande, weiter durch die Veranstaltung zu führen. Als Palmer am 28.04.2023 mit "Nazis raus"-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zu der Menge: "Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach." Mit dem sogenannten N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.
Palmers Anwalt Rezzo Schlauch, kündigte Palmer seine Unterstützung auf und erklärte: "Keine noch so harte Provokation, keine noch so niederträchtigen Beschimpfungen und Beleidigungen von linksradikalen Provokateuren rechtfertigen, eine historische Parallele zum Judenstern als Symbol der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland herzustellen.“
Der Beauftragte der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus, Michael Blume, vertritt die Ansicht, dass die "Judenstern-Entgleisung" und andere Äußerungen Palmers "dem Ansehen nicht nur von Tübingen geschadet" haben. „Die Berufung auf die eigene Familiengeschichte mahnt immer zur Verantwortung und gerade nicht zum unwürdigen Austeilen.“
In einer am 30.04.2023 veröffentlichten Stellungnahme kritisierte der Präsident der Goethe-Universität, Enrico Schleiff, Palmers Aussagen auf das Schärfste: "Jede explizite oder implizite den Holocaust relativierende Aussage ist vollkommen inakzeptabel und wird an und von der Goethe-Universität nicht toleriert". "Dies gilt gleichermaßen für die Verwendung rassistischer Begriffe." Er erwarte "nicht nur eine öffentliche Entschuldigung von Herrn Palmer an die von seiner Beleidigung betroffenen Personen", betonte Universitätspräsident Schleiff. Diese müsse "auch an die jüdische Gemeinschaft und gegenüber der Goethe-Universität" erfolgen.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die umstrittenen Äußerungen von Boris Palmer am Rande einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main scharf kritisiert. „Mit seinem Vergleich mit dem Judenstern hat er eine Grenze überschritten, die er nicht überschreiten darf“.
Das N-Wort wurde besonders häufig ab dem 19. Jahrhundert verwendet - ab der Hochzeit des Kolonialismus. Gemeint waren damit Menschen, die man einer schwarzen Rasse zuordnete und vielfach klischeehaft etwa als primitiv oder kannibalistisch ansah. Das „N-Wort„ sei in der Geschichte der Versklavung und Kolonisierung situiert und damit ein Begriff, der mit Brutalität, Verwundung und Schmerz einhergehe, schreibt die schwarze Schriftstellerin und Psychologin Grada Kilomba in einem Aufsatz für die Bundeszentrale für politische Bildung.

Strafanzeige wegen Volksverhetzungen gegen Juden und Menschen afrikanischer Herkunft

Hiermit ergeht eingangs benannte Strafanzeige im öffentlichen Interesse unter benannten Aktenzeichen an das Amtsgericht Mosbach wegen wiederholten rassistischen Beleidigungen mit Volksverhetzungscharakter gegenüber Juden und Afrikanern.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl

1.5 Strafanzeigen vom 28.06.2023 wegen des Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung mit den rassistischen Beleidigungen gegen die schwarzafrikanischen deutschen Fußball-U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam nach den verschossenen Elfmetern im Spiel gegen Israel bei der EM in Georgien (a) nach den Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika (b) nach der Nazi-Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund (c) im Zuge der Diskriminierungen von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
seit 1945

6F 9/22 u. a.
Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach

28.06.2023

Siehe auch Online-Dokumentation:
www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de

STRAFANZEIGEN vom 28.06.2023 gemäß § 158 StPO an Amtsgericht Mosbach
unter 6F 2/23, 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/22 wegen
des Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung
mit den rassistischen Beleidigungen gegen die schwarzafrikanischen
deutschen Fußball-U21-Nationalspieler Youssoufa  Moukoko und Jessic  Ngankam
nach den verschossenen Elfmetern im Spiel gegen Israel bei der EM in Georgien
(a) nach den Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika
(b) nach der Nazi-Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
(c) im Zuge der Diskriminierungen von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
seit 1945

Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit ergehen die eingangs benannten Strafanzeigen, da diese öffentlichen und verbreiteten Äußerungen der Beschuldigten sich zur Störung des öffentlichen Friedens mit der Aufstachelung zu Hass oder Gewalt eignen und die Menschenwürde dadurch angreifen, dass Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund und schwarzer Hautfarbe mit Verunglimpfungen böswillig verächtlich gemacht werden. Das öffentliche Billigen, Leugnen und gröbliche Verharmlosen u.a. von Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen wie die Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika und wie die Nationalsozialistische Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund stehen unter Strafe.

BEGRÜNDUNG UND GLAUBHAFTMACHUNG:

Am 22.06. und 23.06.2023 verurteilen der DEUTSCHE FUSSBALLBUND und Bundesligavereine rassistische, diskriminierende, beleidigende und menschenverachtende Kommentare und Beleidigungen in den sozialen Netzwerken gegen die schwarzafrikanischen deutsch-kamerunischen Fußball-U21-Nationalspieler Moukoko und Ngankam nach ihren verschossenen Elfmetern im Spiel gegen Israel bei der EM in Georgien.
Am 23.06.2023 bezeichnet die BUNDESINNENMINISTERIN Nancy Faeser diese rassistischen Beleidigungen gegen die schwarzafrikanischen deutsch-kamerunischen U21-Fußballer als „menschenverachtend“. Im Kampf gegen Rassismus im Sport brauche es zudem mehr Präventionsarbeit.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl

1.6 WIDERSPRUCH und DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023 GEGEN die Mitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach vom 05.06.2023 unter 13 UJs 1570/23 zum Absehen von der Strafermittlungsverfahrenseinleitung hinsichtlich unterlassener juristischer Aufarbeitung von nicht-stattgefundener strafrechtlicher Verfolgung von NS-Täter*innen durch die BRD-Justiz; hier bei der nationalsozialistischen rassistischen Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund

Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe
Ludwig-Erhard-Allee 4
76131 Karlsruhe
+4972135236725

JUMRIX-E-1402-41/878/4
Ministerin Marion Gentges
Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg
Schillerplatz 4,
70173 Stuttgart
+497112792264

13 UJs 1570/23
Staatsanwaltschaft Mosbach
Hauptstr. 87-89
74821 Mosbach
+ 80066449281269

Siehe auch Online-Dokumentation: www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de

DATUM: 02.07.2023

WIDERSPRUCH und DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023
GEGEN die Mitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach
vom 05.06.2023 unter 13 UJs 1570/23
zum Absehen von der Strafermittlungsverfahrenseinleitung hinsichtlich
unterlassener juristischer Aufarbeitung von nicht-stattgefundener
strafrechtlicher Verfolgung von NS-Täter*innen durch die BRD-Justiz;
hier bei der nationalsozialistischen rassistischen Verfolgung
von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
Systematische Unterfassung von NS-Verbrechen
und rechtsextremistischen rassistischen Straftaten

Sehr geehrte Damen und Herren,

BEGRÜNDUNG UND GLAUBHAFTMACHUNG

die hier mit eingangs benannt WIDERSPRUCH UND DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE beschwerte Staatsanwaltschaft Mosbach führt am 05.06.2023 unter 13 UJs 1570/23 eine hier nachgewiesene systematische Unterfassung sowohl von NS-Verbrechen als auch von rechtsextremistischen rassistischen Straftaten nach 1945 in der fortgesetzten rassistischen Diskriminierung von NS-Verfolgten und NS-Opfern mit der NICHT-Aufklärung unterlassener juristischer Aufarbeitung von NICHT-stattgefundener strafrechtlicher Verfolgung von NS-Tätern durch die BRD-Justiz aus. Und zwar bei der konkreten Benennung des Ermittlungsverfahren benennt die STA MOS hier EXPLIZIT NICHT die hier angezeigten konkreten Sachverhalte der nicht-erfolgten juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen, hier der NS-Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund durch die nationalsozialistischen Zwangssterilisierungen. Die STA MOS benennt diese Sachverhalte lediglich in ihrer Begründung NICHT ABER in der Kategorisierung der hier vorliegenden Ermittlungsverfahren, was zur benannten systematischen Unterfassung führt.

Die hier fallverantwortlichen Mitarbeiter*innen bei der Staatsanwaltschaft Mosbach agieren hier damit entgegen…:
… den Rechtsauffassungen des baden-württembergischen Justizministeriums, dass heute und zukünftig noch NS-Verbrechen durch die deutsche Justiz verfolgt (JUMRIX-E-1402-41/878/4 am 20.06.2022) und dass diese statistisch erfasst (JUMRIX-E-1402-41/878/28 am 20.12.2022) würden.
… entgegen den auch noch in 2023 offiziellen Aussagen von Bundesregierung, Bundestag und Bundespräsident zur gesellschaftspolitischen und damit auch zur juristischen Verantwortung für die Verbrechen des Nazi-Terror-Verfolgungs- und Vernichtungsregimes.

Die hier mit eingangs benannt WIDERSPRUCH UND DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE beschwerte Staatsanwaltschaft Mosbach benennt zunächst die in der Anzeige benannten und verstorbenen NS-Haupttäter, deutscher Jurist und nationalsozialistischer Politiker Wilhelm Frick (verst. 16.10.1946) und nationalsozialistischer Rassenhygieniker Eugen Fischer (verst. 09.07.1967). Anschließend missachtet aber die STA MOS die fortgesetzte Verantwortlichkeit für die NICHT-Aufklärung und NICHT-Aufarbeitung von NS-Verbrechen, die sich seit 1945 bzw. seit 1949 im politisch administrativen System der BRD bis heute weitervererbt im Dominoprinzip von einer amtierenden Juristengeneration an die nächste, d.h. bis in die heutige. Die STA MOS benennt hier nicht die behördliche Verantwortungsfortsetzung im Dominioprinzip nach der Alters- bzw. Versterbensamnestie der NS-Haupttäter*innen, da es konkret KEINEN SCHLUSSSTRICH und KEINE VERJÄHRUNG für die Aufklärung, Aufarbeitung und Verantwortungsübernahme für NS-Verbrechen gemäß der geltenden BRD-Gesetzeslage sowie gemäß der Aussagen der benannten politischen BRD-Institutionen geben kann und soll. Die STA MOS missachtet hier dabei, dass sich damit auch die Verjährungsfristen für Strafvereitelung im Amt jeweils ebenso im Dominoprinzip aufsummieren und fortsetzen und zwar bis heute, bzw. bis die juristische Aufarbeitung benannter und angezeigter NS-Verbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit letztendlich erfolgt sein wird.

Die hier mit eingangs benannt WIDERSPRUCH UND DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE beschwerte Staatsanwaltschaft Mosbach benennt EXPLIZIT NICHT die seit 1945 verantwortlichen Mitarbeiter*innen bei der Staatsanwaltschaft Mosbach für die jeweiligen juristischen Aufklärungen und Aufarbeitungen von NS-Verbrechen, die sich nach NICHT-erfolgten Ermittlungen dann aber seit 1945 als weiterhin bestehende rechtsextremistische rassistische Sachverhalte bis heute fortsetzen.

Die hier mit eingangs benannt WIDERSPRUCH UND DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE beschwerte Staatsanwaltschaft Mosbach prüft hier nicht, ob und wann es im Zuge der angezeigten nationalsozialistischen Zwangssterilisierungen von Menschen mit afrikanischem Hintergrund zu Todesfällen gekommen ist, woraus sich dann zudem die NICHT-Verjährung von Mord bzw. Beihilfe zu Mord im Rahmen von nationalsozialistischen Gewaltverbrechen bzw. für deren bisher nicht-erfolgte Aufarbeitung ableitet.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl

WIDERSPRUCH und DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023 GEGEN die Mitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach vom 05.06.2023 unter 13 UJs 1570/23
zum Absehen von der Strafermittlungsverfahrenseinleitung hinsichtlich unterlassener juristischer Aufarbeitung von nicht-stattgefundener strafrechtlicher Verfolgung von NS-Täter*innen durch die BRD-Justiz; hier bei der nationalsozialistischen rassistischen Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund. Systematische Unterfassungen von NS-Verbrechen und rechtsextremistischen rassistischen Straftaten.
230605_ns_stamos_sterilafro.pdf (844.76KB)
WIDERSPRUCH und DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023 GEGEN die Mitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach vom 05.06.2023 unter 13 UJs 1570/23
zum Absehen von der Strafermittlungsverfahrenseinleitung hinsichtlich unterlassener juristischer Aufarbeitung von nicht-stattgefundener strafrechtlicher Verfolgung von NS-Täter*innen durch die BRD-Justiz; hier bei der nationalsozialistischen rassistischen Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund. Systematische Unterfassungen von NS-Verbrechen und rechtsextremistischen rassistischen Straftaten.
230605_ns_stamos_sterilafro.pdf (844.76KB)


1.7 DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023 GEGEN die Weiterleitungsmitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach vom 16.06.2023 unter 13 Js 4428/23 wegen Systematischer Unterfassungen von angezeigten rassistischen und antisemitischen Volksverhetzungen sowie von Verharmlosungen von NS-Verbrechen: - Nazi-Judenverfolgung und Holocaust - Deutsche Kolonialverbrechen in Afrika und Nazi-Verfolgung von Menschen afrikanischer Herkunft

Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe
Ludwig-Erhard-Allee 4
76131 Karlsruhe
+4972135236725

JUMRIX-E-1402-41/878/4
Ministerin Marion Gentges
Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg
Schillerplatz 4,
70173 Stuttgart
+497112792264

13 Js 4428/23
Staatsanwaltschaft Mosbach
Hauptstr. 87-89
74821 Mosbach
+4980066449281269

Siehe auch Online-Dokumentation: www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de

DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023
GEGEN die Weiterleitungsmitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach
vom 16.06.2023 unter 13 Js 4428/23
wegen Systematischer Unterfassungen von angezeigten
rassistischen und antisemitischen Volksverhetzungen
sowie von Verharmlosungen von NS-Verbrechen:
- Nazi-Judenverfolgung und Holocaust
- Deutsche Kolonialverbrechen in Afrika und Nazi-Verfolgung
von Menschen afrikanischer Herkunft

Sehr geehrte Damen und Herren,

die hier mit eingangs benannt DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE beschwerte Staatsanwaltschaft Mosbach führt am 16.06.2023 unter 13 Js 4428/23 eine hier nachgewiesene systematische Unterfassung sowohl von NS-Verbrechen als auch von fremdenfeindlichen rassistischen Straftaten nach 1945 aus. Und zwar bei der konkreten Benennung des Ermittlungsverfahren in ihrer Weiterleitungsmitteilung an die Staatsanwaltschaft Tübingen benennt die STA MOS hier EXPLIZIT NICHT die Sachverhalte der hier konkret angezeigten Volksverhetzungen gegen Juden und Menschen afrikanischer Herkunft durch den hier Beschuldigten Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wegen wiederholten rassistischen Beleidigungen mit Volksverhetzungscharakter gegenüber Juden und Afrikanern. Siehe dazu auch: „Strafanzeige vom 02.05.2023 gemäß § 158 StPO an Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/22, 6F 2/23 gegen den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer wegen Volksverhetzungen: - Nazi-Judenverfolgung und Holocaust - Deutsche Kolonialverbrechen und Nazi-Verfolgung von Menschen afrikanischer Herkunft“. Und zwar in der fortgesetzten rassistischen Diskriminierung von NS-Verfolgten und NS-Opfern mittels Volksverhetzungen, Beleidigungen und Verunglimpfungen sowie mittels Verharmlosung von NS-Verbrechen.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl

DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023 GEGEN die Weiterleitungsmitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach vom 16.06.2023 unter 13 Js 4428/23
wegen Systematischer Unterfassungen von angezeigten rassistischen und antisemitischen Volksverhetzungen sowie von Verharmlosungen von NS-Verbrechen: - Nazi-Judenverfolgung und Holocaust - Deutsche Kolonialverbrechen in Afrika und Nazi-Verfolgung von Menschen afrikanischer Herkunft
230616_dab_stamos_palmer_volkverhetzung.pdf (451.6KB)
DIENSTAUFSICHTSBESCHWERDE vom 02.07.2023 GEGEN die Weiterleitungsmitteilung der Staatsanwaltschaft Mosbach vom 16.06.2023 unter 13 Js 4428/23
wegen Systematischer Unterfassungen von angezeigten rassistischen und antisemitischen Volksverhetzungen sowie von Verharmlosungen von NS-Verbrechen: - Nazi-Judenverfolgung und Holocaust - Deutsche Kolonialverbrechen in Afrika und Nazi-Verfolgung von Menschen afrikanischer Herkunft
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1.8 STRAFANZEIGEN vom 12.09.2023 gemäß § 158 StPO an Amtsgericht Mosbach unter 6F 2/22, 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/23 wegen des Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung mit rassistischen Beleidigungen gegen die schwarzafrikanischen Mitglieder des Fußball-Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck am 02.09.2023 (a) nach den Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika (b) nach der Nazi-Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund (c) im Zuge der Diskriminierungen von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
seit 1945

6F 2/22, etc.
Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach

DATUM : 12.09.2023

Siehe auch Online-Dokumentation: www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de

STRAFANZEIGEN vom 12.09.2023 gemäß § 158 StPO an Amtsgericht Mosbach
unter 6F 2/22, 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/23 wegen
des Verdachts auf Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung mit rassistischen Beleidigungen gegen die schwarzafrikanischen
Mitglieder des Fußball-Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck am 02.09.2023
(a) nach den Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika
(b) nach der Nazi-Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
(c) im Zuge der Diskriminierungen von Menschen mit afrikanischem Hintergrund
seit 1945

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit ergehen die eingangs benannten Strafanzeigen, da diese öffentlichen und verbreiteten Äußerungen der Beschuldigten sich zur Störung des öffentlichen Friedens mit der Aufstachelung zu Hass oder Gewalt eignen und die Menschenwürde dadurch angreifen, dass Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund und schwarzer Hautfarbe mit Verunglimpfungen böswillig verächtlich gemacht werden. Das öffentliche Billigen, Leugnen und gröbliche Verharmlosen u.a. von Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen wie die Deutschen Kolonialverbrechen in Afrika sowie wie die Nationalsozialistische Verfolgung von Menschen mit afrikanischem Hintergrund stehen unter Strafe.

BEGRÜNDUNG UND GLAUBHAFTMACHUNG:

Während des Regionalliga-Spiels gegen TuS BW Lohne (BWL) wurden am 02.09.2023 in Lohne Mitglieder des Fußball-Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck, d.h. der schwarze Trainer Christiano Adigo sowie die schwarzen Spieler Obinna Iloka und Kevin Ntika, unter anderem mit dem sogenannten N-Wort rassistisch beleidigt.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl


Siehe auch:



2. Online-Artikel zur Diskriminierung von Menschen afrikanischer Herkunft seit 1945

Each One
Anti­diskriminierung

EACH ONE Antidiskriminierung ist ein Projekt von Each One Teach One (EOTO) e.V. EACH ONE bietet Beratung für Schwarze, Afrikanische und Afrodiasporische Menschen in Berlin in allen Fällen von Diskriminierung an. Darüber hinaus besteht EACH ONE aus einem Monitoringprojekt, das Anti-Schwarzen Rassismus in ganz Berlin dokumentiert sowie einem Intersektionalen Archiv, in dem Berichte und vertiefende Fachliteratur gesammelt werden.
Der Monitoring Bericht zu Anti-Schwarzem Rassismus in Berlin 2023 ist jetzt online!
Die Each One Beratungs- und Monitoringstelle sammelt Daten zur Diskriminierung Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Menschen in Berlin und erstellt Auswertungen.
Die durch Fallberatungen und Meldungen erhoben Daten basieren auf einem Dokumentationsraster, das unterschiedliche Lebensbereiche in denen es zu ASR und Diskriminierung kommt anonymisiert sichtbar macht und intersektionale Verhältnisse berücksichtigt.
https://each-one.de/

HAMBURG-OTTENSEN
Familie rassistisch bedroht: 3000 Menschen demonstrieren

09.02.2024, 18:11 Uhr • Lesezeit: 8 Minuten
Alexander Berthold
Von Alexander Berthold
09.02.2024 19:44 Uhr -
Hamburg. „Ottensen bleibt bunt“: Menschen gehen wegen Hassparolen an Wohnungstür auf die Straße. Spendenaufruf gestartet, weitere Demo geplant.
Es war ein starkes Zeichen, das am Freitagabend im Kampf gegen rechts gesetzt wurde. Trotz nasskalten Hamburger Schmuddelwetters demonstrierten knapp 3000 Menschen in Altona gegen Rassismus.
Das Motto der Demonstration: „Hamburg ist bunt – alle zusammen gegen Faschismus“. Während der Veranstalter von 2800 Teilnehmern in der Spitze sprach, erklärte die Polizei, dass es 2500 Demonstrierende waren.
Demonstration in Hamburg-Ottensen: 3000 Menschen protestieren gegen rechts
Die Demonstrierenden liefen mit Schildern, regenbogenfarbenen Regenschirmen – an diesem ungemütlichen Tag ein hilfreiches Symbol gegen rechts – und Gesängen vom Bahnhof Altona über die Friedensallee bis zur Griegstraße. Bis zu dem Ort, an dem in der Nacht zum Montag eine alleinerziehende Mutter aus Ghana und ihre zwei Kinder (drei und fünf Jahre alt) Opfer einer rassistisch motivierten Attacke wurden.
„Aus zwei Gründen war es wichtig, so schnell wie möglich und so stark wie möglich eine Demonstration auf die Beine zu stellen. Einerseits der Familie das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein, dass es viele Menschen im Bezirk gibt, die sich solidarisieren und sich schützend vor sie stellen. Andererseits ist wichtig, ein Zeichen in die Zivilgesellschaft zu senden und aufzurufen, sich an der Solidarität zu beteiligen“, sagte Cansu Özdemir, innenpolitische Sprecherin der Linken in Hamburg, im Gespräch mit dem Abendblatt.
Grünen-Politikerin Engels: „Hamburg und Altona bleiben bunt“
Die Polizei ging am Vormittag noch von rund 500 Demonstrienden aus. Doch das Schicksal der ghanaischen Familie hat nicht nur die Menschen in Ottensen berührt. Menschen aller Altersgruppen erhoben ihre Stimme gegen den Rassismus.
Auch das Hamburger Schmuddelwetter konnte die Demonstrierenden nicht davon abhalten, ihre Botschaft kundzutun.
© FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
„Das hat mich wirklich sehr mitgenommen. Ich bin in einem westfälischen Dorf aufgewachsen und weiß, dass es diese rechten Tendenzen schon länger gibt, aber dass sich jemand so etwas im links-grün-versifften Ottensen traut, gegen eine alleinerziehende Mutter rassistisch vorzugehen, hat mich getroffen“, sagte Christiane aus Bahrenfeld, die mit ihrer Tochter auf der Demo war und selbst früher im Bezirk Altona gewohnt hat. „Daher ist superwichtig, überall ein Zeichen der Solidarität zu setzen. In der Chatgruppe meiner Tochter in der Schule, im Supermarkt, an jedem Ort. Den Faschisten darf man keinen Fußbreit Platz lassen“, fügte sie an.
Immer wieder hallten Schlachtrufe durch die Straßen. „Ganz Altona hasst die AfD“, „Wir sind mehr“ und „Alle zusammen gegen den Faschismus“ skandierten die Menschen.
Die Demonstrierenden ließen ihrer Kreativität bei den Plakaten freien Lauf.
© FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Neben der Linken waren auch andere Parteien unter den Demonstrierenden. Mareike Engels, Abgeordnete der Grünen in Altona, hielt eine emotionale Rede, die ihr viel Applaus einbrachte. „So ein Vorfall darf sich nicht wiederholen. Jeder, egal ob schwarz, jüdisch oder queer, soll sich hier sicher fühlen. Wir müssen wachsam sein. Altona und Hamburg bleiben bunt“, sagte die Politikerin.
Auch die Kleinsten hatten auf der Demonstration in Altona eine klare Meinung.
© FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Hamburg-Ottensen: Demo wegen rassistischer Attacke gegen Familie
Anlass dieser kurzfristig angemeldeten Demonstration war ein rassistisch motivierter Angriff auf eine aus Ghana stammende Familie zu Wochenbeginn. Unbekannte hatten an der Griegstraße die Wohnungstür der Mutter mit Flyern der AfD und Zetteln, auf denen rassistische Beleidigungen und Drohungen zu lesen waren, beklebt.
„Das Pack erschießen oder zurück nach Afrika prügeln“ oder „Mehr Wohnraum! Auch durch Abschiebung!“ stand auf den DIN-A4-Bögen. Zudem wurde ein Kinderwagen in Brand gesetzt. Und auf der Türschwelle legten die Täter faulige Gemüseabfälle ab.
Die Überreste des Kinderwagens. Unbekannte haben ihn in der Nacht zum Montag in Brand gesetzt, mutmaßlich aus rassistischen Beweggründen.
Die Überreste des Kinderwagens. Unbekannte haben ihn in der Nacht zum Montag in Brand gesetzt, mutmaßlich aus rassistischen Beweggründen.
© Hamburger Abendblatt | Achim Leoni
Die betroffene Frau war erst vor einem Jahr in die Saga-Wohnung gezogen. Mehreren Medien berichtete sie von Streitigkeiten mit Nachbarn, die sich durch Lärm ihres behinderten Sohnes gestört fühlten und sie rassistisch beleidigt hätten. Nun suche sie für sich und ihre Familie dringend eine neue Bleibe, weil sie sich nicht mehr sicher fühle.
Rassismus-Attacke: Altona 93 startet Spendenaufruf
Um zu helfen, hat der Fußball-Oberligist Altona 93 einen Spendenaufruf ins Leben gerufen. Beim Heimspiel gegen den TSV Sasel am Sonnabend (15.30 Uhr) können Fans spenden. „Die Familie ist traumatisiert und benötigt für den schnellstmöglichen Umzug in ein neues Zuhause finanzielle Unterstützung. Wir tolerieren keine Fremdenfeindlichkeit und Hetze und solidarisieren uns mit allen Menschen, die diesen Repressalien tagtäglich ausgesetzt sind“, schrieb der Vorstand des Vereins auf seiner Internetseite. Wer nicht im Stadion sein kann, hat die Möglichkeit, über PayPal seine Solidarität zu zeigen.
Demo in Ottensen: „Entschlossen gegen rassistische Hetze ankämpfen“
Cansu Özdemir freut sich über die große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft im Bezirk. Versammlungen wie die am Freitagnachmittag senden aus ihrer Sicht gleich in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Botschaft: „Diese Demonstrationen sind ein Signal in Richtung der rassistischen Hetzer, der rassistischen Parteien, die gewisse Pläne und Fantasien in Bezug auf Menschen mit Migrationsgeschichte haben. Sie sehen, dass viele Menschen eben nicht so denken wie sie. Die großen Demos der vergangenen Wochen machen die AfD und andere rechte Kräfte ziemlich nervös“, glaubt die Politikerin.
Doch auch sie macht keinen Hehl daraus, dass es ein Kraftakt wird, sich den zunehmend stärker werdenden rechten Parteien entgegenzustellen. Deshalb nahm sie am Rande der Demonstration in Ottensen auch die Politik in die Pflicht. „Die demokratischen Parteien müssen eine andere Politik machen. Also nicht die Parolen der AfD aufgreifen und sich anbiedern, sondern eine deutliche Grenze zwischen der AfD und demokratischen Partien ziehen. Politik und Zivilgesellschaft müssen zusammenhalten. Es geht nur Hand in Hand. Die Brandmauer gegen rechts muss stabil sein“, appellierte Özdemir.
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Unterstützung erhält Özdemir auch von den Linken aus dem Bezirk Altona, die auf die Idee gekommen waren, eine spontane Demonstration ins Leben zu rufen. „Wir sind alle Teil dieser Gesellschaft, und das ist auch gut so“, so Suzana Kamperidis, Sprecherin des Bezirksverbandes Altona. „Unsere Solidarität gilt der betroffenen Familie und allen Menschen, die von Rassismus und Diskriminierung betroffen sind. Wir wollen in unserem Stadtteil dafür kämpfen und auf die Straße gehen.“
Am späten Nachmittag äußerte sich auch Stefanie von Berg, grüne Bezirksamtleiterin in Altona, zu dem rassistisch motivierten Angriff in Ottensen. „Den fremdenfeindlichen Übergriff auf eine Familie in unserem weltoffenen Bezirk verurteilen wir in aller Deutlichkeit. Wir in Altona stehen zusammen und tolerieren keine fremdenfeindlichen und rassistischen Angriffe jeder Art“, so von Berg.
Ottensen: Familie rassistisch bedroht – weitere Demo am Sonntag
Nach der Demo am Freitag wird es am Sonntag (11. Februar) eine weitere Versammlung geben. Nachbarn der Familie, die Opfer des rassistischen Angriffs geworden war, rufen ebenfalls zu einer Demonstration auf. Um 14 Uhr beginnt an der Griegstraße/Ecke Friesenweg die Kundgebung, die unter dem Motto „Für ein solidarisches Hamburg: Come together – wir stehen zusammen“ steht.
Die Initiatoren stehen in Kontakt mit der betroffenen Familie. „Wir lassen die Betroffenen nicht allein. Kommt am Sonntag auf die Straße, vernetzt euch, tauscht euch aus, und seid laut gegen Rassismus und für eine solidarische Nachbarschaft“, heißt es bei Facebook in dem Aufruf zur Demo.
https://www.abendblatt.de/


RASSISMUS-ÜBERGRIFF IN HAMBURG
Familie mit Hassparolen bedroht: Heute Demo ab Bahnhof Altona

09.02.2024, 12:16 Uhr • Lesezeit: 4 Minuten
Von Achim Leoni
Redakteur
Unbekannte haben in der Nacht zum Montag an der Wohnungstür einer aus Afrika stammenden Frau an der Griegstraße in Hamburg-Ottensen Plakate mit AfD-Logo und Hassparolen geklebt und Biomüll auf die Fußmatte gekippt.
© ddp | ddp
Hamburg. Unbekannte haben in Ottensen an der Tür einer aus Ghana stammenden Frau AfD-Logos und Beschimpfungen plakatiert. Fall löst Entsetzen aus.
An das, was sich in der Nacht zum Montag an der Griegstraße in Hamburg-Ottensen zugetragen hat, erinnern knapp drei Tage später nur noch ein Haufen Asche und ein verkohltes Metallgestell. Es sind die Überreste eines Kinderwagens, stumme Zeugen eines rassistischen Übergriffs: Unbekannte haben ihn aus dem Hausflur geschoben und draußen in Brand gesetzt.
Die Überreste des Kinderwagens. Unbekannte haben ihn in der Nacht zum Montag in Brand gesetzt, mutmaßlich aus rassistischen Beweggründen.
© Hamburger Abendblatt | Achim Leoni
An der Wohnungstür der Besitzerin, einer aus Ghana stammenden Mutter zweier Kinder, haben sie auf mehreren DIN-A4-Bögen rassistische Beschimpfungen und Drohungen plakatiert. Auf einigen davon war das AfD-Logo zu sehen, dazu Parolen wie „Das Pack erschießen oder zurück nach Afrika prügeln“ oder „Mehr Wohnraum! Auch durch Abschiebung!“ Auf der Fußmatte der 34-Jährigen wurde Biomüll ausgekippt.
Rassistischer Übergriff auf Familie in Ottensen – Altona 93 erschüttert
Der Fall, über den zuerst der NDR berichtete, hat in der Nachbarschaft für Entsetzen gesorgt. Der benachbarte Traditionsclub Altona 93, dessen Stadion an der Griegstraße liegt, zeigte sich „erschüttert“.
„Unsere Solidarität gilt der Familie, die von fremdenfeindlichen Menschen in ihrem Zuhause rassistisch beleidigt und zutiefst verletzt wurde. Ein solches Verhalten darf nicht toleriert und akzeptiert werden. Seid laut, seid bunt, seid AL-TO-NA! Denn wir setzen uns jeden Tag für Vielfalt und menschliches Miteinander ein“, schrieb der Club in den sozialen Medien.
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Ottensen: Hassparolen an Tür von Familie – Linke ruft zur Demo auf
Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Und der Fall zieht auch politische Kreise. Der Altonaer Bezirksverband der Linken hat für Freitag (9. Februar, 16 Uhr) zu einer Demonstration aufgerufen, die vom Bahnhof Altona über die Ottenser Hauptstraße laufen soll. Motto: „Ottensen bleibt bunt – alle zusammen gegen Faschismus“. Dem Aufruf hat sich inzwischen ein breites Bündnis aus Parteien, Initiativen, Unternehmen und Sportvereinen angeschlossen, darunter neben Teutonbia 05 Ottensen eben auch Altona 93.
„Wir verurteilen diesen abscheulichen rassistischen Angriff zutiefst. Diese Tat ist kein Einzelfall, ähnliche Fälle ereignen sich alltäglich in dieser Stadt“, sagte Cansu Özdemir, die innenpolitische Sprecherin der Linken-Bürgerschaftsfraktion. „Sie sind nicht nur eine Gefahr für die Betroffenen, sondern für die gesamte demokratische Gesellschaft. Wir müssen solchen Taten den Nährboden entziehen und entschlossen gegen rechte Diskursverschiebung und rassistische Hetze ankämpfen.“ Tatsächlich ist die Zahl rechter Gewalttaten in Hamburg zuletzt deutlich gestiegen.
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Die betroffene Frau war erst vor einem Jahr in die Saga-Wohnung gezogen. Mehreren Medien berichtete sie von Streitigkeiten mit Nachbarn, die sich durch Lärm ihres behinderten Sohnes gestört fühlten und sie rassistisch beleidigt hätten. Nun suche sie für sich und ihre Familie dringend eine neue Bleibe, weil sie sich nicht mehr sicher fühle.
Rassistischer Übergriff in Ottensen: Saga will Mieterin unterstützen
Die Saga will ihre Mieterin dabei unterstützen: „Die zuständige Geschäftsstelle steht mit der betroffenen Mietpartei im engen Austausch und wird alle erforderlichen Maßnahmen diesbezüglich veranlassen“, sagte Gunnar Gläser, Pressesprecher des städtischen Wohnungsunternehmens, dem Abendblatt. Sollten die polizeilichen Ermittlungen ergeben, dass Nachbarn die Attacke zu verantworten haben, werde man „alle mietrechtlich möglichen Maßnahmen ausschöpfen, was eine fristlose Kündigung des Mietverhältnisses ausdrücklich einschließt“.
Einige Nachbarn sind bereits aktiv geworden. Auf einem Zettel an der Hauseingangstür wurde am Montag ein Zettel aufgehängt: Man möge alle Türen geschlossen halten, damit Unbefugte keinen Zutritt zum Treppenhaus haben. „Bitte achtet aufeinander und meldet Auffälligkeiten, wie zum Beispiel Sachbeschädigungen.“
https://www.abendblatt.de/


Deutsche Aufenthaltstitel
Studierende aus Afrika scheitern oft bei der Visavergabe

Bei afrikanischen Interessenten lehnen deutsche Behörden Anträge auf Studierenden-Visa oft ab. Die Linke spricht von einem »Generalverdacht« gegenüber Menschen aus dem Globalen Süden.
22.12.2023, 13.17 Uhr • aus DER SPIEGEL 52/2023
https://www.spiegel.de/

ALABALI-RADOVAN ÜBER STUDIE
: „Rassismus zu lange ignoriert“

VON TOBIAS SCHRÖRS UND NINA BUB-AKTUALISIERT AM 25.10.2023-18:59
Die Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung Reem Alabali-Radovan (SPD) im Januar in Berlin
In Deutschland fühlen sich laut einer Studie besonders viele Einwohner afrikanischer Herkunft diskriminiert. Die Antirassismusbeauftragte Alabali-Radovan setzt auf Prävention.
Die Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, hat die Ergebnisse einer Studie zu rassistischen Erfahrungen in der Europä­ischen Union als „alarmierend“ bezeichnet. Die EU-Grundrechteagentur (FRA) befragte für eine Studie Menschen afrikanischer Herkunft in 13 EU-Ländern. Demnach gaben 76 Prozent der Befragten in Deutschland an, in den vergangenen fünf Jahren diskriminierende Erfahrungen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Migrationshintergrunds oder ihrer Religion gemacht zu haben, mehr als in jedem anderen der 13 Länder. Der Durchschnitt lag bei 45 Prozent.
Die Sozialdemokratin Alabali-Radovan sagte der F.A.Z.: „Es rächt sich, dass Rassismus zu lange ignoriert, verdrängt, als Einzelfall abgetan und der Nährboden und die Strukturen nicht entschieden genug bekämpft wurden.“ Wichtig sei, Prävention zu stärken, „auch mit Antirassismusarbeit als Teil der Aus-, Weiter- und Fortbildung für Lehrkräfte, Polizist*innen und Verwaltungen“. Sie erinnerte daran, dass es im Oktober den Auftakt gab für eine sogenannte community-basierte Beratung gegen Rassismus an 32 Standorten. Betroffene erhielten dort „Angebote zum Empowerment“, und dazu, „wie sie sich gegen Rassismus wehren können“.
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https://www.faz.net/

„Being Black in the EU“
Schwarze Menschen leiden laut Studie unter Rassismus – besonders in Deutschland

Bei einer Umfrage unter Menschen afrikanischer Herkunft in EU-Staaten hat Deutschland am schlechtesten abgeschnitten. Das geht aus der Studie „Being Black in the EU“ hervor, die die Europäische Agentur für Grundrechte in Wien in Auftrag gegeben hatte.
25.10.2023
Eine schwarze Frau mit einem beschrifteten weißen Shirt steht vor dem Brandenburger Tor, sie ruft in ein Megafon.
Protest gegen Rassismus vor dem Brandenburger Tor (Archivbild). (www.imago-images.de)
76 Prozent der Befragten in Deutschland gaben demnach an, in den vergangenen fünf Jahren diskriminierende Erfahrungen aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt worden zu sein. Unter den 13 einbezogenen EU-Staaten hatte nur Österreich ähnlich schlechte Werte. Der Durchschnitt lag bei 45 Prozent.
EU-Grundrechteagentur: „Beschämendes Eingeständnis“
Das Phänomen habe sich in den vergangenen Jahren verschärft, heißt es in dem Bericht der EU-Grundrechteagentur. Deren Direktor O'Flaherty sprach von einem beschämenden Eingeständnis. Menschen afrikanischer Herkunft würden allein aufgrund ihrer Hautfarbe immer stärker diskriminiert. Bei der vorigen Umfrage 2016 klagten in Deutschland 52 Prozent der Befragten über Probleme, der Durchschnitt lag damals bei 39 Prozent.
Auch viele rassistisch motivierte Übergriffe
Deutschland schnitt auch bei den Angaben zu rassistisch motivierten Übergriffen schlecht ab: 54 Prozent der Befragten erklärten, in dieser Weise Belästigungen erlebt zu haben; das ist der höchste Anteil unter den 13 Staaten. Auch im Beruf machten Schwarze in Deutschland der Studie zufolge häufiger schlechte Erfahrungen als in jedem anderen der 13 untersuchten Staaten. 46 Prozent berichteten von Diskriminierung am Arbeitsplatz (Durchschnitt: 31 Prozent), 56 Prozent von negativen Erlebnissen bei der Jobsuche. Von den Befragten, die in den vergangenen zwölf Monaten von der Polizei kontrolliert wurden, gaben in Deutschland 69 Prozent an, dies sei aufgrund ihrer Hautfarbe geschehen.
Für den aktuellen Bericht „Being Black in the EU“ wurden Antworten von insgesamt 7.000 Migranten aus Afrika südlich der Sahara sowie Menschen mit mindestens einem Elternteil aus dieser Region ausgewertet, die in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, Schweden und Spanien leben.
Diese Nachricht wurde am 25.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
https://www.deutschlandfunk.de/


EU-STUDIE
Schwarze leiden unter Rassismus - besonders in Deutschland

Ein Jugendlicher aus Burundi sitzt mit einem anderen geflüchteten Jugendlichen in einem Famlienferiendorf. Foto
© Felix Kästle/dpa
25.10.2023, 06:12
Menschen mit schwarzer Hautfarbe sind vor allem in Deutschland rassistischer Diskriminierung ausgesetzt - zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie. Ein Experte bezeichnet den Trend als "schockierend".
In einer Studie zu Rassismus gegen Schwarze in gut einem Dutzend EU-Staaten hat Deutschland am schlechtesten abgeschnitten. Demnach gaben 76 Prozent der Befragten an, in den vergangenen fünf Jahren wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt worden zu sein, wie die Europäische Agentur für Grundrechte (FRA) in Wien mitteilte. Das ist der höchste Anteil unter den 13 EU-Ländern, in denen Menschen mit afrikanischen Wurzeln zu Rassismus und Diskriminierung befragt wurden. Österreich hatte laut der Studie ähnlich schlechte Werte.
Im Durchschnitt erlebten 45 Prozent der knapp 7000 Studienteilnehmer in Europa in den vergangenen Jahren rassistische Diskriminierung. Laut dem FRA-Bericht ist das Problem also deutlich größer geworden. Denn in einer vorigen Studie aus dem Jahr 2016 hatte der durchschnittliche Anteil noch bei 39 Prozent gelegen. FRA-Direktor Michael O'Flaherty bezeichnete den Trend als "schockierend". Es müsse sichergestellt werden, "dass auch Menschen afrikanischer Herkunft ihre Rechte wahrnehmen können - ohne Rassismus und Diskriminierung", sagte er. Die FRA forderte EU-Staaten unter anderem auf, genauere Daten zu rassistischen Vorfällen zu sammeln und rassistisch motivierte Straftaten härter zu bestrafen.
Auch bei rassistisch motivierten Übergriffen liegt Deutschland laut der Umfrage im Spitzenfeld. Dort erlebten 54 Prozent der Befragten Belästigungen - der höchste Anteil unter den 13 Staaten. Außerdem berichteten in Deutschland 9 Prozent von persönlichen Gewalterfahrungen. Dieser Wert wurde nur von Finnland mit 11 Prozent übertroffen. Mehr als die Hälfte der befragten Schwarzen in Deutschland fühlten sich bei der Arbeitssuche diskriminiert. Der Mittelwert der 13 Staaten lag bei etwa einem Drittel. In deutschen Schulen sind demnach fast 40 Prozent der schwarzen Schülerinnen und Schüler mit rassistischen Beleidigungen oder Drohungen konfrontiert, ähnlich wie in Irland, Finnland und Österreich.
FRA
dpa
https://www.stern.de/


EU-Studie
Schwarze leiden unter Rassismus – besonders in Deutschland

Wien · In einer Studie zu Rassismus gegen Schwarze in gut einem Dutzend EU-Staaten hat Deutschland am schlechtesten abgeschnitten. Die Ergebnisse im Detail.
25.10.2023, 08:08 Uhr 2 Minuten Lesezeit
Ein Jugendlicher aus Burundi sitzt in einem Famlienferiendorf mit einem anderen geflüchteten Jugendlichen (Symbolbild).
Foto: dpa/Felix Kästle
Demnach gaben 76 Prozent der Befragten an, in den vergangenen fünf Jahren wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt worden zu sein, wie die Europäische Agentur für Grundrechte (FRA) in Wien am Mittwoch mitteilte. Das ist der höchste Anteil unter den 13 EU-Ländern, in denen Menschen mit afrikanischen Wurzeln zu Rassismus und Diskriminierung befragt wurden. Österreich hatte laut der Studie ähnlich schlechte Werte.
Im Durchschnitt erlebten 45 Prozent der knapp 7000 Studienteilnehmer in Europa in den vergangenen Jahren rassistische Diskriminierung. Laut dem FRA-Bericht ist das Problem also deutlich größer geworden. Denn in einer vorigen Studie aus dem Jahr 2016 hatte der durchschnittliche Anteil noch bei 39 Prozent gelegen. FRA-Direktor Michael O'Flaherty bezeichnete den Trend als „schockierend“. Es müsse sichergestellt werden, „dass auch Menschen afrikanischer Herkunft ihre Rechte wahrnehmen können - ohne Rassismus und Diskriminierung“, sagte er. Die FRA forderte EU-Staaten unter anderem auf, genauere Daten zu rassistischen Vorfällen zu sammeln und rassistisch motivierte Straftaten härter zu bestrafen.
ABC der Diskriminierung – welche Begriffe was bedeuten. Von Afrodeutsch bis Zigeuner >>>
Auch bei rassistisch motivierten Übergriffen liegt Deutschland laut der Umfrage im Spitzenfeld. Dort erlebten 54 Prozent der Befragten Belästigungen - der höchste Anteil unter den 13 Staaten. Außerdem berichteten in Deutschland 9 Prozent von persönlichen Gewalterfahrungen. Dieser Wert wurde nur von Finnland mit 11 Prozent übertroffen. Mehr als die Hälfte der befragten Schwarzen in Deutschland fühlten sich bei der Arbeitssuche diskriminiert. Der Mittelwert der 13 Staaten lag bei etwa einem Drittel. In deutschen Schulen sind demnach fast 40 Prozent der schwarzen Schülerinnen und Schüler mit rassistischen Beleidigungen oder Drohungen konfrontiert, ähnlich wie in Irland, Finnland und Österreich.
(zim/dpa)
https://rp-online.de


Junge Österreicherin in Dresdner Straßenbahn rassistisch beleidigt

29.10.2023, 10:32
Wegen ihrer Hautfarbe wird eine 22-Jährige in Dresden zunächst beleidigt. Als sie mit ihrem Begleiter die Bahn verlässt, wird dieser angegriffen.
1 Min.
Eine Gruppe beleidigt eine 22-jährige Österreicherin in einer Dresdner Straßenbahn. Ihr Begleiter wird später angegriffen.
© Sven Ellger/Symbolbild
Dresden. Eine 22-jährige Österreicherin und ihr Begleiter sind am Freitagabend in einer Dresdner Straßenbahn von einer Gruppe beleidigt worden. Nach Verlassen der Bahn an der Königsbrücker Straße folgte ihnen ein Teil der Unbekannten. Hier wurde die Frau wegen ihrer dunklen Hautfarbe abfällig beschimpft und aufgefordert, in ihr Land zurückzukehren, wie die Polizei am Sonntag mitteilte.
Ihren 21 Jahre alten Begleiter attackierten die Täter körperlich und verletzten ihn leicht. Im Rahmen der Fahndungsmaßnahmen konnte ein 25-jähriger deutscher Tatverdächtiger gestellt werden. (SZ/sr)
https://www.saechsische.de/


TV-Kolumne „Markus Lanz“Gysi schockt die Lanz-Runde: „Sie haben gerade das N-Wort benutzt“

Freitag, 29.09.2023, 06:30
Die Zukunft der Linkspartei steht auf wackligen Beinen. Bei „Markus Lanz“ kritisierte Gregor Gysi am Donnerstagabend die Parteigründungspläne von Sahra Wagenknecht und kritisierte gleichzeitig den Umgang mit der AfD. Doch mit einer Aussage sorgte er plötzlich für betretenes Schweigen.
Die ehemalige Fraktionschefin der Linkspartei, Sahra Wagenknecht, landete in den vergangenen Monaten immer wieder in den Schlagzeilen. Nicht zuletzt durch ihre umstrittene Haltung zum Ukrainekrieg erntete sie viel Gegenwind in ihrer eigenen Partei. Mit einiger Sorge erwartet man dort nun, ob und wann Wagenknecht die von ihr in Aussicht gestellte Parteigründung in die Tat umsetzt.
Bei „Markus Lanz“ verurteilte Linken-Politiker Gregor Gysi die Pläne seiner Noch-Parteikollegin aufs Schärfste und offenbarte im Gespräch mit dem ZDF-Moderator, dass er das Vorhaben schlicht „für falsch“ halte, da eine „Abspaltung“ in der Regel zum Scheitern verurteilt sei.
Gysi über Wagenknecht-Partei: „Ich versuche, es ihr auszureden“
Zudem prognostizierte Gysi mit Blick auf Sahra Wagenknecht: „Wenn sie den Weg geht, wird sie bei der Europawahl erfolgreich sein. Vielleicht noch bei den Landtagswahlen im Osten im nächsten Jahr, aber nach meiner festen Überzeugung bei der Bundestagswahl 2025 nicht.“
Bei „Markus Lanz“ verriet der Politiker offen: „Ich versuche, es ihr auszureden. Ich weiß natürlich nicht, ob es mir gelingt.“ Falls nicht, sei er „bereit, um die Existenz der Partei zu kämpfen“. Dennoch ergänzte er: „Ich mache nicht wieder den Fraktionsvorsitz. Hören Sie zu, ich bin 75, hatte drei Infarkte. Also, man muss auch Grenzen kennen!“
Autorin: Wagenknecht „macht mir schon Angst als Persönlichkeit“
Während Gregor Gysi die Parteipläne von Sahra Wagenknecht kritisch sah, erklärte Schriftstellerin Deborah Feldman, warum sie für eine Abspaltung wäre: „Ich finde es von Vorteil, wenn im Sammelbecken der Unzufriedenen mehrere fischen.“
Der Grund? Die AfD habe aktuell laut Feldman „keine Konkurrenz“. Sorgenfrei blickt die deutsch-amerikanische Bestsellerautorin ("Unorthodox") allerdings nicht auf Sahra Wagenknecht: „Sie macht mir schon Angst als Persönlichkeit.“
„Man sagt immer wieder dasselbe und das Ergebnis sind 35 Prozent in Sachsen“
Theologe Manfred Lütz sah dagegen die Lösung im direkten Austausch „mit AfD-Leuten, mit Wählern, auch mit Funktionären“. Laut Lütz entstehe viel zu sehr der Eindruck, „man redet gar nicht mit denen“, sondern „nur mit dem eigenen Stammtisch“, wo man zeige, „wie tapfer man gegen die AfD ist“. Lütz ergänzte kritisch: „Man sagt immer wieder dasselbe (...) und das Ergebnis sind 35 Prozent in Sachsen.“
Gregor Gysi fügte nachdenklich hinzu, dass die etablierten Parteien immer nur darüber reden würden, „was die AfD macht, wie sie es macht und nicht über unsere Fehler, die es ermöglicht haben, dass die AfD so stark geworden ist“. Laut Gysi sei es fatal, dass es keinen Gesprächskreis unter Vertretern etablierter Parteien gebe, „wo man sich mal darüber unterhält, wie man wieder Vertrauen bei der Bevölkerung gewinnt“.
Der Politiker machte seinem Ärger Luft: „Es ist alles so kleinkariert!“ Gysi wetterte weiter gegen die Methodik der Bundesregierung im Umgang mit der AfD und sagte schließlich wütend: „Mein Gott, das geht mir so auf die Nerven!“
Gregor Gysi gebraucht das „N-Wort“
Markus Lanz versuchte daraufhin, die Debatte breiter aufzufächern, und sprach übergeordnete Themen wie Moral und Glauben an. Gysi gab daraufhin zu, dass der Glaube „eine Orientierung“ gebe, die „ganz wichtig“ für eine Gesellschaft sei.
Die in der ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft der Satmarer in New York aufgewachsene Deborah Feldman sah dies kritisch und warnte davor, dass die Religion „sehr biegsam“ sei und „leicht missbraucht werden“ könne. „Ich sehe, wie die Religion in Amerika eigentlich zu einer Politik geworden ist“, warnte die Schriftstellerin.
Auch Theologe Manfred Lütz sagte ernst: „Religion ist sehr existenziell und damit kann man Menschen unglaublich manipulieren.“ Daraufhin blickte Gregor Gysi in die Vergangenheit Amerikas und hob an: „Im Süden der USA, wo die N... ja furchtbar behandelt wurden und auch heute noch nicht wirklich gleichberechtigt behandelt werden ...“.
Das „N-Wort“ formulierte er dabei aus. Und fuhr fort, „... da sagte ein Priester: Gott hat sich was dabei gedacht, als er Weiße und Schwarze schuf. Nicht, damit sie gleichberechtigt werden.“
„Ich habe nur von Schwarzen gesprochen“ - „Nein, haben Sie nicht“
Nach kurzem Schweigen fragte Markus Lanz sichtlich überrascht: „Herr Gysi, Sie benutzen das Wort jetzt im historischen Kontext, das Sie gerade ausgesprochen haben?“ Lanz weiter: „Sie haben gerade das sogenannte N-Wort benutzt.“ Gysi war sich jedoch keiner Schuld bewusst und verteidigte sich: „Ich habe nur von Schwarzen gesprochen.“
Lanz konterte: „Nein, haben Sie nicht. Es ist interessant, was jetzt passieren würde, wenn wir das jetzt nicht klarziehen.“ Manfred Lütz stellte daraufhin klar, dass Gysi ohne Richtigstellung „heftig angegriffen“ werden könnte. Der Politiker verteidigte sich dennoch weiter: „Was ich gemacht habe, ist ein Zitat.“ Er ergänzte abschließend jedoch einsichtig: „Ich bin auch sehr dafür, dass wir die Sprache ändern.“
https://www.focus.de/



Eklat in der Regionalliga Nord
Fußballmannschaft bei Topspiel rassistisch beleidigt

Aktualisiert am 05.09.2023
Mehrere Mitglieder des Fußball-Regionalligisten Phönix Lübeck sind am Samstag während eines Spiels in Lohne rassistisch beleidigt worden. Das hat Folgen.
Der TuS BW Lohne (BWL) zieht nach einem Spiel gegen den 1. FC Phönix Lübeck Konsequenzen. Denn: Während eines Spiels am Samstag haben ein oder mehrere Fans Trainer und Spieler der Lübecker rassistisch beleidigt. Das berichteten zuerst die Lübecker Nachrichten. Wie die Polizeidirektion Cloppenburg/Vechta auf Anfrage bestätigt, hat der Lohner Verein mittlerweile Anzeige gestellt.
Das ist passiert: Während des Regionalliga-Topspiels in Lohne sei unter anderem das sogenannte N-Wort gefallen. Wie der Kicker berichtet, seien die rassistischen Beleidigungen gegen die Phönix-Spieler und den Schwarzen Trainer Christiano Adigo auf den Stehplätzen hinter den Trainerbänken gefallen. Mit Obinna Iloka und Kevin Ntika standen laut der Lübecker Nachrichten zwei schwarze Spieler bei den Lübeckern im Aufgebot für das Lohne-Spiel.
Christiano Adigo: "Ich bin seit 30 Jahren in diesem Land"
Direkt nach dem Spiel habe sich der 51-jährige Trainer Adigo zu dem rassistischen Vorfall selbst geäußert. "Ich bin seit 30 Jahren in diesem Land, in Deutschland. Ich habe hier Profi-Fußball gespielt, meine Kinder sind hier groß geworden und haben für Deutschland gespielt", zitieren die Lübecker Nachrichten den A-Lizenz-Inhaber. Er hätte nach all dieser Zeit nicht gedacht, dass das sogenannte N-Wort noch ein Thema sei. "Das betrübt ein bisschen meine Stimmung.“
Die BWL-Verantwortlichen wollen nun mithelfen, die Fans zu finden und schalteten am Montagvormittag die Polizei ein. Es wurde eine Strafanzeige gestellt. Auch ein Foto des mutmaßlichen Beleidigers wurde an die Polizei weitergeleitet. Diese suchen jetzt nach Zeugen des Vorfalls.
Laut des Zeugenaufrufs seien die Spieler und der Trainer zwischen 19.50 Uhr und 20.05 Uhr rassistisch beleidigt worden. Wer etwas gesehen hat, kann sich mit der Polizei Lohne unter 04442 808460 oder der Polizei Cloppenburg unter 04471 18600 in Verbindung setzen.
Rassismus im Fußball: "Für viele Betroffene ist das nicht neu"
Auch der Sportchef von Phönix Lübeck, Frank Salomon, war bei dem Spiel dabei. Er habe die "eindeutig rassistischen Worte" gehört. Für die Betroffenen tue es ihm besonders leid: "Für viele von ihnen ist das leider nicht völlig neu." Seit vielen Jahren sei er im Fußball engagiert. "Auch im Fußball spiegelt sich der latente Rassismus", sagt er.
Mittlerweile sei der Verein wieder zum Alltagsgeschäft übergangen. "Natürlich in Absprache mit den Betroffenen", sagt Salomon.
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Medienbericht
Aiwanger soll Schulordner mit rassistischer Beschimpfung gehabt haben

Aktualisiert am 01.09.2023
Lesedauer: 1 Min.
Freie-Wähler-Chef in Bayern: Gegen Hubert Aiwanger werden immer mehr Vorwürfe laut. (Quelle: IMAGO)
Erst ging es um ein Flugblatt, dann um einen Hitlergruß in der Schule. Jetzt tauchen weiter Anschuldigungen gegen Aiwanger auf.
Neue Vorwürfe gegen Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler): Einem Bericht des "Spiegels" zufolge soll Aiwanger in seiner Gymnasialzeit Ende der 1980er-Jahre einen Schulordner mit in den Unterricht gebracht haben, auf dessen Innenseite die rassistische Beschimpfung "Schwarzbraun ist die Negersau" gestanden habe.
Das bezeugt eine frühere Mitschülerin Aiwangers in einer eidesstattlichen Versicherung, die dem Magazin vorliegt. Aiwanger selbst äußerte sich nicht zu dem Vorwurf. Eine Anfrage des "Spiegels" mit der Bitte um Stellungnahme ließ der Politiker am Donnerstag unbeantwortet.
Aiwanger entschuldigt sich in knapper Erklärung
Aiwanger hatte am Donnerstag ein allgemeines Statement abgegeben, in dem er einräumte, Fehler in seiner Jugend gemacht zu haben. "Vorwürfe wie menschenfeindliche Witze kann ich aus meiner Erinnerung weder vollständig dementieren noch bestätigen", las Aiwanger aus einer vorbereiteten Erklärung ab. Er bereue zutiefst, wenn er durch sein Verhalten Gefühle verletzt habe. Nachfragen waren nicht zugelassen.
Der Freie-Wähler-Chef hatte bereits am Samstag schriftlich zurückgewiesen, zu Schulzeiten ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben, über das die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Wochenendausgabe berichtet hatte. Gleichzeitig räumte er aber ein, es seien "ein oder wenige Exemplare" in seiner Schultasche gefunden worden. Kurz darauf gestand Aiwangers älterer Bruder ein, das Pamphlet geschrieben zu haben.
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ZECHE ZOLLERN:
Deutsches Museum lässt samstags keine Weissen rein

Zur Ausstellung «Das ist kolonial» dürfen an Samstagen nur nicht-weisse Besucher ins Museum Zeche Zollern in Dortmund. Denn Rassismus gegen weisse Personen gebe es nicht, ist sich eine Journalistin sicher.
Hier haben weisse Personen am Samstag derzeit keinen Zutritt.
Denn die Ausstellung «Das ist kolonial» ist am Samstag von zehn bis 14 Uhr ausschliesslich für sogenannten BIPoC geöffnet.
Die Journalistin Ciani-Sophia Hoeder sieht kein Problem mit dieser Regelung – «Rassismus gegen weisse Personen gibt es nicht», sagt sie.
Aktualisiert 01.09.2023, 16:15
Darum gehts
In Deutschland sorgt die Eintrittsregel eines Museums für Aufruhr.
Denn samstags haben nur schwarze Personen Zutritt zur Ausstellung.
Laut einer Journalistin gibt es keinen Rassismus gegen weisse Personen.
«Unglaublich» findet die ehemalige AfD-Politikerin Joana Cotar die Aktion des Industriemuseums Zeche Zollern in Dortmund. Zu der Ausstellung «Das ist kolonial» sind nämlich seit kurzem am Samstag nur nicht-weisse Besucher erlaubt.
Wie «t-online» berichtet, befasst sich die Ausstellung mit sensiblen Themen wie Rassismus und Kolonialgeschichte. Die neue Regelung hat jedoch sowohl in der Stadt als auch im Internet heftige und kontroverse Debatten ausgelöst.
«Was, wenn es umgekehrt wäre?»
Zahlreiche Internetnutzer kritisieren die Entscheidung des Museums scharf. Ein Nutzer mit dem Profilnamen «Heimatgefühl» kommentiert: «Rassismus-Skandal! Stellen Sie sich bitte vor, ein Museum verweigert Schwarzen den Zutritt. Was für einen Aufruhr würde das geben?»
Eine andere Nutzerin namens «diebiesli» drückt ihre Empörung noch vehementer aus: «Unglaublich!!! Dortmund Museum, NICHT FÜR WEISSE! Es wird immer absurder. WIR HABEN NUR UNSERE ANWEISUNGEN.»
Rassismus-Vorwürfe sollen Leid der Schwarzen marginalisieren
Rückendeckung erhält das Dortmunder Museum von der Journalistin Ciani-Sophia Hoeder, die das erste Online-Lifestyle-Magazin für schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum gegründet hat. In der «Süddeutsche Zeitung» argumentiert sie, dass es keinen Rassismus gegen weisse Personen gebe – dieser werde immer nur ins Feld geführt, wenn ein Weisser auch nur den Hauch von Ungerechtigkeit gegenüber Weissen wahrnehme. Ihrer Meinung nach zielt dieser Begriff letztlich darauf ab, das Leid der marginalisierten Schwarzen herunterzuspielen.
Im Gegensatz zur Stimmung im Netz haben die tatsächlichen Besucher des Museums mit relativer Gelassenheit reagiert. Das Museum stellt fest: «Im Allgemeinen haben unsere Museumsgäste Verständnis gezeigt.» Die Ausstellung mit dem Titel «Das ist kolonial» ist bis zum 15. Oktober 2023 zu sehen.
(bho)
https://www.20min.ch/


MEHR VON UNS – KEINER VON EUCH.
DFB VERURTEILT RASSISTISCHE VORFÄLLE GEGEN U 21-NATIONALSPIELER

Nach dem 1:1 der DFB-Auswahl im EM-Auftaktspiel gegen Israel erhielten einige U 21-Nationalspieler rassistische Beleidigungen auf ihren Social-Media-Kanälen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nimmt dazu Stellung. Unsere Nationalmannschaften lassen gemeinsam ihr Herz auf dem Platz. Füreinander und für Deutschland. Wir lassen nicht zu, dass man sie durch Hass, Hetze und Rassismus spaltet.
Denjenigen, die gestern nach dem Spiel der U 21 diskriminierende, beleidigende und menschenverachtende Kommentare gegen einige Spieler verfasst haben, möchten wir sagen: Ihr widert uns an. Ihr seid keine Fans, euch brauchen wir nicht, euch wollen wir nicht. Eure Äußerungen werden wir strafrechtlich verfolgen.
Seid euch sicher: Ihr werdet nie gewinnen. Denn wir sind mehr. Wir sind offen, vielfältig, bunt und verdammt stolz darauf.
MEHR VON UNS – KEINER VON EUCH.
[dfb]
https://www.dfb.de/


DI SALVO: "WIR LASSEN UNS NICHT SPALTEN"

Nach dem 1:1 der DFB-Auswahl im EM-Auftaktspiel gegen Israel erhielten einige U 21-Nationalspieler rassistische Beleidigungen auf ihren Social-Media-Kanälen. Cheftrainer Antonio Di Salvo und Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, finden klare Worte.
Antonio Di Salvo
Nach dem Spiel habe ich in der Mixed Zone von den Vorfällen erfahren. Das hat mich schockiert und betroffen gemacht. Ich fand es richtig von Youssoufa (Moukoko; Anm. d. Red.), dass er sich öffentlich geäußert hat. Niemand verschießt absichtlich Elfmeter. Ich weiß, dass sich die Spieler sehr auf das Spiel gefreut haben. Diskriminierung, Hetze und Rassismus im Netz sind ekelhaft und allerunterste Schublade. Ich habe selber Migrationshintergrund und kann mit den Spielern mitfühlen - auch wenn ich klar sagen muss, dass ich noch nicht rassistisch beleidigt wurde. Durch die sozialen Medien wird den Menschen anonym genau dazu die Möglichkeit gegeben. Das ist schlimm. Ich glaube, das geht in eine falsche Richtung, die für mich sehr bedenklich ist.
Deutschland ist bunt. Wir sind alle Deutsche, und jeder Spieler ist stolz, für Deutschland zu spielen. Menschen, die so etwas anonym von sich geben, sind für mich Feiglinge. Wir haben mit den betroffenen Spielern und der Mannschaft gesprochen. Die Mannschaft hat für sich ein Zeichen gesetzt und gesagt: "Wir konzentrieren uns auf das Sportliche und lassen uns nicht spalten." Wir stehen zu 1000 Prozent zu und hinter unseren Spielern. Die Widerstände, die von außen kommen, bringen uns nur noch enger zusammen. Wir haben auch einen Sportpsychologen dabei, Christoph Herr, der die Spieler mit dabei unterstützt.
Nach dieser Pressekonferenz wollen wir uns diesem Thema nicht mehr widmen. Wir wollen uns auf das Sportliche konzentrieren. Wir haben gestern keine sehr gute, aber eine gute Leistung gezeigt. Wir hatten in der ersten Halbzeit viel Ballkontrolle. Klar ist aber auch, dass die zweite Halbzeit nicht so war, wie wir uns das vorgestellt hatten - gerade mit einem Mann mehr. Das ist extrem bitter. Es war aber nicht alles schlecht, im Gegenteil: Wir haben viele gute Dinge gesehen. Wir haben ein Punkt geholt, der ist wichtig. Wir haben noch alles in der eigenen Hand.
Joti Chatzialexiou
Toni und ich sind die besten Beispiele, die Vielfalt unseres Verbandes aufzuzeigen. Wir sind beide Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland aufgewachsen sind. Unsere Mannschaft spiegelt unsere Gesellschaft wider. Fußball führt viele Menschen zusammen. Vor ein paar Wochen hatten wir einen ähnlichen Fall bei unserer U 17-Nationalmannschaft, die Europameister wurde. Wir stehen hinter den Spielern. Die Mannschaft hat sich damals für die gleiche Reaktion ausgesprochen wie unsere Jungs jetzt - sie wollte eine Reaktion auf dem Platz zeigen. Das hat bei der U 17 mit dem EM-Titel hervorragend geklappt.
Wir wollen dieses Thema offen ansprechen und begrüßen deswegen auch, dass Youssoufa sich öffentlich geäußert hat. Er war gestern emotional aufgewühlt. Er hat ein wichtiges Statement gesetzt. Dieses Thema wird uns auch künftig begleiten. Ich bin erschrocken darüber, dass Spieler teilweise aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Migrationshintergrundes diskriminiert werden. Das ist sehr beklemmend. Vor allem wenn man hört, dass die Jungs damit aufwachsen und ihr Leben lang schon damit konfrontiert wurden.
Wir werden strafrechtlich gegen diese Personen vorgehen. Wir versuchen als Verband alles Mögliche, um diese Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist richtig, dass etwas gegen diese Anonymität im Netz unternommen wird. Wir wissen nicht, ob die Anzeigen zum Erfolg führen werden. Wir wissen aber, dass wir uns gegen diese Menschen wehren müssen.
[dfb]
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Vorfall bei EM-Auftakt
Faeser verurteilt Rassismus gegen U21-Spieler: „Widerwärtig“

Für Bundesinnenministerin Nancy Faeser sind die rassistischen Beleidigungen gegen die U21-Fußballer „menschenverachtend“. Im Kampf gegen Rassismus im Sport brauche es mehr Präventionsarbeit.
23.06.2023, 11:15 Uhr
Lesedauer: 1 Min
Faeser verurteilt Rassismus gegen U21-Spieler: „Widerwärtig“
Verurteilt die rassistischen Beleidigungen gegen die deutschen U21-Nationalspieler: Nancy Faeser.
Bernd von Jutrczenka/dpa
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die rassistischen Beleidigungen gegen die deutschen U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam als „menschenverachtend und widerwärtig“ verurteilt.
„Unsere Nationalspieler zeigen die beste Seite unseres modernen und vielfältigen Deutschlands, diese rassistischen Kommentare zeigen die hässlichste Seite“, sagte die für Sport zuständige Ministerin am Tag nach dem Spiel der Deutschen Presse-Agentur.
Die beiden Fußballer hatten beim 1:1 der deutschen Mannschaft zum EM-Auftakt gegen Israel im georgischen Kutaissi jeweils einen Elfmeter verschossen. Moukoko hatte anschließend von rassistischen Kommentaren gegen sich und Ngankam in den sozialen Netzwerken berichtet.
„STEHEN VOLL UND GANZ HINTER IHNEN“
Faeser sprach Moukoko und Ngankam ihre Solidarität aus. „Sie können sich absolut sicher sein: Wir stehen voll und ganz hinter ihnen“, sagte sie. Im Kampf gegen Rassismus im Sport brauche es „mehr Präventions- und Bildungsarbeit und mehr Anlaufstellen für Betroffene von Gewalt und Diskriminierung.“
Auch weitere Politiker verurteilten die rassistischen Attacken. „Ich habe so kein Bock mehr darauf, dass 2023 noch immer Rassismus stattfindet“, twitterte Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP. „Es ist ekelhaft - egal, ob es gegen Spieler im Nationaltrikot oder gegen jeden anderen Menschen geht!“
Auch U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo und zahlreiche Mitspieler äußerten sich schockiert. Der DFB veröffentlichte nach dem Spiel ein Statement zu den Beleidigungen auf Twitter. „Wir verurteilen das aufs Schärfste“, hieß es dort.
https://www.weser-kurier.de/


“Beleidigungen gegen Moukoko widerwärtig“

Nancy Faeser verurteilt die rassistischen Entgleisungen gegen Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam auf das Schärfste. Für die Bundesinnenministerin sind diese „menschenverachtend“.

23.06.2023 • 11:57 Uhr
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die rassistischen Entgleisungen gegen die deutschen U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam mit scharfen Worten verurteilt.
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„Die rassistischen Beleidigungen gegen Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam sind menschenverachtend und widerwärtig“, schrieb Faeser bei Twitter: „Unsere Nationalspieler zeigen die beste Seite unseres modernen und vielfältigen Deutschlands, diese rassistischen Kommentare zeigen die hässlichste Seite.“
Moukoko und Ngankam waren nach zwei Elfmeter-Fehlschüssen im Auftaktspiel der U21-EM gegen Israel im georgischen Kutaissi (1:1) in den Sozialen Netzwerken diffamiert worden.
Ähnlich war es schon am Dienstag Innenverteidiger Yann-Aurel Bisseck (Aarhus GF) nach seiner Berufung zum Kapitän der deutschen U21 ergangen.
https://www.sport1.de/


Moukoko und Ngankam rassistisch beleidigt
Faeser verurteilt Rassismus gegen U21-Spieler: „Widerwärtig“

red/dpa 23.06.2023 - 11:59 Uhr
Für Bundesinnenministerin Nancy Faeser sind die rassistischen Beleidigungen gegen die U21-Fußballer „menschenverachtend“. Im Kampf gegen Rassismus im Sport brauche es mehr Präventionsarbeit.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die rassistischen Beleidigungen gegen die deutschen U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam als „menschenverachtend und widerwärtig“ verurteilt. „Unsere Nationalspieler zeigen die beste Seite unseres modernen und vielfältigen Deutschlands, diese rassistischen Kommentare zeigen die hässlichste Seite“, sagte die für Sport zuständige Ministerin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Die beiden Fußballer hatten beim 1:1 der deutschen Mannschaft zum EM-Auftakt gegen Israel am Donnerstag im georgischen Kutaissi jeweils einen Elfmeter verschossen. Moukoko hatte anschließend von rassistischen Kommentaren gegen sich und Ngankam in den sozialen Netzwerken berichtet.
Faeser sprach Moukoko und Ngankam ihre Solidarität aus. „Sie können sich absolut sicher sein: Wir stehen voll und ganz hinter ihnen“, sagte sie. Im Kampf gegen Rassismus im Sport brauche es „mehr Präventions- und Bildungsarbeit und mehr Anlaufstellen für Betroffene von Gewalt und Diskriminierung.“
Auch weitere Politiker verurteilten die rassistischen Attacken. „Ich habe so kein Bock mehr darauf, dass 2023 noch immer Rassismus stattfindet“, twitterte Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP. „Es ist ekelhaft - egal, ob es gegen Spieler im Nationaltrikot oder gegen jeden anderen Menschen geht!“
Auch U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo und zahlreiche Mitspieler äußerten sich schockiert. Der DFB veröffentlichte nach dem Spiel ein Statement zu den Beleidigungen auf Twitter. „Wir verurteilen das aufs Schärfste“, hieß es dort.
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/


U-21-NATIONALMANNSCHAFT : Moukoko und Ngankam rassistisch beleidigt

AKTUALISIERT AM 22.06.2023-22:25

Beim 1:1 der deutschen U21 gegen Israel zum EM-Auftakt verschießen Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam Elfmeter. Anschließend berichtet Moukoko von massiven rassistischen Beleidigungen gegen beide.
Die deutschen U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam sind nach ihren verschossenen Elfmetern zum EM-Auftakt in sozialen Medien massiv rassistisch beleidigt worden. „Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche. Wenn wir verlieren, kommen diese Affen-Kommentare. Jessic hat sie bekommen, ich habe sie bekommen. Solche Dinge gehören einfach nicht zum Fußball“, sagte der 18 Jahre alte Moukoko nach dem 1:1 (1:1) der deutschen Mannschaft zum Start in die Fußball-EM gegen Israel.
Sowohl der Dortmunder als auch Ngankam von Hertha BSC hatten in der Partie am Donnerstagabend in Georgien einen Elfmeter verschossen. Für Titelverteidiger Deutschland reichte es daher nur zu einem Remis zum Start in das Turnier.
„Das ist ein Unding“
„Wir verschießen nicht extra, sondern versuchen, der Mannschaft zu helfen. Wenn man solche Nachrichten bekommt, das ist ekelhaft“, sagte Moukoko, der in Kamerun geboren wurde. „Dieses Mal hat es weh getan. Kein Spieler verschießt extra einen Elfmeter.“ Moukoko berichtete, er sei immer wieder mit solchen Kommentaren konfrontiert. „Langsam reicht es. Langsam ist es Zeit, dass man ein Zeichen dagegen setzt“, forderte er.
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Auch Bundestrainer Antonio Di Salvo verurteilte die Attacken. Man könne nicht alles im Internet kontrollieren, aber es müsse „definitiv eine Strafe her. Das ist ein Unding.“ Der Coach verteidigte seine Spieler. „Das sind Jungs, die sehr gerne für Deutschland spielen, die Deutsche sind, die alles für das Land geben“, sagte Di Salvo. Deswegen sei er auch persönlich schockiert und enttäuscht. „Jede Art von Rassismus und Diskriminierung, das ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht“, stellte er klar.
https://www.faz.net/


U-21-Fehlschützen erhalten Hass-Nachrichten bei Instagram
"Das ist ekelhaft": Moukoko und Ngankam werden rassistisch beleidigt

Deutschland
22.06.2023 - 21:41
Der unglückliche Start der deutschen U-21-Nationamannschaft bei der EM in Georgien wird überschattet von rassistischen Beleidigungen in den sozialen Netzwerken gegen die Unglücksraben des Spiels. Youssoufa Moukoko, der wie Jessic Ngankam beim 1:1 gegen Israel einen Strafstoß verschoss, wird deutlich.
Äußerte sich nach seinem verschossenen Elfmeter zu den rassistischen Kommentaren im Netz: Youssoufa Moukoko.IMAGO/Beautiful Sports
Von der U-21-Europameisterschaft aus Kutaisi (Georgien) berichten Thomas Hiete und Tim Lüddecke
Anzeige endet in 14s
Zwei Fehlschüsse mit schlimmen Folgen: Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam vergaben am Donnerstag im georgischen Kutaisi jeweils aus elf Metern den deutschen Sieg gegen Israel und sahen sich anschließend schweren rassistischen Beleidigungen in den sozialen Medien ausgesetzt. Affen-Emojis, dazu schlimme Sätze bei Instagram. Die Accounts von den beiden Unglücksraben gerieten ins Visier. Von "Vollidioten", wie Moukoko direkt antwortet.
Der Dortmunder Angreifer ist schwer getroffen von dem, was er da gesehen und gelesen hat nach dem Spiel. "Kommentare, die hässlich sind. Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche, wenn wir verlieren, sind wir die Schwarzen, dann kommen die Affen-Kommentare. Solche Dinge gehören einfach nicht zum Fußball. Wir verschießen nicht extra. Das ist ekelhaft."
Moukoko: "Dieses Mal hat es mir wehgetan"
Es ist nicht das erste Mal, dass Moukoko derartige Beleidigungen erreichen. "Aber dieses Mal hat es mir wehgetan. Wir versuchen, die Elfmeter so gut es geht zu schießen. Am Ende haben wir beide verschossen, das müssen wir akzeptieren."
Wir sind alle gleich, wir bluten alle das gleiche Blut. Langsam reicht es.
YOUSSOUFA MOUKOKO NACH RASSISTISCHEN BELEIDIGUNGEN IM NACHGANG DER PARTIE GEGEN ISRAEL
Den Hass im Netz kann und will der 18-Jährige aber nicht einfach so hinnehmen. "Das sind Menschen, die gar nichts zu tun haben. Wir sind alle gleich, wir bluten alle das gleiche Blut. Langsam reicht es, so langsam müssen wir ein Zeichen dagegensetzen." Nur wie? Sich aus den sozialen Medien zurückzuziehen, die Kommentarfunktion zu deaktivieren, hat Moukoko erst einmal nicht vor. "Das wäre der falsche Weg. Man muss gegen diese Menschen, diese Idioten kämpfen."
Sportlich ist Moukoko, der auch noch einen deutschen Treffer durch eine Abseitsposition verhinderte, arg unglücklich in das Turnier gestartet, nun die Rassismus-Vorfälle im Nachgang. Kann der Teenager dies verkraften? "Ich habe auch Jessic gesagt, dass er den Kopf nicht hängen lassen soll. Wir sind ein Team, wir haben Bock Fußball zu spielen."
Di Salvo ist "persönlich schockiert und enttäuscht"
Im Anschluss äußerte sich auch U-21-Nationaltrainer Antoni Di Salvo zu den Vorkommnissen. "Grundsätzlich muss ich sagen, dass es ein Unding ist, wenn sich irgendwelche Menschen im Internet anonym äußern und unsere Jungs rassistisch beleidigen. Das geht überhaupt nicht und da nehme ich unsere Jungs auch zu 1000 Prozent in Schutz, die sehr gerne für Deutschland spielen, die Deutsche sind - die alles für das Land und sich selbst geben. Deswegen bin ich auch persönlich schockiert und enttäuscht."
Befürchtet der Trainer Auswirkungen auf die sportlichen Leistungen? "Förderlich ist das nicht. Jetzt sind wir gefragt, die Jungs dann aufzubauen. Natürlich werde ich mit den Jungs sprechen, weil ich mir gut vorstellen kann, dass das die Mannschaft auch beschäftigt. Aber jegliche Art von Diskriminierung und Rassismus ist unterste Schublade", unterstreicht der 44-Jährige. Der nun auf vielen Ebenen Aufbauarbeit leisten muss.
https://www.kicker.de/

Nach Rassismus-Eklat: So gehen Moukoko & Co. mit den Anfeindungen um

23.06.2023 / 10:27
Als der Mannschaftsbus der deutschen U21-Fußballer tief in der Nacht das Teamquartier am Schwarzen Meer erreichte, waren Schock und Entsetzen immer noch groß.
Nach den rassistischen Beleidigungen gegen die U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam mochte im Lager des Deutschen Fußball-Bunds niemand einfach zur Tagesordnung übergehen. „Ganz bestimmt muss ich jetzt mit den Jungs sprechen und mit der ganzen Mannschaft sprechen“, kündigte Trainer Antonio Di Salvo noch in der Nacht an. Bis zum wichtigen nächsten Spiel am Sonntag gegen Tschechien bleibt aber nur wenig Zeit.
Moukoko und Ngankam in den Sozialen Netzwerken rassistisch beleidigt
Etwa eine Stunde nach Abpfiff im georgischen Kutaissi machte Moukoko mit emotionalen Worten die Hass-Botschaften gegen sich und Teamkollege Ngankam öffentlich.
„Da sind Menschen, die gar nichts zu tun haben, die beleidigen dich. Wenn wir gewinnen, sind wir Deutsche und wenn wir verlieren, sind wir Schwarze“, klagte der Stürmer von Borussia Dortmund. „Das ist ekelhaft, das hat sehr weh getan“, sagte Moukoko, der ein „Zeichen“ forderte. Der 18-Jährige hatte bereits nach drei Minuten einen Elfmeter vergeben, Herthas Ngankam scheiterte in der Schlussphase ebenfalls vom Punkt (80. Minute).
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Die Mannschaft und Di Salvo reagierten schockiert. „Ich verstehe nicht, wieso man heutzutage immer noch rassistisch ist“, sagte Torhüter Noah Atubolu, der von ähnlichen Erfahrungen berichtete. „Die Jungs können nichts dafür, woher sie kommen. Sie haben sich entschieden, für Deutschland zu spielen, und geben das Beste für ihr Land.“ Auch der DFB und die Vereine von Ngankam und Moukoko verurteilte die Vorfälle. „Jede Art von Rassismus und Diskriminierung ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht“, sagte Di Salvo.
Sportlicher Fehlstart: Di Salvo unter enormen Druck
Der 44 Jahre alte Trainer ist bei seinem ersten Turnier als Chefcoach nun extrem gefordert. Einerseits müssen er und sein Trainerteam das Geschehene mit der Mannschaft aufarbeiten, andererseits steht die U21 nach ihrem EM-Fehlstart auch sportlich unter enormem Druck. „Förderlich ist es nicht, das ist klar“, sagte der Coach auf die Frage nach dem Einfluss der Beleidigungen auf die Leistung seiner Elf. „Jetzt sind wir gefragt, die Jungs aufzubauen.“
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Dafür bleibt nur wenig Zeit: Bereits am Sonntag (18 Uhr/Sat.1) steht in Batumi das zweite EM-Spiel gegen Tschechien an. Nach dem 1:1 zum Start braucht der Titelverteidiger dringend einen Sieg. Sonst droht das Team schon vor dem Gruppen-Finale gegen England am Mittwoch die Ziele wie den Einzug in die K.o.-Phase und die Qualifikation für die Olympischen Spiele aus den Augen zu verlieren. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns“, sagte Di Salvo.
Moukoko mit schwachem Auftritt beim 1:1 gegen Israel
Das Tor von Kapitän Yann-Aurel Bisseck (26.) reichte gegen Israel trotz einer Halbzeit in Überzahl nicht zum Sieg – auch weil die deutsche Mannschaft neben den beiden vergebenen Elfmetern zahlreiche weitere Chancen ungenutzt ließ. „Das war schon auf jeden Fall relativ wenig“, gab Di Salvo ernüchtert zu. Vor allem Moukoko, der bei der EM vorangehen sollte, erwischte einen unglücklichen Abend, vergab zahlreiche Großchancen und verhinderte ein Tor durch eine Abseitsposition. „Youssoufa weiß, dass er mehr kann“, sagte der Trainer.
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Das Ausnahme-Talent und Teamkollege Ngankam aufzufangen und gleichzeitig den Fokus auf die sportlich wichtige Aufgabe zu lenken – das wird nun die Herausforderung für den ehemaligen Bundesliga-Profi. Nach der Erfolgs-Ära von Trainer Stefan Kuntz mit drei Final-Teilnahmen in Serie und den Titel-Gewinnen 2017 und 2021 wäre alles andere als der erneute Einzug in die K.o.-Phase eine brutale Enttäuschung für die U21. (dpa/mg)
https://www.mopo.de/


NORDRHEIN-WESTFALEN
Moukoko verurteilt Rassismus: «Das sind keine Fußballfans»

Veröffentlicht am 19.10.2020 | Lesedauer: 3 Minuten
Der Sieg des BVB beim Junioren-Derby gegen Schalke wird von Beleidigungen und Rassismus überschattet. Der 15 Jahre alte Jungstar Youssoufa Moukoko lässt die Schmähungen an sich abprallen. Die Empörung ist groß, der DFB-Beauftragte Cacau findet klare Worte.
Gelsenkirchen (dpa) - Mit Bestürzung und der Forderung nach Konsequenzen haben der Deutsche Fußball-Bund und die Vereine auf die heftigen Beleidigungen gegen den jungen Fußballer Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund reagiert. Auf Instagram verurteilte der Nachwuchsspieler die rassistischen Beleidigungen gegen ihn während der Partie beim FC Schalke 04 aufs Schärfste. Auch wenn ein Derby für Spieler und Fans emotional sei, «sollte der Sport uns verbinden und Spaß machen und keine Grenzen zwischen uns setzen», schrieb das 15 Jahre alte Nachwuchstalent nach dem Junioren-Derby gegen den FC Schalke 04 am Sonntag an seine Follower.
Für den DFB-Vizepräsidenten Günter Distelrath sind die Beleidigungen unerträglich. «Das hier ist so ein Fall, bei dem wir uns gemeinsam positionieren und vor den Spieler stellen müssen.» Ein klares Zeichen solle die unabhängige Sportgerichtsbarkeit setzen, sagte er am Montag.
«Man darf vor solchen Leuten nicht kapitulieren. Wenn möglich, ist es in meinen Augen immer besser, denjenigen, der da reingerufen hat, zu identifizieren und aus dem Stadion zu verbannen, statt das Spiel abzubrechen», sagte der Integrationsbeauftragte des DFB, Cacau, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Auf den Vorfall reagierte er mit Bestürzung. Es sei «immer traurig, wenn so etwas passiert». In den letzten Jahren habe die Zahl derartiger Vorfälle zugenommen.
Moukoko fand am Sonntagabend auf Instagram klare Worte. «Das sind keine Fußballfans, sondern Menschen, die Hass verbreiten wollen.» Er werde sich vom Hass nicht unterkriegen lassen und weiterhin das tun, was ihm Spaß mache: Fußball spielen und Tore schießen. Moukokos Reaktion sei gut und clever, lobte Cacau am Montag.
Der Sprecher des Vereins «Initiative Schwarze Menschen in Deutschland», Tahir Della, kritisierte das nach wie vor fehlende Bewusstsein dafür, wie rassistisch die Gesellschaft strukturiert sei. Solche Vorfälle verdeutlichten nur die weite Verbreitung des Problems. «Rassistischem Verhalten muss so begegnet werden, dass die Folgen schmerzhaft sind», sagte er im Gespräch mit der dpa.
Für die Zuschauer, die Moukoko beleidigt hatten, wurden bereits Konsequenzen angekündigt.
Es seien 300 Zuschauer anwesend gewesen, von denen jeder ein personifiziertes Ticket hatte, hieß es vom FC Schalke. Deswegen hofft Sportvorstand Jochen Schneider, diejenigen ausfindig machen zu können, die sich auch rassistisch geäußert hatten. «Wir werden die notwendigen Maßnahmen einleiten.» Schneider habe sich im Namen des FC Schalke 04 bei BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und bei dem Spieler entschuldigt.
Moukoko zählt zum Profi-Kader des BVB und soll nach seinem 16. Geburtstag im November in der Bundesliga debütieren. Beim Dortmunder 3:2 erzielte er alle drei Treffer der Gäste.
https://www.welt.de/


Eklat um Boris Palmer
:So reagieren Freunde, Parteikollegen und Prominente auf Palmers ausfallende Worte

N-Wort benutzt und Judenverfolgung relativiert: Viele Weggefährten distanzieren sich mehr oder weniger von Boris Palmer. Öffentlich zu ihm hält kaum noch jemand.
02. Mai 2023, 16:35 Uhr •Tübingen
Ein Artikel von
Daniel Wydra, Agenturen
Boris Palmer hat sich krankgemeldet. Schon vorher hatte er sich selbst eine Auszeit verordnet.
© Foto: Marijan Murat/dpa
Die Situation war längst eskaliert und doch kam die Nachricht überraschend: Boris Palmer ist bei den Grünen ausgetreten. Wenige Tage vorher hatte er vor einer Veranstaltung in Frankfurt einem Dunkelhäutigen das N-Wort ins Gesicht gesagt und sich später auf der Bühne dafür gerechtfertigt. Anschließend sah sich der Moderator außer Stande, weiter durch die Veranstaltung zu führen.
Ist Palmer bewusst eskaliert oder hat er sich spontan provozieren lassen? Gut möglich, dass wir das nie erfahren. Doch Palmer ist bei Weitem nicht zum ersten Mal verbal entgleist. Dieses Mal fallen die Reaktionen aber besonders heftig aus. Einige Weggefährten haben sich öffentlich vom Tübinger Oberbürgermeister distanziert, andere stehen weiter zu ihm. Doch fast alle haben Palmer für seine Aussagen kritisiert. Hier haben wir einige Reaktionen zusammengestellt:
Kretschmann kritisiert Palmer scharf – bedauert ihn aber auch
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat die umstrittenen Äußerungen von Boris Palmer am Rande einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main scharf kritisiert. „Mit seinem Vergleich mit dem Judenstern hat er eine Grenze überschritten, die er nicht überschreiten darf“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart. „Ich habe ihm deutlich gesagt, dass man eine solche Äußerung unter keinen Umständen machen darf.“
Eine gute Stunde bevor diese Reaktion Kretschmanns öffentlich wurde, veröffentlichten die Nachrichtenagenturen dpa und AFP eher versöhnliche Aussagen des Ministerpräsidenten. Demnach bedauert Kreschmann Palmers Parteiaustrittbedauert. „Persönlich tut es mir Leid um diesen klugen Kopf, der unsere Partei über eine sehr lange Zeit streitbar bereichert hat“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag (2.5.) in Stuttgart. Es sei „ein ziemliches Drama zu Ende gegangen“, sagte Kretschmann. „Das berührt uns sehr. Ich finde das außerordentlich schmerzlich, was da passiert ist.“
Winfried Kretschmann kritisiert Boris Palmer scharf. Gleichwohl bedauert er ihn.
© Foto: Marijan Murat/dpa
Grünen-Vorsitzender wünscht Palmer „ein gutes Leben“
Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour hat Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer Respekt gezollt für seinen Parteiaustritt, aber kein Bedauern darüber geäußert. „Es gab ja Gründe, warum wir viele Diskussionen alle miteinander hatten“, sagte er am Dienstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Palmers Schritt sei „respektabel, und ich wünsche ihm ein gutes Leben“.
Boris Palmer
Nach Parteiaustritt bei Grünen muss nicht nur der Tübinger OB verbal abrüsten
Ein Kommentar von Ulrich Becker
Palmers Anwalt kündigt seine Loyalität auf
Am Sonntag (30.4.) wandte sich Palmers Rechtsanwalt, der Grünen-Politiker Rezzo Schlauch, von dem Tübinger Oberbürgermeister ab, dessen Mitgliedschaft bei den Grünen aufgrund unterschiedlicher Meinungen auch zum Thema Zuwanderung bis Ende dieses Jahres ruht.
Auf seiner persönlichen Internetseite schrieb Schlauch: „Unmittelbar nach Kenntnis über den von Boris Palmer in Frankfurt zu verantwortenden Eklat habe ich ihm meine persönliche und meine politische Loyalität und Unterstützung sowie meine juristische Vertretung aufgekündigt.“ Auch noch so „niederträchtige Beschimpfungen und Beleidigungen von linksradikalen Provokateuren“ rechtfertigten nicht, Parallelen zur Judenverfolgung in der NS-Zeit zu ziehen.
Der Tübinger Bundestagsabgeordnete Chris Kühn hat den Parteiaustritt von Boris Palmer als konsequenten Schritt bezeichnet. Palmer habe sich besonders seit 2015 inhaltlich und programmatisch weit von der Partei entfernt, sagte Kühn der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Insoweit war das ein konsequenter Schritt nach einer Entfremdung, die sich über viele Jahre abgezeichnet hat“, kommentierte er den Parteiaustritt Palmers.
Palmer hat „enormen Schaden angerichtet“
Der Eklat um den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat Folgen über die Politik hinaus. „Das hat enormen Schaden angerichtet“, sagte die Organisatorin der Konferenz, bei der Palmer vergangene Woche zu Gast war, Prof. Susanne Schröter. „Das ist mehr als ein Sturm im Wasserglas.“ Schröter leitet das Forschungszentrum Globaler Islam, das die Tagung organisiert hatte, bei der Palmer Dinge sagte, die auch Schröter „unsäglich“ findet.
Das Zentrum steht seit Jahren in der Kritik. Schon bei einer Konferenz zum Thema Kopftuch wurde Schröter angefeindet. Auch im Vorfeld dieser Konferenz, bei der Palmer über Migration sprechen sollte, habe es „Mobbing“ gegen sie gegeben. Je nach Thema werde ihr wahlweise vorgeworfen, eine zu liberale Position zu vertreten oder rassistisch zu sein. „Das war ich nie, ich vertrete pragmatische Positionen.“
Dieter Thomas Kuhn ist irritiert
Noch bei der Tübinger Oberbürgermeisterwahl hatte Dieter Thomas Kuhn Boris Palmer unterstützt, jetzt nimmt der Schlagersänger eher Abstand von ihm. „Ich bin etwas ratlos, wie ich mit ihm umgehen soll“, sagte Kuhn am Dienstag.
Er teile das Unverständnis über Palmers Aussagen und verstehe, dass diese als rassistisch empfunden werden können, sagte Kuhn. Ganz abwenden möchte er sich aber noch nicht, er will abwarten, wie es mit Palmer weitergeht. „Wir haben mit ihm in Tübingen ja einen guten Oberbürgermeister gehabt.“ Erst als sich Palmer in den vergangenen Jahren in die Landespolitik eingebracht habe, sei etwas schiefgelaufen, meinte der Sänger. Ihn und Palmer verbindet nach Aussage von Kuhn eine langjährige Freundschaft.
Schlagersänger Dieter Thomas Kuhn ist nach eigener Aussage mit Boris Palmer schon lange befreundet.
© Foto: Jürgen Spieß
Ärztin Lisa Federle hält trotz Eklat weiter zu Palmer
Relativ deutlich zu Palmer bekannt hat sich dagegen die bekannte Tübinger Ärztin Lisa Federle. „Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich ihm beistehen werde“, sagte sie am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. Gleichzeitig könne sie die Kritik an seinen Aussagen verstehen. Zuerst hatten „Stuttgarter Nachrichten“ und die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet.
Federle hatte während der Corona-Pandemie mit ihrem Team das „Tübinger Modell“ bundesweit bekannt gemacht. Dabei waren mit einem negativen Corona-Test schon früh in der Pandemie etwa Außengastronomie oder Kulturvorführungen erlaubt. In diesem Zusammenhang lobte Federle immer wieder die Zusammenarbeit mit Boris Palmer als Oberbürgermeister.
Empfohlener Inhalt der Redaktion
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Nach Ansicht des Beauftragten der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus, Michael Blume, haben die „Judenstern-Entgleisung“ und andere Äußerungen des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer „dem Ansehen nicht nur von Tübingen geschadet“. Dieser habe wiederholt Betroffene von Rassismus verletzt. „Ich begrüße es, dass sich Boris Palmer nun endlich Hilfe suchen möchte“, sagte Blume am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Empfohlener Inhalt der Redaktion
Warum das N-Wort rassistisch ist
Mit dem Begriff „N-Wort“ wird eine im heutigen Sprachgebrauch stark herabwürdigende und rassistische Fremdbezeichnung für schwarze Menschen umschrieben. Ursprünglich stammt der Begriff vom lateinischen Wort für schwarz ab („niger“). Er wurde besonders häufig ab dem 19. Jahrhundert verwendet - ab der Hochzeit des Kolonialismus. Gemeint waren damit Menschen, die man einer schwarzen Rasse zuordnete und vielfach klischeehaft etwa als primitiv oder kannibalistisch ansah.
Das „N-Wort„ sei in der Geschichte der Versklavung und Kolonisierung situiert und damit ein Begriff, der mit Brutalität, Verwundung und Schmerz einhergehe, schreibt die schwarze Schriftstellerin und Psychologin Grada Kilomba in einem Aufsatz für die Bundeszentrale für politische Bildung.
https://www.swp.de/


Nach Eklat: Boris Palmer tritt bei den Grünen aus

01.05.2023, 19:43 Uhr
Der Tübinger Oberbürgermeister löste mit Äußerungen bei einer Migrationskonferenz einen Eklat aus. Nach großer Kritik daran hat Boris Palmer zunächst eine Auszeit angekündigt - und kurz darauf seinen Austritt bei den Grünen.
Zuletzt ruhte seine Mitgliedschaft in der Partei, jetzt tritt er aus: Der umstrittene Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer verlässt nach dem von ihm verursachten Eklat im Rahmen einer Migrationskonferenz in Frankfurt die Grünen. Der Austritt gelte mit sofortiger Wirkung, teilte der Grünen-Landesverband Baden-Württemberg mit.
Laut "Spiegel" verkündete Palmer dem Landesverband die Entscheidung in einer E-Mail. "Ich möchte damit vermeiden, dass die aktuellen Diskussionen um mich eine weitere langanhaltende Belastung für die Partei werden, für die ich seit 1996 mit viel Herzblut gekämpft habe", heißt es darin.
Auszeit: Palmer will professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Wenige Stunden zuvor hatte Palmer mitgeteilt, dass er eine Auszeit nehmen will. In einer persönlichen Erklärung heißt es, er könne seiner Familie, seinen Freunden und Unterstützern, der Tübinger Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Stadtgesellschaft die wiederkehrenden Stürme der Empörung nicht mehr zumuten. Seine ernsthaften Vorsätze, darauf zu achten, dass sich derartiges nicht mehr wiederholen darf, seien nicht erfolgreich gewesen, so Palmer in der Erklärung, die dem SWR vorliegt. Er werde daher in einer Auszeit professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und den Versuch machen, seinen Anteil an diesen zunehmend zerstörerischen Verstrickungen aufzuarbeiten. Wie die angekündigte Auszeit konkret aussehen soll, dazu wollte sich Palmer auf Nachfrage des SWR nicht äußern.
Das "Schwäbische Tagblatt" veröffentlichte die Erklärung im Wortlaut, darin hieß es von Palmer: "Die jüngsten Ereignisse in Frankfurt haben mir gezeigt, dass die Verbindung zwischen den schlimmsten Eklats der letzten Jahre nicht das Internet ist, sondern die Situation: Wenn ich mich zu Unrecht angegriffen fühle und spontan reagiere, wehre ich mich in einer Weise, die alles nur schlimmer macht."
Palmer benutzt N-Wort und zieht Judenstern-Vergleich
Palmer hatte am Freitag mit einer verbalen Auseinandersetzung mit einer Gruppe vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main für Aufsehen gesorgt. Vor einem Gebäude der Goethe-Universität hatte er zu Art und Weise seiner Verwendung des "N-Wortes" Stellung bezogen und das Wort gegenüber einer Person of Color wiederholt. Als er mit "Nazis raus"-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zu der Menge: "Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach." Mit dem sogenannten N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für People of Color umschrieben.
Anwalt Palmers wendet sich ab
Palmers Anwalt Rezzo Schlauch, der früher selbst für die Grünen politisch aktiv war, kündigte Palmer seine Unterstützung auf und erklärte: "Keine noch so harte Provokation, keine noch so niederträchtigen Beschimpfungen und Beleidigungen von linksradikalen Provokateuren rechtfertigten, eine historische Parallele zum Judenstern als Symbol der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland herzustellen. Da gibt es nichts mehr zu erklären, zu verteidigen oder zu entschuldigen." Schlauch hatte Palmer in einem gegen ihn gerichteten Parteiordnungsverfahren juristisch vertreten und auch beim Wahlkampf in Tübingen unterstützt. Der Grünen-Stadtverband Tübingen verurteilte "die wiederholte Verwendung des N-Wortes und den inakzeptablen Vergleich mit dem Judenstern" durch Palmer. "Wir bedauern, dass erneut durch Aussagen von Boris Palmer viele Menschen verletzt wurden."
Grüne Realos: Palmer bricht Tabu und schadet Migrationsdebatte
Die "Vert Realos", ein Zusammenschluss sogenannter Realpolitiker bei den Grünen, erklärten in einer Stellungnahme, Palmer habe mit "einem unsäglichen Vergleich" ein Tabu gebrochen. "Seine unzweifelhaft erfolgreiche Kommunalpolitik kann nicht aufwiegen, dass er damit auch unseren Bemühungen gegen die Übertreibungen der Identitätspolitik und um eine steuernde und ganzheitliche Migrationspolitik im Sinne eines modernen Einwanderungslandes geschadet hat und die Debatte darüber verlagert."
Palmers Mitgliedschaft bei den Grünen ruhte
Bereits im Mai 2021 hatte Palmer in einem Facebook-Beitrag über den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo, der einen nigerianischen Vater hat, das sogenannte N-Wort benutzt. Dies hatte massive Kritik auch bei seinen damaligen grünen Parteikollegen ausgelöst.
Ein Parteiausschlussverfahren endete vor einem Jahr mit dem Kompromiss, dass Palmer seine Parteimitgliedschaft bis Ende 2023 ruhen lässt. Im Oktober 2022 war er in Tübingen als unabhängiger Kandidat angetreten und im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit für eine dritte Amtszeit wiedergewählt worden. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte kurz nach der Wiederwahl Palmers auf eine schnellere Wiederaufnahme Palmers bei den Grünen gedrungen.
Mit Informationen von dpa.
https://www.br.de/


Palmers Äußerungen sind „eindeutig rassistisch“, sagt Wolfgang Thierse

Veröffentlicht am 10.05.2021 | Lesedauer: 2 Minuten
Am Samstag, 8. Mai, live ab 23:05 Uhr, sind Hadija Haruna-Oelker, Jagoda Marinic und Wolfgang Thierse zu Gast bei "Open End" mit Michel Friedman. / Open End: Michel Friedman spricht über Identität mit Hadija Haruna-Oelker, Jagoda Marinic und Wolfgang Thierse / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/13399 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke unter Beachtung ggf. genannter Nutzungsbedingungen honorarfrei. Veröffentlichung bitte mit Bildrechte-Hinweis. Foto: WELT/WELT/obs
„Open End“ ist der neue Talk ohne Zeitlimit und Unterbrechungen, den Michel Friedman seit dem 17. April 2021 samstags ab 23 Uhr auf WELT moderiert
Quelle: obs
Wolfgang Thierse stuft die Äußerungen von Boris Palmer im Fall Aogo als klar fremdenfeindlich ein. Ein anderer Gast der Talkshow „Open End“ sieht beim Tübinger OB gar ein kalkuliertes Spiel mit Tabus.
Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat in der WELT-Talkshow „Open End“ am Samstagabend scharfe Kritik an Tübingens grünem Oberbürgermeister Boris Palmer geübt.
PODCAST - THEMA: IDENTITÄT
„Natürlich ist das Rassismus“
Palmer droht der Ausschluss aus seiner Partei, weil er in einem Facebook-Post eine obszöne, rassistische Beschimpfung gegen den Fußballspieler Dennis Aogo wiederholt hatte – wenn auch offenbar satirisch.
Bei Palmers Worten handle es sich um eine „eindeutig rassistische Äußerung“, so Thierse zu Talkshow-Moderator Michel Friedman, weil Palmer „bewusst ein altes, rassistisches Klischee aufnimmt und eben nicht kenntlich macht, dass es um Satire und Ironie geht“, so Thierse.
„Er will am Ende als Opfer dastehen“
Die Journalistin Jagoda Marinić, ebenfalls zu Gast in der Sendung, hält Palmers kontroversen Post für „Kalkül“ und „politisches Spiel“. Sie sagte bei „Open End“ am Samstagabend: „Er will die Diskussionen dazu. Er will am Ende als Opfer dastehen, damit er sagen kann: Seht ihr, man darf hier einfach nichts mehr sagen. Hier gibt es eine Cancel Culture; hier gibt es eine Meinungsdiktatur.“
Auch die Journalistin Hadija Haruna-Oelker sagte auf Nachfrage von Michel Friedman: „Natürlich ist das Rassismus.“
„...und sei es der letzte Dienst, den ich meiner Partei tun kann“
Nach diesem erneuten Skandal wollen die Grünen Boris Palmer nun aus der Partei ausschließen. Beim Landesparteitag in Baden-Württemberg stimmten am Samstag 161 Delegierte für ein Ausschlussverfahren, 44 dagegen, und acht enthielten sich. „Die Zeit ist reif dafür. Denn das Maß ist voll“, sagte Grünen-Landeschef Oliver Hildenbrand in Stuttgart.
Der Tübinger OB sorge mit „inszenierten Tabubrüchen“ für eine Polarisierung der öffentlichen Debatte. Palmer hatte auf Facebook mit Aussagen über den früheren Fußball-Nationalspieler Dennis Aogo für Empörung gesorgt. Im Zuge der Diskussion benutzte Palmer am Freitag einen rassistischen und obszönen Begriff aus einem Aogo zugeschriebenen Zitat und kommentierte, offensichtlich ironisch: „Der Aogo ist ein schlimmer Rassist.“
Hintergrund: „Open End“ ist der neue Talk ohne Zeitlimit und Unterbrechungen, den Michel Friedman samstags ab 23 Uhr auf WELT moderiert. Die Sendung endet erst, wenn alle Gäste gegangen sind oder Michel Friedman darum bittet.
Hier sehen die Folge „Open End“ in voller Länge.
https://www.welt.de/


Disney+
Rassismus hautnah - Serie aus schwarzer Perspektive

Eine fiktionale Disney+-Serie macht Rassismus in Deutschland erlebbar. Sie basiert auf der Lebensgeschichte des ersten schwarzen Polizisten im Osten - in der DDR, in der Wende- und Nachwendezeit.
26.04.2023, 12:21 Uhr
Sam (Malick Bauer) in der Serie, die die Geschichte von Samuel Meffire, dem ersten schwarzen Polizisten Ostdeutschlands, erzählt.
Yohana Papa Onyango/Disney/dpa
Ein junger Schwarzer (Malick Bauer) sprintet nachts mitten auf der Straße hinter einem Krankenwagen her über das Blaue Wunder, die berühmte Dresdner Elbbrücke. Schließlich stoppt ihn ein Polizeiauto. „Meine Freundin ist kurz vor der Entbindung“, erklärt er hastig mit erhobenen Händen Major Schreier von der Volkspolizei (Thorsten Merten). Man habe ihn nicht mitnehmen wollen ins Krankenhaus. Es ist nur eine der zahllosen Demütigungen, die Sam, Hauptfigur in der ersten deutschen Produktion für den Streamingdienst Disney+, erfährt. „Ich bin Deutscher“, sagt er mehrfach in den sieben Episoden der Miniserie „Sam - Ein Sachse“, die ab Mittwoch (26. April) zugänglich ist - auch am Ende, im Gericht.
Grundlage der Drehbücher von „Sam - Ein Sachse“ ist die Lebensgeschichte von Samuel „Sam“ Njankouo Meffire. Der 1970 bei Leipzig geborene Sohn eines kamerunischen Studenten war der erste schwarze Polizist Ostdeutschlands und unter dem Slogan „Ein Sachse“ Anfang der 1990er Jahre das Gesicht gegen Ausländerhass und rechte Umtriebe im jungen Freistaat Sachsen. Seine Karriere als Kriminalbeamter endete jäh, als er den Dienst quittierte, um sich selbstständig zu machen in der Sicherheitsbranche - und rutschte dafür in die Kriminalität.
REFLEXION HINTER GITTERN
1995 setzte er sich ab, nach Afrika, stellte sich dann aber. Im Prozess am Landgericht Dresden gestand er Raubüberfälle und belastete unter anderem einen Rotlichtkönig schwer. Hinter Gittern reflektiert er sein bisheriges Leben, ergründet seine Wut. Nach sieben Jahren Haft kämpfte er sich zurück in eine legale Existenz, ist wieder Sozialarbeiter, Buchautor und Familienvater. Der Film endet weit davor, mit der Befragung vor Gericht. Seine Eröffnungsworte im Zeugenstand sind der Schlusssatz: „Ich bin Samuel Njankouo Meffire und ich bin Deutscher.“
Der echte Sam, der kürzlich seine Autobiografie „Ich, ein Sachse“ veröffentlichte, war bei den Dreharbeiten dabei. „Aber es ist kein Dokumentarfilm, es ist eine fiktionale Serie und Figur“, sagt Mitproduzent und Emmy-Gewinner Jörg Winger („Deutschland 83/86/89“). „Wir haben viel verdichtet, Personen und Ereignisse verändert.“ Auch weil Sams Leben für mehr als eine Person reiche. Es sei „ein großer epischer, dramatischer Stoff“, der eine neue Perspektive zeige, sagt Winger, der die Geschichte schon seit 2006 kennt.
Sein jetziger Koproduzent Tyron Ricketts, der im Film den Rotlichtkönig Alex spielt, hatte sie ihm erzählt, als er den Schauspieler gemeinsam mit dem ZDF für „Soko Leipzig“ als ersten schwarzen TV-Kommissar in Ostdeutschland besetzte. Das TV-Publikum aber sei damals noch nicht so weit gewesen für einen Film über einen „traumatisierten Menschen mit guten Absichten“, vaterlos aufgewachsen in einem Land, „das es ihm nicht leicht macht“. Jörg Winger hat zusammen mit Christoph Silber („Good Bye, Lenin!“) auch das Drehbuch geschrieben.
Inzwischen haben sich nicht nur Zeitgeist und Plattformen geändert, das Thema ist angesichts von Nationalismus und Rassismus, Ausländerhass und Neonazis hochaktuell. Aber: „Spätestens mit der Black-Lives-Matter-Bewegung gibt es ein spürbares Umdenken bei vielen“, meinen Winger und auch Martin Brambach. Der Schauspieler ist Eggert, Sachsens damaliger Innenminister, der für Meffire Beschützer und Vaterfigur war. Der Film erlaube es, in die Haut eines schwarzen Deutschen zu schlüpfen und „die Welt mit dessen Augen zu sehen“, sagt Winger. Er hoffe, dass das Menschen emotionalisiert, sie sich mit ihm identifizieren und „sich so immer ein bisschen auch an Gefühl und Bewusstsein verändert“.
ZWISCHEN VERACHTUNG UND BEISTAND
Die Regisseurinnen Soleen Yusef und Sarah Blaßkiewitz haben Diskriminierung, Verachtung, Demütigung, aber auch Beistand, Liebe und Hilfe für Sam in beklemmende und schöne Szenen gebettet, zeigen auf der anderen Seite Gewalt und Vernichtung brutal, wie Sams Ausbrüche und Wandlung zum Verbrecher, ebenso wie Verzweiflung, Angst - und schonungslos die bittere Bilanz. Die sieben Episoden changieren von Liebesfilm bis Thriller, durchzogen mit Aufnahmen hässlicher Orte und bezauberndster Landschaft und Musik von Ballade bis harter Rap.
Die Hauptfigur ist mit Newcomer Malick Bauer ideal besetzt, sein Spiel kommt authentisch rüber. „Er ist so pur, der riskiert in jeder Situation sein Leben“, schwärmt auch Brambach. Man erlebe Rassismus hautnah, „sozusagen mit ihm; jede Beleidigung, jeder Schlag, den er ins Gesicht kriegt, der tut einem selbst weh“.
https://www.weser-kurier.de/


"MIST - DIE VERSTEHT MICH JA!"
Donnerstag, 27. Oktober 2022

Florence Brokowski Shekete ist 1967 in Deutschland geboren und bei einer Pflegemutter aufgewachsen. Als die Neunjährige im Jahr 1976 von ihren leiblichen Eltern mit nach Nigeria genommen wird, kann sie dort keine Wurzeln schlagen und kehrt 1979 allein nach Deutschland zur Pflegemutter zurück. Sie macht Abitur, studiert an der Uni Lüneburg und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Neben ihrer Arbeit als Lehrerin und bald auch Schulleiterin in Weinheim und Schwetzingen arbeitet sie als Beraterin für Interkulturelle Kommunikation.
2013 wechselt sie ins Staatliche Schulamt Mannheim, dessen Leiterin sie schließlich 2020 wird.
In ihrer Autobiografie "Mist, die versteht mich ja!" erzählt sie ihr Leben und berichtet von der alltäglichen Diskriminierung, den sie wie alle Schwarzen Menschen in Deutschland erlebt hat. So wird sie auf einer Lehrerfortbildung von gut gebildeten Menschen als "Praktikantin aus Timbuktu" gesehen und angesprochen ...

Nach der Lesung aus der Autobiografie wird es an diesem Abend auch um die aktuellen Rassismus-Debatte(n) und um "Wege aus der Ausweglosigkeit" gehen: wie kann Verschiedenheit (diversity) von möglichst vielen Menschen als Bereicherung, ja Stärkung erfahren und so die negative Markierung gedreht werden?
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem AK Bildungsgespräche Mosbach, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der KZ-Gedenkstätte Neckarelz.

Quelle:
http://www.kz-denk-neckarelz.de/verein-veranstaltungen/


Kritik an Oktoberfest in München: „Rassistische und sexistische Darstellungen nicht hinnehmbar“

Erstellt: 26.04.2023 Aktualisiert: 26.04.2023, 15:23 Uhr
Von: Kristina Beck
Der Migrationsbeirat und Netzwerk Rassismus- und diskriminierungsfreies Bayern erheben Rassismus-Vorwürfe gegen rassistische Motive auf dem Oktoberfest in München. © Felix Hörhager/dpa
Rassistische und sexistische Darstellungen auf dem Oktoberfest stehen in der Kritik. Was zwei Münchner Institutionen fordern ‒ auch von Wiesn-Chef Baumgärtner
Update: 26. April, 15.18 Uhr
München ‒ Der Migrationsbeirat der Stadt München und Netzwerk Rassismus- und Diskriminierungsfreies Bayern stellen in einer Mitteilung klar, dass sich die Kritik an rassistischen Darstellungen auf das Oktoberfest und nicht wie in der ursprünglichen Mitteilung auf das Frühlingsfest bezieht.
Rassistische und sexistische Darstellungen auf dem Frühlingsfest stehen in der Kritik. Was zwei Münchner Institutionen fordern ‒ auch von Wiesn-Chef Baumgärtner
Erstmeldung: 26. April, 12.39 Uhr
München ‒ Das Netzwerk Rassismus- und diskriminierungsfreies Bayern und der Migrationsbeirat der Stadt München fordern die Münchner Schausteller und Clemens Baumgärtner, Schirmherr, Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef, auf, „dafür Sorge zu tragen, dass rassistische und sexistische Darstellungen aus dem Gelände des Frühlingsfests auf der Theresienwiese verbannt werden“, heißt es in der Mitteilung vom Mittwoch.
Rassismus-Vorwürfe auf dem Frühlingsfest in München
Der Hintergrund: Auf dem Oktoberfest seien verschiedene rassistische und sexistische Motive zu sehen, wie beispielsweise eine Schwarze Person, die den Rock einer Frau anhebt und auf ihren nackten Hintern blickt.
Die Institutionen verweisen dabei auf den kolonialen Kontext, als „Schwarze Menschen als ,exotische und minderwertige Wilde‘ von vielen deutschen Firmen abgebildet und beschrieben worden waren“. Auch heute noch würden Schwarze Menschen weiterhin sexualisiert und exotisiert dargestellt ‒ „und zwar aus Kolonialnostalgie“.
Migrationsbeirat und antirassistischer Verein kritisieren Oktoberfest-Chef
Ihre Kritik richten sie explizit an die Wiesn-Leitung und die Betreiber. Anstatt die rassistischen Darstellungen zu verbannen, werde „lediglich mit Abwehrhaltung und sogar Verharmlosung des Problems reagiert“, sagt Hamado Dipama vom Vorstand des Netzwerks Rassismus- und diskriminierungsfreies Bayern.
Dimitrina Lang, Vorsitzende des Migrationsbeirats der Stadt München, pflichtet ihm bei: „Wir appellieren an dieser Stelle für mehr Zivilcourage, damit Rassismus in unserer weltoffenen Stadt München nicht geduldet wird, denn es gefährdet das friedliche Miteinander und die Demokratie.“
https://www.tz.de/

AfD-Abgeordneter wirft Schwarzen aus dem Zug und beschimpft ihn und Begleiterin als „Pack“

Erstellt: 30.03.2023, 07:55 Uhr
Von: Johannes Welte
Ein AfD-Landtagsabgeordneter beleidigt einen Schwarzen rassistisch und wirft ihn aus einem Zug. Das Ganze filmt er und stellt es auf TikTok, Facebook und Telegram.
Moosburg – Der Passauer AfD-Landtagsabgeordnete Ralf Stadler hat im Bahnhof von Moosburg bei Freising einen dunkelhäutigen Mann gegen seinen Willen gefilmt und aus dem Zug geschubst. Das Video stellte er mit hetzenden Kommentaren ins Internet. Die Kripo Erding ermittelt.
In dem knapp eine bzw. gut zwei Minuten langen Filmchen, das Stadler gestern bei Facebook, TikTok und Telegram online gestellt hat, sieht man den dunkelhäutigen Mann in der Zugtür stehen, neben ihm eine dunkelhäutige Frau. Auf dem Bahnsteig steht außerhalb des Zuges Gepäck, die Frau sieht sich immer am Bahnsteig um, als würde sie auf jemanden warten oder auf Hilfe warten. Was sich hier genau abspielt, ist unklar.
Politiker bezeichnet Migranten als „Pack“
Stadler filmte den Mann, offenbar mit seinem Handy, obwohl der Schwarze mit Handbewegungen deutlich machte, dass er nicht gefilmt werden will. „Mehrere Minuten lang blockieren hier zwei Neubürger die Zugtür und hindern uns so am Weiterfahren“, kommentiert Stadler das Video. Das Video überschreibt er dann in dicken roten Lettern mit: „Die Mitarbeiter der Bahn sind diesem Pack völlig hilflos ausgeliefert.“ Schließlich sieht man, wie der Politiker den Mann aus dem Zug schubst und die Frau ihn auch verlässt.
Unserer Redaktion erklärt Stadler, der Schaffner habe versucht, die Tür freizubekommen, er habe dann eingegriffen und den Mann aus der Zugtür auf den Bahnsteig geschubst. Der Zug sei am Dienstagnachmittag wegen des Paares acht Minuten stehen geblieben. Auch die Frau sei dann ausgestiegen.
Kripo ermittelt, Bahn kann nichts sagen zu Vorfall
Was ist wirklich passiert? Die Kripo Erding hat in dieser Sache Ermittlungen aufgenommen. Allerdings könne man nichts zu dem genauen Geschehen sagen. „Das Video wurde unserem Social-Media-Team gemeldet“, berichtet Andreas Aichele, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Die Bahn erklärte: „Wir nehmen das Video sehr ernst, bitten aber um Verständnis, dass wir zunächst den Sachverhalt prüfen müssen, ehe wir den Vorfall kommentieren können. Weiter: „Klar ist: Kulturelle Vielfalt, Offenheit, Toleranz und Respekt sind Grundwerte der Deutschen Bahn. Rassismus und Diskriminierung haben bei uns keinen Platz.“
Landtagspräsidentin entsetzt
Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner, zeigt sich gegenüber der Mediengruppe Bayern entsetzt: „Niemand darf einen Zug anhalten – das geht gar nicht! Aber ein Abgeordneter sollte Vorbild sein, darf keine Leute als ,Pack‘ beschimpfen, pauschal gegen alle Migranten hetzen, handgreiflich werden und Gewalt ausüben. Herr Stadler hätte Ruhe bewahren und die Polizei rufen müssen, anstatt sich selbst zu inszenieren.“
https://www.merkur.de/


PETITION GEGEN NEUE PFLICHTLEKTÜRE FÜR BW-ABITUR
Rassismus: Ulmer Lehrerin will wegen Roman nicht mehr unterrichten

STAND
11.3.2023, 11:18 UHR
ASTRID MEISOLL
Für das Abi an beruflichen Gymnasien in BW sollen Schüler "Tauben im Gras" lesen - ein Buch mit rassistischer Sprache, findet eine Ulmer Lehrerin. Sie hat eine Petition dagegen gestartet.
Für die Abi-Prüfung im kommenden Schuljahr sollen die Schülerinnen und Schüler an den beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg ein Stück deutsche Nachkriegsliteratur lesen, den Roman "Tauben im Gras" von Wolfgang Koeppen.
Die Ulmer Deutsch- und Englischlehrerin Jasmin Blunt müsste diesen Roman also in ihrem Unterricht durchnehmen. Als sie das Buch das erste Mal in der Hand hatte und es durchblätterte, war sie allerdings entsetzt. Quer durch den ganzen Roman entdeckte sie das N-Wort, etwa hundert Mal - ohne Fußnoten oder Erklärungen. Für sie sei das "einer der schlimmsten Tage" ihres Lebens gewesen, sagt die Lehrerin, die Rassismus selbst erlebt hat. Sie weist darauf hin, dass das N-Wort einen Ausdruck von Unterdrückung und Entmenschlichung ist. "Was man sich bewusst machen muss bei dem Thema ist, dass die Sprache tatsächlich den Rassismus transportiert - und zwar in meine Lebenswelt hinein." Das sei nicht abstrakt, sondern betreffe sie direkt, erklärt die Lehrerin. "Das ist ein brutaler Angriff auf meine Menschenwürde."
"Das ist ein brutaler Angriff auf meine Menschenwürde."
Jasmin Blunt, Deutsch- und Englischlehrerin
Der Roman, der 1951 veröffentlicht wurde, zeichnet Ausschnitte aus dem Alltag in einer deutschen Stadt im Nachkriegsdeutschland nach - wahrscheinlich ist München gemeint. US-amerikanische Soldaten waren damals in vielen deutschen Städten aus dem Straßenbild nicht wegzudenken, darunter auch viele Schwarze. Rassistische Beleidigungen waren an der Tagesordnung.
Im Abitur soll Rassismus behandelt werden
Das baden-württembergische Kultusministerium rechtfertigt die Vorgabe des Buches als Pflichtlektüre damit, dass das Thema Rassismus im Abitur behandelt werden solle. Der Roman sei für den Unterricht geeignet und zähle außerdem zur bedeutenden, deutschen Nachkriegsliteratur. Außerdem befinde er sich im öffentlichen Diskurs. Mit ihm könne man den jungen Menschen ganz klar vermitteln, was Rassismus sei.
DIe Literaturprofessorin Magdalena Kißling von der Uni Paderborn widerspricht dem. Die Lehrkräfte sollten das zwar vermitteln, seien aber oft nicht dafür ausgebildet, Rassismus in der Literatur zu erkennen: "Es gibt zu wenig Sensibilität dafür, was die Macht von Sprache ausmacht, und da werden Erfahrungsberichte zu wenig ernst genommen." Außerdem seien entsprechende Konzepte für den Unterricht noch nicht ausgereift genug.
Die grobe Sprache des Romans hat Jasmin Blunt dermaßen verletzt, dass sie gegen die Einstufung des Buches als Pflichtlektüre vorgehen will. Sie hat eine Petition gestartet, mit der sie dafür sorgen will, dass der "Unterricht zu einem sicheren und rassismusfreien Ort für alle" wird - wie es in der Petition heißt.
Lehrerin gibt wegen Buch vorerst Job auf
Für sich selbst hat sie ebenfalls Konsequenzen gezogen. Obwohl sie ihren Beruf liebt, will sie ihn nach zwölf Jahren vorerst nicht mehr ausüben - wegen dieses Buchs. Denn den Roman im Unterricht durchzunehmen, das will sie sich nicht antun. Deshalb hat sie für das kommende Schuljahr einen Antrag auf Beurlaubung ohne Besoldung gestellt. Vom Kultusministerium fühlt sie sich im Stich gelassen. "Ich möchte, dass man mich und alle anderen, die so sind wie ich mitdenkt", sagt sie - und hofft, dass Schüler und Schülerinnen künftig im Unterricht dem N-Wort nicht mehr ausgesetzt sind.
https://www.swr.de/

Schwarz, jung, weiblich – Frauen gegen Rassismus in Deutschland

SWR2 GLAUBEN

STAND
26.6.2022, 3:01 UHR
SUSANNE BABILA
25 Min
Audio herunterladen (23,3 MB | MP3) >>>>
"Wir müssen etwas tun und ein Zeichen setzen", sagen die Mitgründerinnen von Black Lives Matter in Baden-Württemberg, nachdem der schwarze US-Amerikaner George Floyd im Mai 2020 durch eine brutale Festnahme getötet wurde. Vier Tage später sprachen die jungen schwarzen Frauen vor Zehntausenden im Stuttgarter Schlosspark. Die Welle der Solidarität hat sie darin bestärkt, selbstbewusst ihre Erfahrungen mit Rassismus offen zu thematisieren. Drei Frauen, deren Traum es ist, in einer offenen und toleranten Gesellschaft zu leben. (SWR 2021)
Manuskript zur Sendung >>>>
Sendung vom
So., 17.7.2022 12:05 Uhr, SWR2 Glauben, SWR2
https://www.swr.de/


Kai Borrmann hatte eine Frau beleidigt, angegriffen und gebissen:
Berliner AfD-Politiker bekommt Geld-Strafe nach Rassismus-Attacke: Kool Savas spricht von „Freibrief für Rassisten“

15.02.23, 09:28 Uhr | Von Domescu Möller
AfD-Politiker Kai Borrmann wurde wegen eines rassistischen Übergriffs verurteilt, Kool Savas war das Urteil viel zu lasch.
Der Fall hatte schon im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, nun wurde ein Urteil gesprochen. Der  wurde am Dienstag vor dem Amtsgericht Tiergarten zu einer Geldstrafe verurteilt, nachdem er eine junge Frau beleidigt, angegriffen und gebissen hatte. Der bekannte Rapper Kool Savas, der mit dem Opfer befreundet ist, ätzte später auf Instagram gegen das Urteil. Er empfindet es als viel zu lasch.
Rassismus-Prozess gegen AfD-Politiker Kai Borrmann
Der Fall um Kai Borrmann, der für die AfD in der BVV-Mitte sitzt, hatte bereits vor dem Prozess-Auftakt vor einigen Wochen für ziemliches Aufsehen gesorgt. Das lag auch daran, dass das Opfer, die Moderatorin Steph Karl, den Fall zuvor auf Instagram öffentlich gemacht hatte, ohne dabei den Namen des Beschuldigten zu nennen. Sie trat in dem Prozess als Nebenklägerin auf.
AfD-Politiker Kai Borrmann mit seinem Anwalt vor Gericht.
Am Ende folgte das Gericht ihren Ausführungen und denen der Staatsanwaltschaft und sah es als erwiesen an, dass Borrmann, Karl mit dem N-Wort beleidigt habe, ihr gefolgt sei, sie geschlagen und in den Schwitzkasten genommen hatte und ihr kräftig in den Oberarm gebissen hatte. Die Wunde, das belegten Fotos, war noch ein Jahr nach dem Vorfall zu sehen. Und auch mental hatte die Attacke Karl sichtlich mitgenommen, wie sich auch im Prozess zeigte. Als die Richterin den Tathergang und auch das N-Wort wiederholte, brach die Nebenklägerin in Tränen aus.
AfD-Politiker Borrmann: Geldstrafe nach Rassismus-Attacke
Die Richterin kam zu dem Schluss, dass Borrmann sein Opfer „kränken, herabwürdigen“ wollte, blieb aber dennoch unter der Forderung von Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten auf Bewährung gefordert, Nebenklageanwalt Danny Lehnert sogar ein Jahr Haft. Letztendlich wurden es 180 Tagessätze á 60 Euro, insgesamt 10.800 Euro. Damit hat die Richterin die Anzahl möglicher Tagessätze zur Hälfte ausgereizt. Borrmann gilt damit als vorbestraft.
Der bekannte Rapper Kool Savas, der als enger Freund von Steph Karl dem Prozess beiwohnte, fand das Urteil gegen den AfD-Politiker viel zu mild. Auf Instagram machte er seinem Ärger Luft. „Ich finde das übertrieben enttäuschend“, sagte er in seiner Story. „Das bedeutet bedeutet nämlich, dass man einfach losgehen kann, man kann die Leute rassistisch beleidigen, sie schlagen, kann den Traumata zufügen. Und es passiert nicht mehr, als dass man ein paar Tagessätze abdrücken muss.“
Kool Savas: Richterin erteilt Rassisten einen Freibrief
Kool Savas, der mit bürgerlichem Namen Savaş Yurderi heißt, erklärte, der Prozess habe Signalwirkung gehabt, doch die Richterin habe eine Chance verstreichen lassen. Sein Vorwurf: „Im Endeffekt hat die Richterin allen Nazis, Rassisten, Faschisten da draußen einen Freibrief erteilt, Menschen aufgrund ihrer äußerlichen Merkmale zu diskriminieren, anzugreifen, zu beleidigen, zu attackieren.“ Zahlreiche Menschen schlossen sich dieser Aussage auf Instagram an. Auch die als „Quattromilf“ bekannte Autorin Jasmina Kuhnke bezeichnete das Urteil als Armutszeugnis.
Ob es bei diesem Urteil bleibt, ist indes noch unklar. Innerhalb einer Woche können alle Beteiligten Berufung und Revision einlegen. Ob Steph Karl und ihr Anwalt davon gebrauch machen werden, war direkt nach dem Urteil noch unklar. Gegenüber der  sagte Karl: „Ich muss erstmal alles sacken lassen und klarkommen psychologisch. Ich bin froh, dass ich ihn nicht mehr sehen muss.“
https://www.berliner-kurier.de/

Rassistische Attacke: Geldstrafe für AfD-Politiker

POLITIK (INLAND)
Stand: 14.02.2023
Er hat eine in der Deutschrap-Szene bekannte Moderatorin und deren Freundin angegriffen und rassistisch beleidigt. Nun wurde gegen Kai Borrmann eine Strafe von mehr als 10.000 Euro verhängt.
Nach einer Attacke auf zwei Frauen ist ein Berliner AfD-Politiker wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten ging von rassistisch motivieren Taten aus. «Sie wollten sie kränken, herabwürdigen», sagte die Richterin. Sie verhängte eine Geldstrafe von 10.800 Euro (180 Tagessätze je 60 Euro).
Zuvor hatte der Kommunalpolitiker Kai Borrmann eingeräumt, 2021 die in der Deutschrap-Szene bekannte Moderatorin Steph Karl sowie deren Freundin angegriffen zu haben. Dabei habe er auch das N-Wort gebraucht. Mit N-Wort wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
dpa-infocom GmbH
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EXTREMISMUS
Geldstrafe für AfD-Politiker nach rassistischer Attacke

14.02.2023, 12:43
Es geht um Rassismus an einem warmen Sommerabend mitten in der Hauptstadt. Ein AfD-Politiker soll zwei junge Frauen attackiert und beleidigt haben. Aus rassistischen Motiven, ist die Justiz überzeugt.
Nach einer Attacke auf zwei Frauen ist ein Berliner AfD-Politiker wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten ging von rassistisch motivieren Taten aus. "Sie wollten sie kränken, herabwürdigen", sagte Richterin Young Eun Ko am Dienstag bei der Urteilsbegründung. Sie verhängte eine Geldstrafe von 10.800 Euro (180 Tagessätze zu je 60 Euro). Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der Kommunalpolitiker Kai Borrmann und die in der Deutschrap-Szene bekannte Moderatorin Steph Karl sowie deren Freundin waren sich im August 2021 zufällig in einem Lokal in Berlin-Mitte begegnet. Er habe sich durch Gespräche am Nachbartisch gestört gefühlt und einen Disput begonnen, so die Richterin. Dabei habe der Angeklagte das N-Wort gebraucht. Mit N-Wort wird heute eine früher gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.
Die Frauen hätten schockiert das Lokal verlassen, hieß es weiter im Urteil. Borrmann sei ihnen gefolgt, habe erneut das N-Wort gerufen und die Moderatorin attackiert. "Er schlug in ihr Gesicht, sie versuchte sich zu wehren, er nahm sie in den Schwitzkasten", sagte Richterin Ko. Beide seien zu Boden gegangen. Er habe der Frau schließlich in den Unterarm gebissen. Der Angeklagte sei der Angreifer gewesen, stand für das Gericht fest. Er habe gesehen, dass die beiden Frauen vor seinen "auf Herabwürdigung ausgelegten Äußerungen" geflohen seien.
Borrmann hatte vor Gericht zugegeben, das N-Wort benutzt zu haben. Er stritt jedoch ab, dies als Beleidigung gemeint zu haben. Er habe eine Diskussion über den Begriff in Gang setzen wollen, erklärte er. Es sei zu einer Auseinandersetzung gekommen, diese sei eskaliert - "ich bin zu weit gegangen", so Borrmann. Körperliche Gewalt beschrieb er als Abwehrreaktionen, weil er selbst attackiert worden sei. Kurz vor dem Urteil gab er zu, "verbal ausfällig" geworden zu sein. Den Vorwurf des Rassismus wies er zurück.
Moderatorin Karl war im Prozess Zeugin und Nebenklägerin. "Ich konnte es nicht glauben, was er gemacht hat - nur weil ich anders rede, anders aussehe", schilderte die 30-Jährige teils weinend vor Gericht. "Er hat es richtig genossen, dieses Wort zu sagen." Die Musikjournalistin berichtete von Schlafstörungen, Angst und Panik. In ihrem Wohnumfeld fühle sie sich nicht mehr wohl, weil dort auch der AfD-Politiker anzutreffen sei. Nach dem Urteil sagte Karl: "Ich muss das erstmal alles verarbeiten." Wichtig sei, dass der Mann mit dem Urteil gesehen haben: "Solche Aktionen haben Konsequenzen."
Die Staatsanwältin hatte auf eine Bewährungsstrafe von sieben Monaten sowie eine Geldauflage von 5000 Euro plädiert. Der Anwalt der Moderatorin sagte, er habe Eindruck, Borrmann habe bis heute das Unrecht der Tat nicht erkannt. Die Möglichkeit, sich zu entschuldigen, habe der AfD-Politiker nicht wahrgenommen. Der Verteidiger hatte auf einen Schuldspruch lediglich wegen Beleidigung plädiert.
dpa
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SPRACHE IM WANDEL
Warum die deutsche Sprache dekolonialisiert werden muss

Woher stammen rassistische Wörter und Ausdrücke? Wie können diese verletzenden Bezeichnungen ersetzt werden? Eine neue Rassismuskritik geht der Frage nach.
Datum 03.07.2022
Autorin/Autor Manasi Gopalakrishnan
Antiasiatischer Rassismus in Südamerika im Jahr 1907
"Worte können sein wie winzige Arsendosen: Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da." Dieses Zitat stammt aus dem Werk "LTI - Notizbuch eines Philologen" des deutschen Literaturwissenschaftlers Victor Klemperer von 1947 und steht dem neuen Buch von Susan Arndt voran. "Rassistisches Erbe: Wie wir mit der kolonialen Vergangenheit unserer Sprache umgehen" heißt ihr im Mai im Duden-Verlag erschienenes Werk, das sich mit Rassismus in der deutschen Sprache befasst.
Klemperer war der Sohn eines Rabbis, er konvertierte jedoch 1912 zum Protestantismus. Trotzdem wurde ihm unter den Nazis sein akademischer Titel aberkannt, von 1940 bis 1945 lebte er gemeinsam mit seiner Frau in verschiedenen sogenannten Judenhäusern in Dresden und entkam der Deportation 1945 nur mit viel Glück.
Der Philologe führte während der Kriegsjahre Tagebuch. Diese Aufzeichnungen wurden die Grundlage seiner späteren Publikationen. In den Tagebüchern sind auch seine Beobachtungen, wie die NS-Propaganda auf die deutsche Sprache einwirkte, dokumentiert. Dies war die Basis seiner viel beachteten Analyse nach dem Zweiten Weltkrieg.
Victor Klemperer, Porträt.
Victor Klemperer
Ein halbes Jahrhundert später versucht die Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt aus Bayreuth eine ähnliche Analyse und untersucht die Wirkung von Rassismus auf die deutsche Sprache - aus post-kolonialer Perspektive.
Die kolonialen Wurzeln von Rassismus
Arndt hat ihr Buch nach Jahren des Studiums über Rassismus in Deutschland geschrieben: "Während ich den Rassismus analysiert habe, wurde mir zunehmend bewusst, dass Worte wie Wegweiser dieses Rassismus fungierten. Sehr viel rassistisches Wissen und Überzeugungen manifestieren sich in ganz konkreter Weise durch Wörter", sagt sie gegenüber DW. "Wenn wir auf diese Wörter verzichten, geht natürlich der Rassismus nicht weg, aber wir können den Rassismus durch ihre Analyse besser verstehen."
Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin merkt an, der Begriff "Rasse" sei bereist im Jahre 1492 verwendet worden, als Königin Isabella I. von Kastilien und ihr Mann Ferdinand V. das Königreich Granada in Südspanien eroberten, die letzte Bastion der muslimischen Mauren in Spanien. "Nach dieser Eroberung begann Königin Isabella Juden und Muslime auszuweisen, ihren Besitz zu konfiszieren und Sondersteuern zu erheben, unter der Prämisse, dass das Christentum den anderen Religionen grundsätzlich übergeordnet sei", so Arndt. Das Geld dieser Eroberungszüge wurde benutzt, um Christoph Kolumbus' Expedition nach Indien zu finanzieren.
Der Empfang von Christoph Kolumbus in Barcelona, Kupferstich, Kolumbus präsentiert dem Königspaar ein Indianer-Paar, drumherum stehen Menschen und schauen zu.
Bei seiner Rückkehr brachte Kolumbus dem spanischen Königspaar "Anschauungsexemplare" mit
Die Legitimierung kolonialer Eroberungen
Bekanntermaßen endete diese Reise nicht in Indien, sondern in Amerika. Nach Kolumbus kamen die spanischen Eroberer und die europäischen Siedler und breiteten sich auf dem Kontinent aus - schließlich war hier eine neue Welt entdeckt worden.
Wie Arndt in ihrem Buch darlegt, wurden Völkermorde in den eroberten Territorien begangen, während im Europa der frühen Neuzeit humanistische Ideale propagiert wurden. Da das zu den europäischen Prinzipien in krassem Widerspruch stand, mussten die europäischen Eroberer Wege finden, etwas zu legitimieren, für das es eigentlich keine Legitimation gab.
Das Konzept von "Rasse" wurde propagiert, um koloniale Praktiken zu rechtfertigen, wobei Christen - insbesondere weiße christliche Männer - zur überlegensten Kategorie gehörten. Diese Idee wurde so erweitert, dass aufgrund der Hautfarbe Menschen verschiedenen "Rassen" zugeordnet wurden, denen dann Qualitäten zu- oder abgesprochen wurden.
"Alles lief auf die Idee hinaus, dass weiße Menschen die einzigen waren, die zum Fortschritt fähig seien, die einzigen mit Vernunft und Kultur", betont Arndt. Alles, was der Bildungselite näher war, wurde höher angesehen als Menschen, die naturnäher lebten. Dies diente dann den Europäern als Rechtfertigung, "die Natur zu besiedeln und die Menschen, die in ihr lebten, zu kolonisieren… So wurde das rassistische System aufgebaut", erklärt Arndt.
Die kranken Rassetheorien der Nazis
Schwarze Menschen wurden als minderwertig angesehen, ohne Vernunft und Kultur, schließlich wurde so die Versklavung von Menschen aus Afrika gerechtfertigt. Diese Vorstellung sei von den weißen Menschen verinnerlicht worden - sie betrachteten sich als höherwertig, ergänzt Arndt.
Öffentlicher Verkauf von Sklaven in den USA, Sklavenmarkt, Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert, Weiße Männer in Zylindern lassen sich schwarze Menschen vorführen, die zum Verkauf stehen.
Ein Sklavenmarkt in den USA, 1863
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde diese Kategorienbildung durch den Sozialdarwinismus - eine pseudowissenschaftliche Theorie, welche die Entwicklung von Gesellschaften und sozialen Verhältnissen als Resultat eines Kampfes ums Überleben erklärte, in dem nur die Stärksten und Erfolgreichsten sich durchsetzen - weiter gestützt.
Nach der Machtergreifung propagierten die Nationalsozialisten eine weitere Pseudo-Wissenschaft: die der Eugenik oder Rassenhygiene, die davon ausging, dass eine "Rasse" sich weiter optimieren ließe - und ermordeten systematisch rund sechs Millionen Juden sowie Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, Sinti und Roma und weitere rassistisch markierte Menschen.
Victor Klempners Buch LTI” zeigt auf dem Cover den NS-Propagandaminister Joseph Goebbels und eine große Anzahl deutscher Soldaten.
""LTI" steht für "Lingua Tertii Imperii: die Sprache im Dritten Reich" und ist ein Klassiker unter den Büchern über Sprache und Sprachgebrauch der Nazi-Propaganda
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit Rassentheorien nur noch selten gearbeitet, wie Arndt erläutert, aber Rassismus verschwand deswegen natürlich nicht. Zwar wurde Gleichheit eingefordert, aber "die globalen politischen und finanziellen Machtverhältnisse, die durch den Kolonialismus über Jahrhunderte aufgebaut worden waren, wurden nicht angetastet", so die Autorin. "Der Kolonialismus ist zu einem politischen System geworden, der viele intellektuell beeinflusst hat, der Menschen dazu gebracht hat, Menschen anhand ihrer Hautfarbe wahrzunehmen, ob sie das wollen oder nicht."
Deswegen werden noch heute, obschon wir denken, dass alle Menschen gleich sind, viele Schwarze, Indigende und People of Color ganz kontinuierlich von weißen Privilegien ausgeschlossen. Und weil weder Strukturen, Institutionen noch Diskurse oder moralische Werte ohne die Sprache möglich seien, sei es sehr wichtig, sich mit Rassismus in der Sprache auseinanderzusetzen, sagt Arndt.
Fünf Wege um rassistische Sprache zu identifizieren
Um einen Sprachgebrauch ohne rassistisches Vokabular zu ermöglichen, müssten Menschen in ihrem Sprachgebrach aktiv entscheiden, welche Worte sie benutzen - und so entscheiden, welche Teil des aktiven Wortschatzes bleiben. Deswegen sei es sehr wichtig, einen gewissen Aufwand zu betreiben, um rassistisches Vokabular zu erkennen, schreibt Arndt.
Sie schlägt fünf Wege vor, um rassistische Ausdrücke zu identifizieren: 1. Wann und wo hat der Ausdruck seinen Ursprung? Stammt er aus der Kolonialzeit und wie zeigt sich das? Wurde seine ursprüngliche Bedeutung geändert und was davon ist heute übrig geblieben? 2. Impliziert der Ausdruck, dass es "Menschenrassen" gibt? Suggeriert der Ausdruck, dass die angesprochene Person "naturnah" und "entfernt von der Vernunft" ist? 3. Greift der Ausdruck auf koloniale Vorstellungen oder Klischees zurück, zum Beispiel auf eine "halbnackte Person, die Federn trägt"? 4. In welchem Kontext wird der Ausdruck verwendet? 5. Schließt der Ausdruck Menschen von einer "weißen” Norm aus?
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Wie leben schwarze Menschen in Deutschland?
Sie gibt mehrere Beispiele aus der deutschen Sprache, wie "Ureinwohner", "Buschmann", "Eskimo" und viele mehr. In einem späteren Kapitel schlägt Arndt andere Bezeichnungen vor, die den rassistischen Hintergrund offenlegen, etwa: "Diaspora", "BiPOC", "People of Color".
Im Fazit plädiert Arndt dafür, solche Ausdrücke in der täglichen Sprache zu identifizieren - aber nicht zu verbieten. "Ich halte nichts von Sprachverboten. Das bringt uns gar nichts, denn selbst wenn die Ausdrücke nicht gesagt werden, reflektieren die Menschen nicht, und ändern auch nicht die internalisierten Bilder. Das führt nicht zu einer Änderung der Machtstrukturen."
Es gehe darum, dass die Menschen nicht mehr zögern, über rassistische Worte und Begriffe zu sprechen, so dass es in der Gesellschaft zu mehr Verständigung kommt - auch unter weißen Menschen. Ideal wäre, wenn diese sich dann selbst von rassistischem Sprachgebrauch distanzieren. Das sei das Ziel ihres Buches, sagt Susan Arndt.
Adaption aus dem Englischen: Julia Hitz.
Korrektur, 8. Juli 2022: In diesem Artikel hieß es zuvor, die Wurzeln des Rassismus ließen sich bis ins Jahr 1492 zurückverfolgen; dieser Satz wurde dahingehend geändert, dass sich dies auf die Terminologie im Zusammenhang mit dem Konzept der "Rasse" bezieht und nicht auf die Rassendiskriminierung selbst, die es in der gesamten Geschichte der Menschheit gegeben hat. Wir entschuldigen uns für den Fehler.
https://www.dw.com/


Das rassistische Erbe unserer Sprache

16.05.2022, 13:01 Uhr
Dass das N-Wort nicht geht, ist klar. Doch nicht immer sind rassistische Wörter so leicht zu identifizieren. Im Interview erklärt die Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt, wie man problematische Ausdrücke erkennt – und umgeht.
Von
Tobias Stosiek
Manche Worte wirkten wie "winzige Arsendosen", schreibt der Philologe Victor Klemperer, der sich vor allem mit der Sprache des Nationalsozialismus befasst hat. Und weiter: "Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu haben und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da." Mit diesem Zitat beginnt auch das neueste Buch der Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt (Universität Bayreuth), die sich nicht mit dem Nazisprech im Speziellen, sondern allgemein mit den Rassismen beschäftigt, die unseren Wortschatz bis heute vergiften. Mal mehr, mal weniger offensichtlich. Im Interview erklärt sie, wie wir problematische Ausdrücke erkennen – und umgehen. [Rassismen werden im Folgenden durch ein vorangestelltes * markiert]
Tobias Stosiek: Frau Arndt, ehe wir anfangen, über problematische Worte zu sprechen, über rassistische Begriffe und auch darüber, wie man sie umgehen kann – lassen Sie uns kurz einen Schritt zurücktreten, denn Sie schreiben ja selbst in Ihrem Buch, dass es darum gehe, "über Rassismus zu sprechen, ohne ihn zu reproduzieren." Deswegen kürzen Sie in ihrem Buch viele Ausdrücke ab oder streichen sie durch. Jetzt stellt sich die Frage: Wie machen wir das mündlich? Im Fall des N-Worts ist die Sache klar, das sprechen wir natürlich nicht aus. Aber wie verhält es sich zum Beispiel mit dem sogenannten *Sklavenhandel? Auch ein Ausdruck, von dem sie zeigen, dass er problematisch ist. Reicht hier der die Einschränkung durch "sogenannt"?
Susan Arndt: Das ist für mich eine ganz wichtige Frage: Wo stehen wir im Versuch, über Rassismus zu sprechen, ohne ihn zu reproduzieren? Im Buch schreibe ich Wörter meistens einmal aus und kürze sie dann ab. Mündlich ist das schwieriger. Aber wir können natürlich einen Kontext schaffen, indem wir Ausdrücke deutlich als rassistisch benennen. Und ich bemühe mich auch beim Sprechen, ein rassistisches Wort nicht weiter zu wiederholen, wenn ich es einmal angesprochen habe und es Thema bleibt.
Dann versuche ich, mich Ihrem Bemühen anzuschließen und Disclaimer einzubauen, wann immer wir über einen rassistischen Begriff sprechen. Zum Thema: Sie borgen sich in Ihrem Buch ja eine Metapher von Viktor Klemperer: Worte seien so etwas wie "winzige Arsendosen". Worin äußert sich die schleichende Giftwirkung rassistischer Begriffe? Oder anders: Was macht Sprache zu einem so zentralen Schauplatz für Rassismus? Es gibt ja diesen beliebten und oft gehörten Einwand gegen diskriminierungs- oder rassismussensibles Sprechen, der da lautet: 'Das ist doch nur ein Nebenschauplatz.' So nach dem Motto: 'Haben wir nicht eigentlich wichtigere Probleme…?'
Nun, wir wissen ja alle, wie wir reagieren, wenn wir verbal beleidigt werden. Und schon an diesem profanen Beispiel sieht man, dass Sprache sehr viel Macht darüber hat, wie wir uns fühlen – wie wir uns in einem kleinen Kontext fühlen, aber auch in der Welt. Deswegen ist Sprache eben nicht einfach eine Abbildung von irgendwas oder ein Nebenschauplatz, sondern Sprache handelt, sie erzeugt Welt. Und wir handeln dadurch, wie wir mit den Wörtern, die unsere Sprache zur Verfügung stellt, umgehen. Wählen wir sie oder vermeiden wir sie? Daraus spricht immer auch eine bestimmte Weltsicht…
Sie holen ja sehr weit aus, um die Weltsicht zu beschreiben, die aus rassistischen Begriffen spricht. Sie gehen zurück bis zu den Anfängen des europäischen Kolonialismus, manchmal sogar noch weiter – bis zu den alten Griechen. Brauchen wir denn diesen gewaltigen historischen Kontext, um zu verstehen, wieso ein Begriff rassistisch ist?
Ja, ich denke schon, denn sonst kommt man ganz schnell dazu zu sagen: 'Ach, Sprache ist doch nicht so wichtig, ist doch nur ein Nebenschauplatz.' Aber wenn wir zurückblicken, dann sehen wir, dass der Kolonialismus schon in der frühen Neuzeit – dem Zeitalter des Humanismus, der Aufklärung – die geltenden Vorstellungen von Recht verletzt hat. Da wurden Ländereien und Ressourcen geraubt, Menschen versklavt, viele umgebracht, ja sogar ganze Gesellschaften ausgelöscht. Diese Verbrechen mussten erklärt werden. Und das geschah dadurch, dass man behauptete, man habe es hier gar nicht mit Menschen zu tun, zumindest nicht mit vollwertigen Menschen. Genau dafür wurde der Begriff der *Rasse konstruiert. Und viele Wörter, die sich daran anschließen und die Idee verkünden: 'Das sind keine vollwertigen Menschen, die sind eigentlich Teil der Natur. Wir aber, wir Weißen aus Europa, wir repräsentieren die Zivilisation, den Fortschritt.' Und wenn wir uns diese Genese rassistischer Begriffen anschauen, wird klar: Die wurden von Anfang an dazu benutzt, Gewalt zu rechtfertigen. Ich denke, das macht es leichter nachzuvollziehen, weshalb daraus eine so gewaltvolle Perspektive auf Schwarze, auf People of Colour spricht. Und dazu ein sehr problematisches weißes Selbstverständnis: Leute so zu benennen, wie es einem passt, um die eigenen Übergriffigkeiten und Gewaltaktionen zu legitimieren.
Ein Beispiel für einen Begriff, der gewaltsames Handeln legitimiert oder legitimiert hat, ist die Rede vom *Sklavenhandel. So zu sprechen suggeriert, man habe es hier mit einem rein wirtschaftlichen Zusammenhang zu tun und nicht mit einer Geschichte massiver Gewalt, von Menschenraub und Massentötung. Wenn man nach so etwas sucht wie einer allgemeinen Definition rassistischer Ausdrücke, könnte man dann sagen, das sind eigentlich immer euphemistische Ausdrücke, also solche, die einen Gewaltzusammenhang gleichzeitig verschleiern und rechtfertigen?
Das ist auf jeden Fall eine Kategorie rassistischer Begriffe. Sie verschleiern, dass eigentlich eine Gewalthandlung stattfindet – wie beim *Sklavenhandel. Es gibt aber auch noch andere Aspekte, die rassistische Wörter ausmachen. Eigentlich immer steckt die Idee von *Rasse in ihnen – also die Vorstellung, dass Menschen nach *Rassen sortiert werden können, wobei die weiße *Rasse allen anderen überlegen ist. Aus diesem Prinzip heraus werden Menschen abgewertet. Entweder, indem sie in die Frühzeit europäischer Entwicklung gesteckt werden – was sich etwa in der Rede von *Stämmen andeutet – oder aber, indem sie mit Natur gleichgesetzt werden (*Naturvölker, *Buschmänner). In diesem Spektrum bewegt sich das: Zuschreibung von Minderwertigkeit auf der einen Seite – Aufwertung des Weißseins auf der anderen.
Bei manchen Begriffen liegt das ja sehr klar auf der Hand. Ich denke wieder an das N-Wort. Aber auch beim sogenannten *Sklavenhandel ist es, denke ich, relativ offensichtlich.
Sie zeigen aber auch, dass Ausdrücke wie zum Beispiel "*Lateinamerika" problematisch sind. Oder, was ich noch interessanter fand, die Rede davon, die Europäer hätten Amerika *entdeckt. Worin liegt das Problem?
In dem, was Sie schon angesprochen haben: Es ist ein Euphemismus für das, was passierte, als Kolumbus und seine Entourage 1492 an der amerikanischen Küste landeten. Er begegnete dort Menschen – trotzdem benutzte er das Wort "*entdecken" oder "*Neue Welt". Entdecken kann man ja eigentlich nur etwas, was Menschen vorher nicht bekannt ist. Aber wenn ich auf Menschen treffe, kann ich schlecht behaupten, dieses Territorium sei Menschen noch nicht bekannt gewesen. Es sei denn, ich schreibe ihnen eben das vollwertige Menschsein ab. Und genau das passierte: 'Ich *entdecke dieses Territorium und gründe dort eine *Neue Welt!' – Das ist die weiße, rassistische Perspektive.
Müsste man nicht eigentlich auch aufhören, den Ausdruck "Kolonialismus" selbst zu verwenden? Denn Sie zeigen ja, dass auch in diesem Wort eine krasse Verharmlosung drinsteckt – weil es vom lateinischen "colere" herkommt, was so viel bedeutet wie "bebauen", oder "pflegen"; weil das Wort also so tut, als hätten die Europäer einfach unberührte Natur erschlossen und nicht auf brutalste Weise anderen ihre Heimat weggenommen …
Ja, da würde ich auf jeden Fall zustimmen. Aber gleichzeitig machen Begriffe ja immer auch Bedeutungswandel durch. Und ich glaube, wenn wir heute den Begriff "Kolonialismus" hören, dann schwingt auf der Bedeutungsebene sehr stark mit, was real passiert ist, nämlich Landraub, Versklavung, Mord. Insofern können sich Begriffe auch weiterentwickeln, indem sie kritisch verwendet und kritisch reflektiert werden. Und ich glaube, das ist mit dem Begriff Kolonialismus ausreichend geschehen, so dass wir, wenn wir das Wort heute hören, nicht mehr an eine friedvolle Eheschließungen anderer Kontinente denken.
Wir haben jetzt viel über Ausdrücke gesprochen, die historische Zusammenhänge oder Phänomene beschreiben. Aber Sie schauen sich natürlich auch heutige Begriffe an. Etwa die Rede von *Farbigen – ein Ausdruck, von dem ich mir gar nicht sicher bin, wie weit er noch verbreitet ist. Ich habe zumindest den Eindruck, dass er es bis vor kurzem noch sehr stark war. Wir haben sogar mal in der Redaktion darüber diskutiert. Damals kam der Einwand auf: 'Wieso soll das problematisch sein? Das ist doch eigentlich ein Pendant zum englischen Ausdruck People of Colour!' Ist es aber nicht, oder...
Nein, ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Also die Rede von *Farbigen steht eher in der Tradition von *Coulored. Und daraus spricht die Normsetzung von Weißsein. Alle anderen *Rassen, die daraus ausgeschlossen wurden, galten als *Farbige. Auch im Deutschen. Der große Unterschied zu People of Color ist der Zusatz "People of". Damit wird betont: Das sind Menschen! Es wird also genau das markiert, was man versucht hat, *Farbigen abzusprechen – sie seien so anders, dass sie eigentlich gar keine Menschen mehr sind. Und dann kommt noch dazu, dass "People of Colour" ein Begriff ist, der sich aus der Bürger*innenrechts-Bewegung heraus etabliert hat, während das Wort "*Farbige" aus dem Kolonialismus heraus geprägt wurde. Deswegen kann man sie keinesfalls analog setzen.
"People of Color" ist ja ein Begriff, der längst auch im Deutschen geläufig ist. Ein Widerstandsbegriff – so nennen Sie ihn. Woran liegt es eigentlich, dass viele solcher Widerstandsbegriffe aus dem Englischen kommen? Ist dort die rassismuskritische Debatte lebhafter als hier?
Ja, ich denke schon. In den USA wurde im Zuge der Bürger*innenrechts-Bewegung schon in den 60er-Jahren versucht, aus diesen rassistischen Begriffen auszusteigen und Gegenbegriffe zu verwenden und zu profilieren. Gleichzeitig ist der Schwarze Widerstand oder allgemeiner der Widerstand von People of Colour ein globales Phänomen. Da wird international kommuniziert und Solidarität geübt. So wachsen dann Begriffe auch in andere Sprachen hinein. Das ist ja auch kein ungewöhnlicher Vorgang, wenn Sie daran denken, wie viele Anglizismen während der Coronakrise ins Deutsche übernommen wurden. Aber bei People of Colour heißt es dann häufig: 'Das klingt komisch, das ist doch ein englischer Begriff…'
… weil Sie es ansprechen: Woran glauben Sie liegt es, dass Anglizismen in diesem Kontext stärker abgelehnt werden als in anderen?
Also ich glaube, dass es insgesamt noch an der Bereitschaft magelt, über Kolonialismus, über Rassismus zu reflektieren – oder über die Bedeutungen zu sprechen, die Wörter, die in diesem Kontext entstanden sind, bis heute haben. Und diese Weigerung wird dann oft auf diese Scheindebatte projiziert. Nach dem Motto: 'Ich will einfach keine Anglizismen benutzen!' Aber eigentlich steht dahinter die Verweigerung demgegenüber, dass sich die deutsche Gesellschaft mehr und viel stärker als bisher mit der eigenen Verantwortung für den Kolonialismus und dessen Erblast bis in die Gegenwart hinein auseinandersetzt.
Jetzt erscheint Ihr Buch ja im Dudenverlag, also dem Verlag, der das maßgebliche deutsche Wörterbuch herausgibt. Wie weit ist man denn dort in Sachen Rassismuskritik?
Also, ich habe in den letzten 20 Jahren immer wieder in die neuen Editionen des Duden geschaut und habe festgestellt, dass Debatten dort durchaus aufgegriffen wurden. Viele Wörter, die vor 20 Jahren noch im Duden standen, ohne dass sie irgendwie als diskriminierend markiert wurden, werden jetzt gekennzeichnet. Teilweise noch nicht ausreichend. Da steht dann "veraltet" statt "rassistisch". Da sind wir wieder beim Euphemismus. Aber ich sehe auch, dass in dieser wirklich wichtigen Institution, in der die Macht der Worte natürlich allen präsent ist, sehr, sehr intensive Debatten stattfinden. Und das finde ich ganz großartig, denn ich habe es immer wieder erlebt, dass Leute zu mir sagen: 'Das kann gar nicht diskriminierend sein, denn im Duden steht nicht, dass es diskriminierend ist!'
Der Duden wird also so wahrgenommen wie ein neutraler Wortkanon, oder?
Genau. Aber auch hinter dem Duden stehen natürlich Perspektiven: Wer sind die Autor*innen, die Redakteur*innen? Aus solchen Wörterbüchern sprechen immer auch Meinungen, bestimmte Positionen – und häufig eine sehr stark weiß-zentrierte Position. Sich das bewusst zu machen, ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Schritt. Und das passiert auch. Wir sehen hier eigentlich sehr schön, wie dieser Kreislauf funktioniert: von Sprache und Denken zu gesellschaftlichen Strukturen und Institutionen, die sich durch diese Reflexionsprozesse auch hinterfragen und ändern müssen – und das auch tun.
Das Buch "Rassistisches Erbe. Wie wir mit der kolonialen Vergangenheit unserer Sprache umgehen" von Susan Arndt erscheint am 16. Mai im Dudenverlag und kostet 22 Euro.
https://www.br.de/


Sprache gegen Rassismus

Diese Begriffe finden viele ok: Schwarz, weiß und People of Color. Diese Begriffe finden viele nicht ok: farbig, dunkelhäutig und Rasse. Hier erfahrt ihr, warum das so ist.
Datum:
17.03.2022
Beim Thema Rassismus kommt immer wieder die Frage auf: Welche Begriffe sollte man eigentlich verwenden und welche nicht? Dabei kommt es vor allem darauf an, wer diese Begriffe ausgesucht hat, also wer wen wie bezeichnet. Und: Begriffe wie Schwarz oder Weiß beschreiben nicht, welche Hautfarbe ein Mensch hat - sondern, ob er oder sie rassistische Erfahrungen gemacht hat. Einige Expertinnen und Experten zum Beispiel von der Menschenrechtsorganisation "Amnesty International" haben da ein paar Tipps:
Diese Begriffe finden die Experten gut:
Schwarz / Schwarze Menschen
Schwarze, Schwarzer oder Schwarzer Mensch sind Ausdrücke, die man laut den Experten sagen kann. Denn diese Begriffe haben Schwarze Menschen selbst für sich gewählt. Sie wurden nicht zuerst von anderen so genannt. Wer sich als Schwarzer Mensch bezeichnet, drückt damit aus, dass er sich zu einer Gruppe von Menschen zählt, die aufgrund ihrer Hautfarbe Erfahrungen mit Rassismus machen. Mit "Schwarz" ist natürlich nicht wirklich die Farbe Schwarz gemeint - wie etwa in einem Farbkasten. Deshalb wird Schwarz in diesem Fall auch mit großem "S" geschrieben. Also zum Beispiel "ein Schwarzer Mensch." So soll deutlich gezeigt werden, dass es sich nicht wirklich um die Farbe handelt.
Wichtig zu wissen: Auch wenn es ok ist, den Begriff zu verwenden, sollte man das nicht einfach so tun - sondern nur, wenn es wichtig ist, welche Hautfarbe ein Mensch hat. Wenn zum Beispiel über die rassistischen Vorfälle in den USA berichtet wird, sagt man, dass die Opfer Schwarze Menschen waren. Denn sie sind nur aufgrund ihrer Hautfarbe angegriffen oder verletzt worden.
Weiß / weiße Menschen
Auch Weiße oder weiße Menschen sind Begriffe, die die Expertinnen und Experten ok finden. Und genau wie bei Schwarzen Menschen, ist es natürlich nicht die wirkliche Farbe Weiß. In diesem Fall wird das Wort kursiv geschrieben - auch wieder, um zu zeigen, dass nicht die Farbe gemeint ist. Als weiß wird bezeichnet, wer keine Probleme durch Rassismus hat. Wer also nicht aufgrund seines Aussehens oder seiner Herkunft diskriminiert wird.
People of Color / Menschen of Color
People of Color (sprich ungefähr: Piepel of Kaller) ist englisch. "People" bedeutet wörtlich übersetzt "Menschen" und "Color" bedeutet wörtlich "Farbe". Allerdings lässt sich dieser Begriff nicht einfach mit "farbige Menschen" übersetzen, denn das ist ein Begriff, den man laut den Experten lieber nicht sagen sollte. (Mehr dazu weiter unten). People of Color ist aber ein Begriff, den man sagen kann - auch im Deutschen. Also zum Beispiel: "Ein Mädchen of Color in meiner Klasse".
Auch mit People of Color sind Menschen gemeint, die Erfahrungen mit Rassismus machen. Dazu zählen nicht nur Schwarze, sondern auch andere, die wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft Erfahrungen mit Rassismus machen. Und auch dieser Ausdruck wird kursiv geschrieben, weil es nicht um eine wirkliche Farbe geht.
Diese Begriffe lehnen die Experten ab:
Farbig
Den Begriff "farbig" sollte man laut den Expertinnen und Experten nicht verwenden. Denn diesen Begriff haben sich Schwarze Menschen nicht selbst ausgesucht. Er ist in einer Zeit entstanden, in der Weiße Schwarze unterdrückt und ausgebeutet haben: zur Zeit des Kolonialismus. Viele Schwarze finden es deshalb nicht gut, wenn sie so genannt werden. Außerdem sagen sie, dass jeder Mensch "farbig" ist. Niemand hat keine Farbe.
Dunkelhäutig
Auch "dunkelhäutig" finden viele Schwarze als Begriff nicht gut. Denn auch diese Bezeichnung haben die weißen Menschen den Schwarzen gegeben.
Rasse
Manchmal hört man noch den Begriff "Rasse", wenn es um Menschen - zum Beispiel unterschiedlicher Hautfarbe oder Herkunft - geht. Doch diesen Begriff sollte man nicht verwenden, wenn von Menschen die Rede ist. Denn es gibt keine menschlichen Rassen.
Obwohl "Rassismus" von dem Wort "Rasse" abstammt, darf man es aber weiter benutzen. Denn "Rassismus" bezeichnet zum Beispiel den Hass, der Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft entgegen gebracht wird. Und Rassisten glauben ja an die vollkommen falsche Idee einer Rasse. Was genau das Problem mit dem Wort "Rasse" ist: logo! erklärt es im Video.
https://www.zdf.de/


RASSISMUS
Afrozensus: Verbreiteter Rassismus gegen Schwarze in Deutschland

Menschen mit schwarzer Hautfarbe fühlen sich diskriminiert. Anti-Schwarzer Rassismus ist für sie eine Alltagserfahrung. Das ist das Ergebnis einer nicht-repräsentativen Umfrage.
Datum 30.11.2021
Autorin/Autor Volker Witting
Berlin-Fennpfuhl am vergangenen Freitag. Familienvater Adegbayi B. ist mit seiner einjährigen Tochter unterwegs. Der Mann mit nigerianischen Wurzeln wird plötzlich von einer Frau bespuckt und heftig rassistisch beschimpft. Der Mann filmt den Vorfall, lädt das Video hoch und meldet den Angriff der Polizei.
Die Täterin kann kurz darauf festgenommen werden. In mehreren Interviews erklärt Adegbayi B, dass ihn Rassismus in Deutschland ständig begleite. Zwei bis drei Mal im Monat werde er rassistisch beleidigt. Seine Tochter, so Adegbayi B., sei seit dem Vorfall in der vergangenen Woche traumatisiert.
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Mit dem Afrozensus endlich die Wirklichkeit erfassen
Kein Einzelfall. Immer wieder passiert es Menschen mit schwarzer Hautfarbe, dass ihnen ungefragt in die Haare gegriffen wird. Sie werden nach Drogen gefragt oder sexistisch angepöbelt. Die Polizei kontrolliert sie häufiger als weißhäutige Menschen. Eine Wohnung zu bekommen - für People of Color kann das schwierig sein.
Viele Menschen mit schwarzer Hautfarbe in Deutschland haben solche Erfahrungen gemacht. Rund 6000 von ihnen haben das in einer Online-Befragung so zu Protokoll gegeben. Die anonyme, freiwillige Umfrage lief vom 20. Juli bis zum 6. September 2020. In einem 300-seitigen Bericht sind die Ergebnisse zusammengefasst.
"Es war ein wirklich langer Weg. Es war ein Kampf", sagt Rassismusforscher Daniel Gyamerah von der Organisation "Each One Teach One" bei der Online-Präsentation der Forschungsergebnisse. Von "schmerzhaften Erfahrungsberichten" spricht er. Die bisherige Bundesregierung habe sich nicht besonders um eine Erhebung solcher Daten gekümmert, "wie es eigentlich ihre menschenrechtliche Verpflichtung wäre", ergänzt Gyamerah. "Anti-Schwarzer Rassismus ist nicht unser Problem. Wir haben ihn uns nicht ausgedacht und nicht erfunden, sondern das Problem ist strukturell."
Erste systematische Untersuchung zu Anti-Schwarzem Rassismus
Repräsentativ ist die Befragung nicht, aber sie zeigt doch Tendenzen auf - und schildert bittere Erfahrungen von Menschen, die in Deutschland immer noch diskriminiert werden. Durchgeführt hat sie ein gemeinschaftliches Projekt von "Each One Teach One" und "Citizens for Europe", zivilgesellschaftlichen Organisation, die sich für Vielfalt und Demokratie einsetzen. Mit rund 150.000 Euro wurde das Projekt aus Geldern der Antidiskriminierungsstelle gefördert, die zum Bundesfamilienministerium gehört. Bernhard Franke ist kommissarischer Leiter der Antidiskriminierungsstelle: "Die Ergebnisse des Afrozensus zeigen eindrücklich die Erscheinungsformen und Auswirkungen von Diskriminierung und Anti-Schwarzem Rassismus in Deutschland."
Daniel Gyamerah - Citizens for Europe
Daniel Gyamerah - Aktivist und Wissenschaftler
"Was ist denn das Problem? Gibt es euch überhaupt?" Immer wieder seien ihm solche Fragen - auch von Politikern - gestellt worden, sagt Rassismusforscher Daniel Gyamerah der Deutschen Welle im Interview. Auch das hat ihn bei dem Projekt angetrieben.
Ja, es gibt sie. In Deutschland leben über eine Millionen Menschen, die auffallen, weil sie eine schwarze Hautfarbe haben. Es sind Journalistinnen, Musiker, Forscherinnen und Forscher, Reinigungskräfte und Rentner und noch viel mehr. Viele von ihnen fühlen sich in Deutschland von staatlichen Institutionen und im Alltagsleben benachteiligt und Rassismus ausgesetzt. Über 42 Prozent der Teilnehmer der Online-Befragung erleben das so.
Infografik Anti-Schwarzer Rassismus DE
Nur rund jeder Fünfte erlebt keinen oder selten Anti-Schwarzen Rassismus
So etwas wie den Afrozensus hat es bisher nicht gegeben. In Deutschland ist die statistische Erfassung von Bürgern nach ethnischen Kriterien eher ungewöhnlich. Das hat auch mit der Kolonialgeschichte und der Zeit des Nationalsozialismus zu tun.
Mit-Initiator und Wissenschaftler Daniel Gyamerah entgegnet auf Einwände gegen die Erhebung dies: "Es gibt immer wieder die Angst, dass man durch Forschung erst diese Communities kreieren würde", sagt er der Deutschen Welle. "Aber wir sind hier. Wir sind Teil der Gesellschaft und lassen uns nicht verleugnen."
Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen
Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Anti-Schwarzer Rassismus über drei Mechanismen wirkt. Die Exotisierung ist dabei der wohl wichtigste Faktor. 90 Prozent der Befragten haben angegeben, dass ihnen ungefragt in die Haare gegriffen wird. Aber auch die Sexualisierung schwarzer Menschen ist eine häufige Erfahrung. Insgesamt geben fast 80 Prozent an, auf Dating-Apps sexualisierte Kommentare bezüglich ihres Aussehens oder ihrer "Herkunft" erhalten zu haben.
Infografik Relative Häufigkeit von eigenen Diskriminierungserfahrungen Afrozensus 2020 DE
Der Afrozensus macht klar: Diskriminierung ist Alltag - in fast allen Bereichen
Auch die Kriminalisierung spielt ein Rolle. Rund 56 Prozent der Befragten geben an, gefragt zu werden, ob sie Drogen verkaufen. Ebenso viele wurden ohne erkennbaren Grund von der Polizei kontrolliert. Zwei Drittel der Afrozensus-Befragten (67,6 Prozent) glauben, dass sie aufgrund rassistischer Zuschreibungen in der Schule oder Universität schlechter beurteilt werden als ihre Mitschüler oder Kommilitonen.
Wenn sich schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen gegen Diskriminierung wehren, machen sie oft schlechte Erfahrungen. Über 90 Prozent geben an, dass ihnen nicht geglaubt werde, wenn sie Rassismus ansprechen. 75 Prozent der Betroffenen würde Rassismusfälle erst gar nicht melden.
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Afro.Deutschland
Außerdem heiße es oft, man solle sich nicht so anstellen. Dabei werden nach Erkenntnissen des Potsdamer Vereins Opferperspektive täglich mindestens drei bis vier Menschen in Deutschland Opfer rechter Gewalt. Rund zwei Drittel aller Angriffe seien rassistisch motiviert.
Der Afrozensus - nur ein Anfang
Bernhard Franke von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt sich zufrieden mit dem Afrozensus. Und er findet lobende Worte für die künftige Bundesregierung. Die wolle für Diskriminierungsfälle künftig Polizeibeauftragte einsetzen.
Für die Autoren des Afrozensus war diese Untersuchung nur ein Anfang. Sie wollen ihre Forschungsarbeit fortsetzen und die Ergebnisse auch in englischer und französischer Sprache publizieren. Außerdem fordern sie mehr Communities-Zentren, Beratungszentren und staatliche Aktionspläne zur Bekämpfung von Anti-Schwarzem Rassismus. Dass die nötig sind, zeigt auch der rassistische Angriff in Berlin-Fennpfuhl.
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AfD-Aussteiger packen aus
Wenn Hass zum Alltag wird

Stand: 24.06.2021 06:04 Uhr
Zwei ehemalige AfD-Funktionäre packen aus: Ihre Schilderungen und Chat-Protokolle bieten einen Einblick in das Innenleben der AfD und ihrer Jugendorganisation: Rassismus, Gewaltfantasien und Hass auf Homosexuelle gehören zum Alltag.
Von Cosima Gill und Kaveh Kooroshy, RBB
Dem ARD-Politikmagazin Kontraste liegen umfangreiche Chatkommunikationen aus Kreisen der AfD und ihrer Jugendorganisation "Junge Alternative" (JA) vor. Die Chats offenbaren, wie sehr rassistische Äußerungen, Hass auf Homosexuelle und Gewaltfantasien in der Partei und ihrem Umfeld akzeptiert sind. Die ehemaligen AfD-Mitglieder Alexander Leschik und Nicolai Boudaghi haben die Chats Kontraste zur Verfügung gestellt und berichten darüber auch in einem Buch. Protokolle des Hasses "Stoppt Tierversuche nehmt Flüchtlinge", schreibt etwa ein junger Mann in einer WhatsApp-Gruppe von JA-Mitgliedern in Braunschweig. In einer geschlossenen Facebook-Gruppe der JA schreibt ein Anderer: "Schwule sind in meinen Augen auch meistens Viecher…". Ein Mitglied der JA in Baden-Württemberg fordert in einem Chat: "Man sollte diese ganzen Volksverräter hinrichten lassen, das ganze Kabinett Merkel." "Das einzige Ticket, dass [sic!] ich einem Flüchtling geben würde, wäre ein Ticket nach Auschwitz Birkenau." - schreibt jemand in einer Chatgruppe des Stammtischs der AfD-Jugendorganisation JA in Heidelberg im Jahr 2018. Es folgt eine eher halbherzige Rüge für die Hetze: "Alter, reiß Dich zusammen. Beim nächsten Mal schmeiß ich Dich hier raus." "Niedere Menschenformen sexuell zu demütigen ist ein Beleg für die Überlegenheit der weißen Rasse", heißt es 2018 in einer Gruppe von AfD-Mitgliedern und Interessenten in Norddeutschland.AfD-Aussteiger bereut: "Es ist unentschuldbar" Auch die beiden AfD-Aussteiger Leschik und Boudaghi haben sich in solchen Gruppen geäußert. Als 17-Jähriger teilte Alexander Leschik bei Facebook über einem Bild von einem AfD-Infostand die Nazi-Parole: "Deutschland Erwache". Er bezeichnete die Antifa als moderne SA, die Sturmabteilung der NSDAP. Heute, so sagt er, bereut er beides: "Es ist unentschuldbar und ein Sinnbild dessen, was damals in der Partei schon Usus war", wie er im Interview mit Kontraste erklärt. Leschik ist schon mit 15 Jahren in die JA eingetreten, später saß er im Bundesvorstand der AfD-Jugend. Vorher hatte er sich Veranstaltungen der Jungen Union und der Jusos angeschaut, doch die AfD habe auf ihn "durchlässiger" gewirkt, hier habe er schneller interessante Kontakte knüpfen können, so seine Erklärung heute. "Ich bin 2015 mit viel Idealismus eingetreten und habe mich sehr stark engagiert. Heute bin ich desillusioniert. Ich bin in eine konservative Partei eingetreten und in einer rechtsradikalen Partei aufgewacht.""Es ging um reine Provokation"Zum muslimischen Fastenmonat Ramadan hat Nicolai Boudaghi auf Facebook ein Bild mit einer Schweinshaxe veröffentlicht: "Es ging um reine Provokation, um reine Aufmerksamkeit, ich würde es nicht noch mal machen. Das ist ein Stilmittel, das nicht in die Politik gehört." Boudaghi ist 2013 der AfD beigetreten, später wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender der JA. Der Mann mit persischen Wurzeln aus dem Ruhrgebiet wurde, so sagt er selbst, zum "Posterboy" der AfD. Es sei vor allem darum gegangen, zu zeigen: "Hey, wir haben jemanden mit Migrationshintergrund, dann können wir gar nicht zu rechts sein." Doch Boudaghi hat immer wieder mitbekommen, wie Parteifreunde ihn hinter seinem Rücken rassistisch verunglimpften, beispielsweise, in dem sie statt seinem Nachnamen den des ehemaligen IS-Terrorführers Baghdadi nutzten.
Schwarze unerwünscht
Besonders ein Moment habe ihm gezeigt, dass er wohl doch falsch in der Partei ist: Boudaghi schildert, er habe zwei schwarze Interessentinnen zu einem Stammtisch der jungen Alternative eingeladen. Anschließend habe ihn ein AfD-Kreisvorsitzender angerufen, um ihm mitzuteilen, dass "diese Menschen" nicht in die Partei gehören würden. Der AfD-Funktionär habe sie mit dem N-Wort betitelt und gesagt, sie würden Bananen von den Bäumen pflücken, so Boudaghi.
Trotz solcher Erfahrungen sind Leschik und Boudaghi lange in der Partei geblieben. Grund dafür sei ihre Hoffnung gewesen, intern etwas verändern zu können, so ihre Erklärung auf Nachfrage von Kontraste. Heute glauben Leschik und Boudaghi, die sich als Patrioten bezeichnen, dass sie Deutschland mit ihrem Engagement geschadet haben.
Bundesamt für Verfassungsschutz
Player: videoWas macht die AfD zum Verdachtsfall?
FAQ
03.03.2021
AfD zum Verdachtsfall erklärt
Unter Beobachtung - was heißt das?
Welche Voraussetzungen gibt es dafür? Welche Folgen könnte es für die AfD haben? Einschätzungen der ARD-Rechtsredaktion. mehr >>>
Die AfD und der Verfassungsschutz
Die Junge Alternative wurde im Januar 2019 vom Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft. Seitdem darf die Behörde Mitglieder der Jungen Alternative beobachten oder auch V-Leute einsetzen.Boudaghi überrascht das nicht: "Mich hat nur gewundert, wie lahm der Verfassungsschutz eigentlich war. Ich kann Ihnen sagen, wenn die ihre Arbeit vernünftig gemacht hätten, dann wäre die AfD längst Beobachtungsobjekt und die Junge Alternative wäre längst auf dem Niveau der der NPD. [...] Was ich da für Sachen mitbekommen habe, die hätten drei Mal gereicht für eine Beobachtung."
Unterlagen der Pressekonferenz des Verfassungsschutzes zum Prüfergebnis der AfD am 15. Januar
HINTERGRUND
26.02.2019
Verfassungsschutz und AfD
Was Prüffall und Verdachtsfall unterscheidet >>>
Christoph Kehlbach erklärt das Kölner Urteil zur AfD - und was bei der AfD-Jugendorganisation anders ist. mehr
Meuthen und die Angst vor der BeobachtungKurz vor seinem Austritt aus der AfD im Frühjahr 2021 hat Leschik noch an einer online Veranstaltung mit dem AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen teilgenommen. Er erinnert sich, dass Meuthen gesagt habe, dass sich die AfD und die Junge Alternative in einem Punkt nicht unterscheiden würden: Es gebe Leute, die die Beobachtung durch den Verfassungsschutz geradezu "„geil" finden würden. Solche Leute gebe es in der AfD bis hinein in hohe Mandatsträgerkreise. Und er soll hinzugefügt haben, dass die Beobachtung "kein Ritterschlag" sei, unabhängig, ob die Beobachtung berechtigt oder unberechtigt geschehe. Für die Partei sei das fatal.Auf Anfrage von Kontraste schreibt Meuthen, dass er diese Aussagen nicht bestätige, er "nehme dazu auch nicht Stellung". Weiter schreibt er: "Ich werbe ja immerzu dafür, Wort und Tat sinnvoll und besonnen zu wägen, um nicht womöglich emotionalisiert und mitgerissen denen in die Karten zu spielen, die uns zu Unrecht verfassungsfeindliche Gesinnung unterstellen wollen."
Logo der Sendung "Kontraste"
24.05.2023
TV-Tipp
Kontraste
KONTRASTE bringt Gegensätze auf den Punkt. rbb-online
Investigativ
Dieses Thema im Programm:
Über dieses Thema berichtete das ARD-Magazin Kontraste am 24.06.2021 um 21.45 Uhr im Ersten.
https://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/afd-aussteiger-101.html


WDR reagiert auf Blackfacing-Skandal: „Haben noch viel zu tun“

Der WDR setzt sich nun bereits mit dem zweiten Rassismusskandal innerhalb weniger Wochen auseinander.
Der WDR sorgt erneut mit einer Sendung für Kritik: In einer Karnevalsshow werden schwarz geschminkte Menschen gezeigt. Nun nimmt der Sender die Bilder aus der Mediathek. Der WDR antwortet so mit Verzögerung auf die Rassismusvorwürfe.
15.02.2021, 15:52 Uhr
Köln. Nachdem der Westdeutsche Rundfunk (WDR) erneut mit Rassismusvorwürfen konfrontiert wurde, hat er nun den in der Kritik stehenden Zusammenschnitt der Karnevalssendung „Jet zo fiere! Das Beste aus der Verleihung des Ordens ‚Wider den tierischen Ernst‘“ in der Mediathek bearbeitet und auf die Vorwürfe reagiert.
In der Szene waren zwei weiße Menschen zu sehen, die schwarz geschminkt wurden. In den sozialen Medien regten sich viele User über das sogenannte Blackfacing auf. Zwischen ihnen: die als Ägypterin verkleidete Desiree Nick.
„Diese Szene aus 2010 hätte nicht in den Zusammenschnitt aufgenommen werden dürfen. ‚Blackfacing‘ ist rassistisch. Wir haben die entsprechenden Bilder in der Mediathek durch eine Texttafel ersetzt, mit der wir auf die Problematik hinweisen“, hat der WDR mittlerweile als Antwort auf einen viral gegangenen Tweet getwittert.
WDR zeigte Blackfacing-Szene
Ursprünglich wurde am Samstag um 23.15 Uhr in der Sendung ein Ausschnitt gezeigt, in dem Désirée Nick als ägyptische Pharaonin verkleidet neben zwei schwarz angemalten Männern in primitiver Kleidung steht. Blackfacing, wie man diese Art von Rassismus nennt, geht auf das 19. Jahrhundert zurück. „Jedes Mal, wenn ein schwarz geschminkter Weißer irgendwo auftritt, sagt das: Schwarze können das nicht. Schwarze kennen wir nicht. Schwarze gibt es in unserer Mitte nicht. Was Schwarze von dieser Rolle halten würden, wenn es sie in unserer Mitte gäbe, interessiert uns nicht“, erklärt der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch Blackfacing.
„So etwas darf uns nicht passieren – erst recht nicht nach den Diskussionen der vergangenen Wochen. Und es zeigt: Wir haben hier noch viel zu tun“, schreibt der WDR weiter in seinem Statement auf Twitter. Viele Nutzer reagierten mit Unverständnis: „Warum passiert es euch dennoch?“, heißt es etwa. „Und was WERDET ihr tun“, fragt ein anderer. Kritisiert wurde der WDR auch für seine Kommunikation. Der Sender reagierte erst mit zehn Stunden Verzögerung auf die Diskussion.
Der zweite Rassismusskandal beim WDR innerhalb weniger Wochen
Désirée Nick distanzierte sich schon am Sonntag auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) von der Sendung und den Vorwürfen: „Der Auftritt wurde vom WDR konzipiert, ich kannte die beiden Jungs nicht, die da plötzlich auf der Bühne standen. Der WDR hat sich das ausgedacht, auch den Text, und war weisungsbefugt.“
In den vergangenen Wochen stand der Sender in der Kritik, weil er eine Sendung ausstrahlte, in der vier weiße Menschen sich darüber einig waren, dass sie das Wort Zigeunersauce nicht als rassistisch ansehen, obwohl der Zentralrat der Sinti und Roma das Z-Wort als antiziganistisch bezeichnet.
RND/goe
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Kulturwissenschaftlerin: „Wir werden nicht sprachlos, nur weil wir rassistische Begriffe aufgeben“

Bewegungen wie Black Lives Matter können dazu dienen, sich mit Rassismus gesamtgesellschaftlich auseinanderzusetzen, findet Kulturwissenschaftlerin Susan Arndt.
Nach dem Tod des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd ist in Deutschland eine Diskussion über Rassismus entbrannt. Susan Arndt sieht darin eine Chance, sich mit rassistischen Ausdrücken des deutschen Wortschatzes auseinanderzusetzen. Im RND-Interview spricht die Kulturwissenschaftlerin der Universität Bayreuth darüber, welche Macht die Sprache in der Debatte hat.
Laura Beigel
14.07.2020, 08:38 Uhr
Bayreuth. Frau Arndt, inwiefern ist die deutsche Sprache von Rassismus geprägt?
Die deutsche Sprache ist sehr rassistisch geprägt. Grund dafür ist die Erfindung von „Rassen“, an der auch deutsche Theoretiker, Theologen und Philosophen aktiv mitgewirkt haben. Zurückzuführen ist diese „Rassentheorie” auf den deutschen Kolonialismus, der mindestens von 1884 bis 1919 andauerte. Schon zuvor haben deutsche Kräfte bei der Versklavung von Afrikanern mitgewirkt. Inmitten der imperialen Phase beging Deutschland dann einen Genozid an den Herero und Nama.
Susan Arndt ist Professorin für Anglistik und Kulturwissenschaften an der Universität Bayreuth.
© Quelle: Privat
In dieser Zeit wurde aus der deutschen Sprache und Gesellschaft heraus darüber gesprochen. Sowohl über die Versklavung als auch darüber, warum es rechtens sei, so mit den Kolonien und kolonialisierten Menschen umzugehen. Das heißt, dass genau diese Sicht auf die kolonialisierten Räume auch die deutsche Sprache geprägt hat – und die damals verwendeten Begriffe haben wir noch heute.
Warum?
Ich denke, diese Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus schläft in Deutschland noch extrem. 1945 wurde sich mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt, wobei auch viele Debatten geführt wurden, was Sprache anrichten kann. Aber diese Diskussion über den Nationalsozialismus und die Sprache wird nie auf den Kolonialismus und Rassismus ausgeweitet. Selbst 1968 haben sich die Westdeutschen nur mit dem Nationalsozialismus beziehungsweise dem Kommunismus auseinandergesetzt. 1989 kam dann die Aufarbeitung der DDR-Geschichte hinzu, aber der Blick auf die Jahre vor 1933 fehlte weiterhin.
Das heißt, eine Ursache dafür, warum Rassismus unsere Sprache prägt, ist die fehlende Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit.
Genau. Weil das fehlte, gibt es nach wie vor ein Selbstverständnis davon, dass Begriffe wie das N-Wort ganz normal seien. Aber tatsächlich sind diese Begriffe nie aufgebrochen worden. Und wenn die Geschichte nicht aufgearbeitet wird, grassiert sie weiter – vor allem in der Sprache.
Welche Ausdrücke aus dem deutschen Sprachgebrauch sind denn rassistisch?
Es gibt sehr, sehr viele rassistische Wörter. Die Grenzen sind da fließend, sodass sich das auch nicht immer trennen lässt. Ich glaube, es gab 2012 schon einmal eine hitzige Diskussion vor allem um das N-Wort, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass die Debatte mehrheitlich um das M-Wort geführt wird. Ich erkenne da eine Veränderung in der Diskussion.
Sprache ist ein wichtiger Schauplatz des Widerstandes gegen Rassismus.
Susan Arndt,,Kulturwissenschaftlerin der Universität Bayreuth
Viele wundern sich, dass die Ermordung von George Floyd so etwas ausgelöst hat. Das ist ja leider kein Einzelfall, aber es geschah in Zeiten von Covid-19. Ich glaube, dass die Corona-Krise wie ein Brennglas darauf aufmerksam gemacht hat, dass Rassismus immer noch wirkmächtig ist. Dabei ist die Sprache ein ganz charakteristischer Schauplatz dafür, über Rassismus zu debattieren. Manche sagen: Wenn sich die Sprache ändert, ändert sich nicht der Rassismus. Das stimmt schon, aber umgekehrt ist die Sprache ein wichtiger Schauplatz des Widerstandes gegen Rassismus.
Der Literaturwissenschaftler Victor Klemperer hat mal gesagt: „Worte können sein wie winzige Arsendosen. Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.” Also ich glaube, in Sprache steckt immer Macht. Zum einen die Macht, Menschen zu verletzen und zu beleidigen. Das muss noch nicht einmal beabsichtigt sein. Das M- und das N-Wort schaffen es ganz allein, weil sie die ganze Gewalt der Vergangenheit widerspiegeln. Wenn diese Wörter heute verwendet werden, dann wird damit letztlich eine sehr klare, unkritische Positionierung gegenüber der Geschichte des Rassismus ausgedrückt.
Wenn ich M- oder N-Wort sage, steckt gleichzeitig der Wunsch darin, den Rassismus zu benennen und aufzubrechen.
Susan Arndt,
Kulturwissenschaftlerin der Universität Bayreuth
Genauso steckt aber auch Macht darin, rassistische Wörter nicht zu gebrauchen und Begriffe wie Schwarze oder People of Color zu verwenden. Wenn ich M- oder N-Wort sage, steckt gleichzeitig der Wunsch darin, den Rassismus zu benennen und aufzubrechen. Ich irritiere damit ganz bewusst, weil ich die Menschen dazu bringen will, sich zu fragen, was dahintersteckt. Dann können wir gesamtgesellschaftlich damit anfangen, über Rassismus zu sprechen. Deshalb finde ich die Debatten sehr wichtig. Und ich glaube nicht, dass wir sprachlos werden, nur weil wir ein paar rassistische Begriffe aufgeben. Im Gegenteil: Es wird ein viel inklusiveres Sprechen.
Wo begegnen wir rassistischen Begriffen am häufigsten?
Bis vor Kurzem stand das N-Wort noch in Schulbüchern, und das M-Wort ziert im Prinzip jede Stadt: Straßennamen, Apothekennamen, Wappen. Auch sehr viele Menschen nutzen diese Begriffe heutzutage noch. Immer mehr würden diese Wörter vielleicht in der Öffentlichkeit nicht mehr benutzen, aber in familiären Kontexten, wo Diskussionen über Rassismus womöglich auch gar nicht geführt werden, sind solche Begriffe durchaus noch alltäglich.
Rassistische Begriffe zieren vielerorts das Stadtbild – jüngstes Beispiel, das in die Kritik geriet, ist die U-Bahn-Station Mohrenstraße in Berlin.
© Quelle: imago images/Future Image
Stuttgart am 21. Juni: Polizeieinheiten sammeln sich, um gegen Randalierer vorzugehen. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei haben dutzende gewalttätige Kleingruppen die Innenstadt verwüstet und mehrere Beamte verletzt.
„Rassismus pur“ – Kritik an angeblicher „Stammbaumforschung“ nach Krawallen in Stuttgart
Warum fällt es Weißen oftmals schwer, diese Ausdrücke aus ihrem Vokabular zu verbannen?
Viele Weiße haben das Privileg, Rassismus zu ignorieren. Wer Rassismus verleugnet, erkennt den Verzicht auf rassistische Wörter nicht als legitimen Widerstand an, sondern als Eingriff in die Persönlichkeitssphäre. Hinzu kommt, dass viele sich davor scheuen, sich einzugestehen, dass sie jahrzehntelang ein rassistisches Wort benutzt haben. Das wirft Scham auf, die oft in Wut übersetzt wird. Um das zu vermeiden, versuchen viele, im Jetzt Argumente dafür zu finden, warum das Wort nicht rassistisch sein kann. Zum Beispiel, weil es schon immer so gesagt wurde und nie rassistisch gemeint war. Wenn wir aber begreifen, dass es sich bei Rassismus nicht um individuelle Absichtserklärungen, sondern eine wirkmächtige Diskriminierungsstruktur handelt, in die alle hineinsozialisiert werden, kann bei Weißen der Mut reifen, sich dem eigenen Rassismus zu stellen. Ich finde, das schulden Weiße allen People of Color, und es kann jedem gesellschaftlichen Klima nur guttun, mit einer Vergangenheit zu brechen, die gewaltvoll ist.
Aufklärungsarbeit als Mittel gegen Rassismus
Wie kann Rassismus bekämpft werden? Warum taucht das Thema immer wieder auf? Eine Idee dazu hat Justizministerin Christine Lambrecht.
© Quelle: Nicole Grziwa/RND
Was macht die Verwendung von rassistischen Wörtern mit einer Gesellschaft?
Wenn ich als weiße Person gesagt bekomme, dass Schwarze unterlegen sind, dann verinnerliche ich das so stark, dass ich auch das Gefühl habe, das ist richtig. Daran ist nicht nur die Unterlegenheit geknüpft, sondern auch zum Beispiel die Erzählung, dass der schwarze Mann eine Bedrohung sei. An einem rassistischen Begriff kleben also auch viele assoziative Gedankenfetzen, die in Momenten wie der Ermordung von George Floyd auch wirkmächtig handeln. In diesen Wörtern steckt schließlich nicht nur ein kurzer Moment des Aussprechens, sondern auch eine lange Wissensgeschichte, die mit beiden Beinen in rassistischen Vorstellungen steht.
Es heißt immer: „Man weiß gar nicht mehr, was man noch sagen darf.” Was entgegnen Sie solchen Aussagen?
Das ist so eine komische passive Aggressivität. Es geht nicht darum, dass etwas nicht mehr sagbar wäre, sondern darum, dass jeder sich informieren kann. Das ist mit wenigen Klicks getan. Dann erscheinen Webseiten, die rassistische Wörter und auch Alternativen listen. Niemand wird sprachlos durch die Änderung des Vokabulars. Es ist nur ein kurzer Aufwand, aber wir lernen ständig neue Wörter. Wie schnell es Wörter wie Social Distancing in den deutschen Sprachgebrauch geschafft haben, zeigt, dass es eigentlich kein Problem sein dürfte, statt dem M- oder des N-Worts einfach zum Beispiel schwarze Personen, People of Color oder Afrodeutsche zu sagen.
Ich bin in der DDR sozialisiert, und da waren Begriffe wie das N- oder das M-Wort omnipräsent – auch in der täglichen Sprache. Als ich dann angefangen habe, Afrikanistik zu lehren, waren viele Studierende in meinen Seminaren, die aus ihren Schulbüchern noch diese Ausdrücke kannten. Diese haben sie auch in den Seminarraum getragen und ich habe einfach nicht interveniert, weil ich dachte: Sie wissen es nicht besser.
Daraufhin haben afrodeutsche Studierende gefordert, dass diese Wörter nicht mehr benutzt werden. Als dann eine weiße Studentin angefangen hat zu weinen, habe ich sie getröstet, weil sie mir in diesem Moment verletzlich schien – habe aber die Verletzlichkeit der schwarzen Personen nicht bemerkt. Dafür schäme ich mich bis heute.
Mir gingen schnell die Argumente aus, warum ich nicht auf rassistische Wörter verzichten sollte.
Susan Arndt,
Kulturwissenschaftlerin an der Universität Bayreuth
Ich dachte anschließend auch: Ach, ich kann nichts mehr sagen. Ich habe das also alles selbst durch. Aber mir gingen schnell die Argumente aus, warum ich nicht auf diese rassistischen Wörter verzichten sollte. Gleich im Anschluss an das Seminar habe ich dann mit den Studierenden einen Leitfaden erarbeitet, welche Ausdrücke rassistisch sind. Da habe ich begriffen, dass eine Argumentation entwickelt werden muss, damit es nicht nach Sprachpolizei klingt, sondern auch nach etwas, was die Leute verstehen und nachvollziehen können – und deshalb nicht mehr sagen.
Wie können wir überhaupt rassismuskritischer werden mit unserer Sprache?
Indem wir uns als Erstes eingestehen, dass wir rassistische Begriffe nutzen. Dazu gehört auch eine Auseinandersetzung mit dem Begriff Rassismus. Also was verstehe ich darunter? Erst wenn das geschafft ist, kann diese Definition eigenständig immer wieder auf neue Wörter und Kontexte übertragen werden.
Sie sind Mutter von vier Kindern. Wie haben Sie Ihren Kindern das Thema Rassismus nähergebracht?
Auf jeden Fall altersgerecht. Ich habe immer wieder Momente genutzt, in denen wir zum Beispiel etwas im Fernsehen gesehen haben, um darüber zu sprechen, was rassistisch ist. Mein einer Sohn hatte beispielsweise ein Manga, das total rassistisch war. Dann hatte ich zwei Möglichkeiten: Entweder, ich verbiete es, oder ich schaue es mir mit ihm zusammen an und erkläre, was ich daran nicht mag. Ich habe mich schließlich für den zweiten Weg entschieden. Das habe ich relativ konsequent gemacht, Rassismus auch zu benennen, wenn ich im Fernsehen oder irgendwo anders darauf gestoßen bin.
Was glauben Sie: Wie lange werden wir noch mit Rassismus in unserer Sprache zu kämpfen haben?
Noch lange, denke ich. Das kann sich nur über Generationen und Erziehung verbessern, sodass es irgendwann ein Selbstverständnis gibt. So, wie es die Digital Natives gibt, werden wir hoffentlich irgendwann eine Generation haben, die gleich in eine Sensibilisierung für Diskriminierung hineinerzogen wird.
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Nelson Müller: Gefahr, dass Schwarze in Opferrolle bleiben

In der aktuellen Rassismusdebatte sieht Gastronom Nelson Müller auch eine Gefahr für eine dauerhafte Opferrolle für Schwarze in Deutschland. Er wünsche sich normaleres Miteinander, sagte er in einem Interview.
12.07.2020, 17:50 Uhr
Essen/Berlin. Der Gastronom und Autor Nelson Müller (41) sieht in der aktuellen Rassismusdebatte auch die Gefahr einer dauerhaften Opferrolle für Schwarze in Deutschland. "Ich glaube auch, dass es wichtig ist, in die Vergangenheit zurückzugehen, den Kolonialismus aufzuarbeiten, aber ich glaube gleichzeitig, dass es die Gefahr gibt, dass dunkle Menschen immer in so einer Art Opferrolle bleiben", sagte der TV-Koch und Autor, der zwei Lokale in Essen und eines im Rheingau hat, der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag/Sonntag).
Müller sagte weiter: "Ich würde mir wünschen, dass es mehr Werbung für ein normales Miteinander gibt. Das Problem habe ich auch mit der aktuellen Debatte, dass viel nur in Extremen gesehen wird." Zur "SZ"-Frage, ob es besser werde in Deutschland für Nicht-Weiße, meinte Müller: "Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass es in den Neunzigern schon mehr Gesichter zum Beispiel im TV gab, an denen man sich als Andersfarbiger oder als Andersdeutscher orientieren konnte."
RND/dpa
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Der „Mohr“ – ein Zeichen der Würdigung oder des Rassismus?

Der "Coburger Mohr" ziert einen Kanaldeckel in der Innenstadt. Der "Coburger Mohr" soll an den Heiligen Mauritius erinnern und ist seit 1354 das Symbol der Stadt. Zwei Petitionen streiten über die Änderung des Stadtwappens.
Als Namensgeber für Straßen, Apotheken oder als Wappen: Der „Mohr“ taucht in Deutschland überall auf – und führt zu hitzigen Diskussionen. Doch ist er wirklich ein Zeichen von Rassismus?
12.07.2020, 09:06 Uhr
Coburg/Berlin. Krauses Haar, dicke Lippen und ein Ring im Ohr: Der „Mohr“ ziert in der oberfränkischen Stadt Coburg Gullydeckel, Fassaden und das Wappen. „Das Coburger Stadtwappen stellt einen verletzenden, rassistischen, kolonialistischen Stereotyp eines Schwarzen Menschen dar“, kritisiert eine Petition zur Änderung des Wappens. „Mit dem Wappenbild des Coburger Mohren würdigt und ehrt die Stadt seit nunmehr etwa 800 Jahren ihren Stadtpatron St. Mauritius“, widerspricht eine Gegenpetition.
Längst nicht nur in Coburg wird heftig über den „Mohren“ diskutiert. Aktivisten in Berlin fordern seit Jahren, die Mohrenstraße und den gleichnamigen U-Bahnhof umzubenennen. Nach dem gewaltsamen Tod des Schwarzen US-Amerikaners George Floyd Ende Mai plakatierten sie die Haltestelle mit seinem Namen und starteten eine Petition. Dann der Vorstoß der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG): Die Station soll umbenannt werden – wegen der kreuzenden Glinkastraße nach Michail Iwanowitsch Glinka. Doch nach Medienberichten über die antisemitische Haltung des russischen Komponisten pfiff der Berliner Senat die BVG zurück.
Jeder Name mit eigener Entstehungsgeschichte
Das Deutsche Wörterbuch verweist auf das althochdeutsche Wort „Mor“, das aus dem Lateinischen kommt und für Schwarze aus Mauretanien sowie Nordafrika steht. Aus Sicht von Literaturwissenschaftlerin Susan Arndt gibt es aber noch eine griechische Bedeutung, die mit „dumm“ übersetzt werden kann. „Darüber wird heftig gestritten“, räumt sie ein. „Entscheidend ist für mich aber, dass der Begriff von Anfang an abwertend gebraucht wurde und zwar aus einer weißen christlichen Perspektive und diskriminierenden Intention heraus.“
Es sei schon immer eine Fremdbezeichnung gewesen, kritisiert auch Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. „Und es wird heute von der Mehrzahl der Schwarzen Menschen als diskriminierend wahrgenommen.“ Trotzdem seien sie permanent damit konfrontiert. „Ich glaube, es gibt so gut wie in jeder deutschen Stadt eine M-Straße. Genauso wie es Apotheken, Restaurants und Cafés mit dem Namen gibt.“
Jeder Name habe seine eigene Entstehungsgeschichte und sei nicht pauschal rassistisch, betont Hubertus Habel, Kulturwissenschaftler und ehemaliger Stadtheimatpfleger von Coburg. Mit Blick auf das Coburger Stadtwappen sagt er: „Mit Kolonialismus hat das überhaupt nichts zu tun, das ist eben vollkommen abwegig.“ Die Stadt ehre den Heiligen Mauritius, der als Anführer einer Legion die Anbetung des Kaisers verweigert haben soll. Nach seinem Märtyrertod habe sich der Kult entlang der römischen Heerstraßen verbreitet.
Oft hat der „Mohr“ aber auch einen ganz anderen Hintergrund: Die „Mohrenapotheken“ gehen auf die Heilkunst in den heutigen Maghreb-Staaten und dem Nahen Osten zurück. Das „Drei Mohren Hotel“ in Augsburg ist drei Mönchen gewidmet und der „Freisinger Mohr“ im Wappen von Papst Benedikt XVI. ist eine Hommage an seine Zeit als Erzbischof von München und Freising – dort galt der „Mohr“ einst als Zeichen der Souveränität der Fürstbischöfe.
So unterschiedlich die Entstehungsgeschichte ist, so stereotyp ist meist die Darstellung: ein schwarzer Kopf mit dicken Lippen, wahlweise mit Ohrring, Turban oder Pluderhose. Schon in den vergangenen Jahren hagelte es deshalb Kritik. Die Schokoladenmarke Sarotti verwandelte daraufhin ihren „Mohr“ in einen Magier und eine Mohrenapotheke in Frankfurt nahm ihr Logo von der Homepage.
„Coburger Mohr“ bleibt im Stadtwappen
Nach den „Black Lives Matter”-Demonstrationen müsse auch in den Städten endlich ein Umdenken beginnen, fordert die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. Der Druck wird zumindest immer größer - mehr als 12.000 Menschen fordern in einer Petition die Umbenennung der Berliner „Mohrenstraße”, mehr als 10.000 die Änderung des „Mohrenwappens” im Stuttgarter Stadtteil Möhringen.
In Berlin seien schon Kritiker und Befürworter des Straßennamens angehört worden, teilte der Bezirk Mitte mit. In Stuttgart setze sich eine Arbeitsgruppe „kritisch und ergebnisoffen mit dem Wappen auseinander“, so eine Sprecherin der Stadt. Nach Angaben der Stadt Ulm soll sich auch dort bald eine Arbeitsgruppe mit der umstrittenen Mohrengasse beschäftigen.
Und in Coburg? Gibt es dort Überlegungen, das Stadtwappen zu ändern? „Nein“, erklärte ein Stadtsprecher. Es sei zwar wichtig, das Thema zu diskutieren. Als historisches Stadtwappen sei der „Coburger Mohr“ aber dafür nicht der richtige Anlass.
RND/dpa
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Historiker über Diskussion um U-Bahnhof Mohrenstraße: “Geschichte darf nicht völlig in Moral aufgehen”

Die geplante Umbenennung des Berliner U-Bahnhofs Mohrenstraße sorgt für Diskussionen.
Die Debatte um die Namensänderung des Berliner U-Bahnhofs Mohrenstraße nimmt weiter an Fahrt auf. Laut dem Historiker Arnd Bauerkämper müsse man jeden solcher Fälle einzeln prüfen. "Geschichte muss normativ orientiert sein", sagte er.
08.07.2020, 17:59 Uhr
Berlin. Die Diskussion um die Namensänderung des Berliner U-Bahnhofs Mohrenstraße schlägt weiter hohe Wellen. Eigentlich wollten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nach aufkommender Kritik am rassistischen Namen des Bahnhofs die Umbenennung in Glinkastraße vornehmen. Doch der Komponist Michail Ivanowitsch Glinka (1804 bis 1857), nach dem der Bahnhof benannt werden soll, hatte sich zu Lebzeiten antisemitisch geäußert und unter anderem das Stück “Fürst Cholmskij” geschrieben, welches von einer jüdischen Verschwörung handelt.
BVG reagiert nach Kritik für geplante Namensänderung
Nach aufkommender Kritik an der geplanten Namensänderung äußerten sich die BVG unter anderem mit den Worten: “Wir sind offen für Diskussionen zum Namen der besagten Station. Einzige Voraussetzung: Wir müssen uns bei den Stationsnamen an den örtlichen Gegebenheiten orientieren und können uns nicht einfach einen Namen ausdenken.”
Der Historiker Prof. Dr. Arnd Bauerkämper von der Freien Universität Berlin ist der Meinung, dass man vorab jede mögliche Namensänderung gründlich diskutieren muss. “Wir haben sehr viele Grenzfälle. In Fällen, wo es hinnehmbar ist und nicht völlig inakzeptabel ist, müssen wir lernen, dass Geschichte nicht nur schön ist, sondern auch unbequeme Aspekte enthält”, sagte er gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Bauerkämper spricht sich in diesen Fällen dafür aus, auf Schildern über die Vergangenheit der Namensgeber aufzuklären. “In jeden Fall darf man bestehende Namen, die Kritik hervorrufen, nicht einfach so stehen lassen. Man muss sie kritisch einordnen und die Menschen darüber aufklären.”
Bauerkämper: “Das ist eine schwierige Balance”
Der Experte für den Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften warnt davor, geschichtliche Aspekte völlig in moralischen Vorstellungen aufzugeben und die Namen einfach zu entfernen. “Es gibt eine ganze Menge Plätze in Deutschland, bei denen die Namensträger kein blütenweiße Westen hatten. Geschichte muss aber normativ orientiert sein und darf nicht völlig aufgehen in Moralvorstellungen. Das ist eine schwierige Balance, da muss man gut abwägen.”
Der Historiker Michael Wolfssohn hatte zuletzt die geplante Namensänderung der Mohrenstraße kritisiert. “Auch ohne Schulwissen kommt man beim Denken darauf: Rassisten benennen keine Straße nach jemandem oder etwas, den oder das sie verachten. Die Benennung der Berliner Mohrenstraße war nie rassistisch gemeint”, sagte er gegenüber der Bild. Darauf angesprochen sagte Bauerkämper: “Da würde ich ihm schon widersprechen. In diesem Fall bin ich klar für eine Namensänderung. Der Begriff Mohr ist rassistisch geprägt.”
Bauerkämper: Diskussionen sind lehrreich
Laut Bauerkämper könne man aus den aufkommenden Diskussionen auch lernen und sich dadurch zwangsweise detaillierter mit der Geschichte auseinandersetzen. Bei all den Diskussionen stellt er jedoch klar: “Namen, die klar mit kriminellen Delikten in Verbindung stehen, müssen aus dem öffentlichen Bild verschwinden.
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Rassismusvorwürfe: Mohrenbräu-Brauerei gibt Social-Media-Kanäle auf

Das umstrittene Logo der Brauerei Mohrenbräu in Vorarlberg, Österreich.
Schon länger steht die österreichische Mohrenbräu-Brauerei wegen ihres Namens und ihres Logos in der Kritik. Nun hat das Unternehmen seine Social-Media-Kanäle vorläufig stillgelegt. In einem letzten Post verteidigt sich die Brauerei gegen Rassismusvorwürfe.
24.06.2020, 09:54 Uhr
Die Mohrenbräu-Brauerei ist eine der ältesten Brauereien Österreichs, gegründet wurde das Unternehmen 1834. Das Logo zeigt den stilisierten Kopf eines Schwarzen mit übergroßen Lippen und Locken. In der Vergangenheit waren Logo und Name der Brauerei immer wieder in die Kritik geraten. Gilt der Begriff Mohr doch bereits seit Jahrzehnten als veraltete, diskriminierende Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe.
Im Zuge der Black-Lives-Matter-Demonstrationen in den letzten Wochen war das österreichische Unternehmen vermehrt scharf kritisiert worden und teils heftigen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, berichtet die Onlineseite “Heute”. Nun gibt die Brauerei ihre Social-Media-Kanäle auf. Auf Facebook und Instagram posteten die Verantwortlichen eine Stellungnahme. Darin heißt es: “Wir kennen selbstverständlich diese Diskussion und verstehen, dass unser Logo manche Menschen irritiert. Lassen Sie uns hier nochmals in aller Deutlichkeit festhalten: Die Mohrenbrauerei steht für Toleranz und lehnt Rassismus ganz entschieden ab.”
Gerade weil in einer solchen Diskussion manchmal die Wogen hochgehen, brauche es einen sachlichen, respektvollen und wertschätzenden Dialog, so das Unternehmen weiter. “Dieser scheint aktuell nicht mehr möglich zu sein, deswegen sehen wir uns gezwungen, unseren Kanal vorübergehend stillzulegen!”
Das Unternehmen erklärte zudem, warum das Wappen der Brauerei einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe zeigt. Der Name und das Familienwappen stammen von Josef Mohr, der 1834 ein Gasthaus mit Brauerei eröffnete.
RND/kiel
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POLITISCHE KORREKTHEIT
"Wir bedienen rassistische Denkmuster und Sprechweisen"

von Johanna Kelch
Stand: 22.06.2020, 13:33 Uhr
Es gibt derzeit eine brandaktuelle Debatte um politische Korrektheit. Das fängt mit der Frage nach der richtigen Anrede an: Sind es KollegInnen oder nur Kollegen? Aber nicht nur dieses Thema gehört zur politischen Korrektheit dazu. Sondern auch unstrittige Dinge, wie rassistische Bemerkungen und Worte.
Schaumkuss
Der Kuss des Anstoßes - der Schaumkuss.
Bildrechte: imago/Arnulf Hettrich
Dieser Beitrag fing einmal ganz anders an. Da kam - zwar als Zitat, aber eben im Wortlaut - das N-Wort vor und die Frage, ob man dieses benutzen dürfte. Und allein die Frage, ob oder ob nicht, ist rassistisch. Denn das N-Wort ist ein Begriff, der Menschen schwarzer Hautfarbe beleidigt. Es ist für diejenigen, die gemeint sind, herabwürdigend. Es zu sagen, gehört sich nicht und ist rassistisch.
Doch wenn wir uns schon drauf einigen, dieses Wort nicht mehr zu sagen, was hat das für Konsequenzen - und für wen? Müssen wir Kinderbücher umschreiben? Was ist mit Pippi Langstrumpf und ihrem Papa ? Und den zehn kleinen … Na, Sie wissen schon, welches Buch gemeint ist. Und darf man da noch einen N-Kuss bestellen?
Obwohl es zur "political correctness" gehört, weder das N-Wort noch Zigeunerschnitzel zu sagen, gibt es Menschen, die sich ganz bewusst dagegen entscheiden. Sie sagen es weiter. Und einer davon ist Sebastian. Er will anonym bleiben, denn: "Das ist ein sehr zweischneidiges Thema. Man muss aufpassen, was man sagt, wie man das meint oder wen man damit wirklich verletzen könnte. Denn ich bin eben auch der, der ein Zigeunerschnitzel bestellt. Ich finde, ich beleidige damit niemanden."
"Das ist im Sprachgebrauch mit rüber gekommen"
Doch das sehen viele Menschen anders. So auch der Linguist Simon Meier-Vieracker von der TU Dresden. "Es ist ein oft angeführtes Argument, dass dann diejenigen, die solche Worte verwenden, sagen: Ich meine die ja nicht beleidigend. Dass spielt aber überhaupt keine Rolle, was jemand einzelnes damit meint. Denn es verletzt die Betroffenen."
Geht political correctness zu weit?
"Das hieß schon immer Zigeunerschnitzel und ich würde es trotzdem immer so bestellen. Im Sprachgebrauch ist das ja so rüber gekommen. Meine Großeltern haben früher auch in der Kneipe ein Zigeunerschnitzel bestellt. Ich denke mal, dass das die Sinti und Roma nicht so stören würde."
Aber andere würde es stören, oder?
"Also ich finde das Berufen auf Traditionen ist immer ein ganz schlechtes Argument. Denn nur weil was immer falsch gemacht wurde, wird es dadurch nicht richtiger. Man muss diejenigen fragen, die sich diskriminiert fühlen. Und sie tun es. Egal in welchem Kontext", so Meier-Vieracker.
Altagsrassismus: Wie kleine Mückenstiche
Alice Hasters hat in ihrem Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten" ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus als schwarze Deutsche wie folgt beschrieben:
Diese kleinen Momente, sie wirken wie Mückenstiche. Kaum sichtbar, im Einzelnen auszuhalten, doch in schierer Summe wird der Schmerz unerträglich. Das können Angriffe oder Beleidigungen sein wie die Verwendung des N-Wortes oder Aussagen wie 'Wir sind hier in Deutschland'.
Alice Hasters
Wenn ich also beim Bäcker einen N-Kuss bestelle oder im Restaurant ein Zigeunerschnitzel: Bin ich dann ein Rassist? "Sie müssen sich schon die Frage gefallen lassen, ob Sie damit nicht eine rassistische Stereotype bedienen. Das wir rassistische Denkmuster, Sprechweisen, bedienen - das ist eine Kritik, die wir uns anhören müssen, wenn wir Interesse daran haben, in einer diskriminierungsfreien Gesellschaft zu leben", erklärt Meier-Vieracker.
Rassismus ist schon lange in unserer Gesellschaft
Für den Geisteswissenschaftler fängt eine diskriminierungsfreie Gesellschaft bei der Sprache an. Schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein sagte: Sprache und Denken sind unauflösbar miteinander verbunden. Eine Verrohung der Sprache, sie geht mit der Verrohung der Gedanken einher - und umgedreht.
Dazu schreibt Alice Hasters in ihrem Buch:
Rassismus: Er ist schon so lang und so massiv in unserer Geschichte, unserer Kultur und unserer Sprache verankert, hat unsere Weltsicht so sehr geprägt, dass wir gar nicht anders können, als in unserer heutigen Welt rassistische Denkmuster zu entwickeln.
63 Prozent: "Zu viele ungeschriebene Gesetze"
Die "politische Korrektheit" ist der Gegenentwurf zur Verrohung. Zum ersten Mal tauchte der Begriff in den 1980er-Jahren in den USA auf. Studenten forderten damals, nicht nur Bücher von "toten, weißen, europäischen Männer" zu lesen, sondern auch von weiblichen, außereuropäischen AutorInnen. Außerdem forderten sie Sprachkodizes. Konkret verbirgt sich dahinter die Einstellung, alle Ausdrucksweisen und Handlungen zu vermeiden, durch die sich jemand diskriminiert oder beleidigt fühlt.
Ein Schild mit Werbung für Zigeunerschnitzel in einem Restaurant.
Bildrechte: imago/imagebroker
Seit einigen Jahren wird der Begriff der "politischen Korrektheit" von seinen Gegnern als Zensur und Einschränkung der Redefreiheit zurückgewiesen. 2019 hat das Institut für Demoskopie Allensbach erhoben, dass 41 Prozent der Deutschen "political correctness" übertrieben finden. 63 Prozent meinen, es gebe "zu viele ungeschriebene Gesetze, welche Meinungen akzeptabel und welche tabu sind". 59 Prozent finden außerdem, man könnte sich eigentlich nur noch unter Freunden "frei äußern".
Politische Korrektheit bereits tief in Gesellschaft verankert
Doch die "politische Korrektheit" geht noch viel weiter - meint Sebastian. Sie sei bereits tief in unserem Alltag verankert. "Der eine schreibt 'Sehr geehrte Damen und Herren' und der andere schreibt eben das mit dem Gender-Sternchen. Und da weiß man schon: Ok, alles klar. Ich hab damit kein Problem. Aber es muss auch nicht sein", meint der junge Mann. "Oder das Thema Türe aufhalten. Darf ich's nun? Oder darf ich's nicht? Ich weiß es nicht mit Sicherheit. Darf man das nun heute noch machen? Oder darf man sich unter Kollegen sagen: 'Du siehst aber heute besser aus als gestern'. Darf man das?"
Die Diktatur hat einen neuen Namen, die Political Correctness, sie ist die Herrschaft der Minderheiten über die Mehrheit.
Klaus Groth "Die Diktatur der Guten – Political Correctness"
Schwierig, sagt Meier-Vieracker aus Dresden. "Wir alle haben den Anspruch, als Person geachtet zu werden, für das was wir tun, für das was wir sind. Und wenn diesem Anspruch nicht entsprochen wird, ist es beleidigend. Und das kann ganz unterschiedlich ausfallen. Es ist aber immer so, dass eine Beleidigung dann eine ist, wenn sie als solche wahrgenommen wird." Sebastian findet das sehr übertrieben. In Worte werde heute viel mehr Bedeutung rein interpretiert als früher. "Befremdlich finde ich daran, dass eine gewisse Bevormundung stattfindet, dass man in seinem Denken und Handeln eingeschränkt wird und man aufpassen muss, was man sagen darf."
"Wir sind nicht bereit, auf unsere Privilegien zu verzichten"
Und genau da beginnt das Problem, so der Linguist Meier-Vieracker. "Das Menschen bereit sind, genau das nicht zu sehen, hängt auch damit zusammen, dass sie nicht bereit sind, auf ihre Privilegien zu verzichten, die sie so gerne für sich in Anspruch nehmen. Einfach selber die Regeln bestimmen zu dürfen, wie was aufgeschnappt werden muss. Was ist beleidigend und was nicht. Das bestimmen wir und nicht die anderen."
Twitter-Kommentar zu den Süßwaren in der Auslage eines Cafés
Im Februar twittert die Autorin Jasmina Kuhnke ein Bild der Auslage einer Kölner Bäckerei. Kuhnke setzt sich seit Jahren dafür ein, dass struktureller Rassimus erkannt und vermieden wird.
Bildrechte: Twitter.com/Quattromilf @ebonyplusirony
Damit sind wir auch schon wieder beim Anfang: Darf man oder darf man nicht heute noch das N-Wort sagen? Für den Linguisten Meier-Vieracker nicht, denn es bedient rassistische Stereotypen. Aus Sebastians Sicht darf man es weiter sagen. Es würde niemanden beleidigen. Doch das sehen die, die betroffen sind, ganz anders. So wie Hasters:
Wer vermeidet, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, kann sich immer mit unschuldiger Unwissenheit herausreden. Nur, weil man sich nie bewusst Gedanken über Herkunft, Hautfarbe und Identität gemacht hat, läuft man nicht vorurteilsfrei durch die Gegend. Man bemerkt bloß nicht, dass man diese Vorurteile hat. All diese Verhaltensmuster tragen dazu bei, das rassistische System aufrechtzuerhalten.
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im Radio:
MDR Kultur - Das Radio | 15. Juni 2020 | 12:00 Uhr
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Es war Zeit, dass Uncle Ben’s sein Logo ändert

Uncle Ben‘s ändert seinen Namen – und das ist gut so, meint unser Autor.
Die Mars-Gruppe will aufgrund der aktuellen politischen Rassismusdebatte Onkel Ben verschwinden lassen – das ikonische Gesicht eines gütigen schwarzen Senioren, der bisher von jeder Packung des Reisherstellers lächelte. “Aunt Jemima”, eine in den USA überaus populäre Firma für Pancaketeig und Ahornsirup, will es “Uncle Ben‘s Rice” nachtun. Aber ist das wirklich die angemessene Reaktion auf die Ereignisse in Amerika, fragt sich Daniel Killy.
Daniel Killy
20.06.2020, 09:28 Uhr
Jeder, der in den Vereinigten Staaten aufgewachsen ist, kennt sie – Aunt Jemima, wie sie so hold von der Sirupflasche herab lächelt – seit 1889 gibt es die Marke, durch alle Zeitläufte begleitet von einem freundlichen Gesicht. Heute gehört es zum Pepsi-Konzern. Dieser Frau muss man einfach vertrauen, die macht bestimmt die besten Pancakes. Nun sollen sowohl sie wie auch der milde lächelnde Uncle Ben von den Packungen verschwinden. Man wolle damit auf die Rassismusdebatte reagieren, heißt es aus den Firmenzentralen.
Auf den ersten Blick wirkt derlei Bildersturm – wie jeglicher Versuch einer Negierung historischer Fakten durch Tilgung ihrer Symbole – übereilt und lachhaft. Auch mir wurde mit dem freundlichen Gesicht des fröhlichen, schwarzen Onkels in meiner amerikanischen Kindheit der Reis näher gebracht. Ganz zu schweigen von den süßen Versuchungen der Tante Jemima.
Dem “Sarotti-Mohr”, dem glücklicherweise ein zeitgemäßer Common Sense den Garaus gemacht hat, weint niemand nach. Doch schlägt die politische Korrektheit im Fall von Reis und Sirup diesmal nicht über die Stränge?
Die Antwort ist nein. Die Reaktion der Unternehmen geht noch nicht weit genug. Denn was wenige (weiße) Menschen heutzutage nicht wissen oder wahrhaben wollen: Die Perfidie steckt nicht in den warmherzigen Gesichtern, sie verbirgt sich hinter den Namen der Firmen beziehungsweise der Produkte.
Eine Anrede als Demütigung
Die heimelig anmutende Bezeichnung “Uncle” oder “Aunt” wurde nämlich gegenüber älteren Sklaven verwendet – ihnen waren Höflichkeitstitel wie Herr oder Frau verwehrt. So wurden sie mit jedem Mal, bei dem die distanzlose Anrede Onkel oder Tante verwendet wurde, aufs Neue gedemütigt.
Es ist also hohe Zeit, dass “Onkel” und “Tante” von den Packungen verschwinden. Aber in dem Kontext sollte man jetzt nicht hochnäsig gen Amerika blicken. Denn auch wir sind nicht gefeit gegen rassistische Entgleisungen in der Werbung – man denke nur an den jüngsten Skandal um den VW-Spot.
RND
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Nach rassistischem Werbespot: Konsequenzen light bei VW

Das Wort “Neger” blitzt kurz auf: Mit einem Werbespot für den neuen Golf sorgte Volkswagen bei Instagram für einen handfesten Skandal.
Der Volkswagen-Konzern zieht Konsequenzen aus dem rassistischen Werbespot. Ein Ausschuss und Schulungen sollen künftig Entgleisungen verhindern.
Stefan Winter
11.06.2020, 16:43 Uhr
Wolfsburg. VW gibt den Verantwortlichen für den rassistischen Golf-Werbespot mildernde Umstände: “Wir haben fehlende Sensibilität und prozessuale Fehler festgestellt”, sagte VW-Vorstandsmitglied Hiltrud Werner am Donnerstag. Aber es hätten “keinerlei rassistische Intentionen eine Rolle gespielt”. Deshalb gebe es keine personellen Konsequenzen, aber neue Vorschriften und Gremien für die Freigabe von Werbespots. Marketingchef Jochen Sengpiehl, dessen Stuhl wegen der Affäre heftig wackelte, sagte: “Der entscheidende Punkt ist: Wir haben die rassistischen Elemente dieses Videos nicht erkannt.”
Damit waren die VW-Leute recht allein: In dem auf Instagram veröffentlichten Spot dirigiert eine überdimensionale weiße Hand einen schwarzen Mann von einem VW Golf weg und schnipst ihn schließlich in ein Haus namens “Petit Colon” (kleiner Siedler). Dann formieren sich Buchstaben zu den Worten “Der neue Golf”, und bilden auf dem Weg dorthin für einen kurzen Moment die Abfolge “e-r-n-e-g”. Was die Werbeagentur mit dem wenige Sekunden langen Spot eigentlich sagen wollte, bleibt im Nebel. Was verstanden wurde, zeigte der anschließende Shitstorm: Weiß gegen Schwarz, koloniale Kulisse und dann noch das N-Wort.
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ARCHIV - 23.04.2020, Sachsen, Zwickau: Ein großes VW-Logo steht an der Einfahrt zum Fahrzeugwerk von Volkswagen in Zwickau. Nach dem Internet-Shitstorm wegen eines rassistischen Werbevideos bei VW soll sich der gesamte Vorstand mit der weiteren Aufarbeitung des Themas beschäftigen. (zu dpa «VW-interne Prüfung zu rassistischem Werbespot: Thema geht in Vorstand») Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ >>>
Rassistischer Werbespot beschäftigt nun den VW-Vorstand
Nach einem umstrittenen Werbevideo für den neuen Golf fordert der Betriebsrat eine schnelle Reaktion.
VW-Skandalvideo Tage vor Veröffentlichung auf Twitter-Account von Topmanager >>>
Schon als der Spot vorab auf dem Twitter-Account von Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann auftauchte, reagierten andere Nutzer mit dem Hinweis auf Rassismus. Das Video wurde gelöscht, später aber trotzdem von VW auf der Plattform Instagram veröffentlicht. Nach den heftigen Protesten stellte man dann auch im Konzern fest, dass das Filmchen “ganz ohne Frage falsch und geschmacklos” sei, und zeigte sich “überrascht und schockiert, dass unsere Instagram-Story derart missverstanden werden kann”. Wie sie verstanden werden sollte, bleibt offen.
Die Konzernrevision wurde mit einer Untersuchung beauftragt, und startete eine mehrwöchige Fleißarbeit von VW-typischen Dimensionen: “400 Dateien mit über 16,5 GB Datenvolumen” seien ausgewertet worden, berichtet das Unternehmen, man habe Gespräche mit “Mitarbeiter*innen, in erster Linie im Marketing, der Beschaffung und der Rechtsabteilung sowie mit den beteiligten externen Agenturen” geführt. Damit hält das Gendersternchen bei VW Einzug, das künftig auch für ein “unabhängiges Board mit Diversity-Expert*innen” gebraucht wird, die “kreative Inhalte auf potenziell verletzende, diskriminierende und anderweitig kritische Elemente checken und filtern” sollen.
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VW will das Problem wegorganisieren: “Prozessverbesserung durch Etablierung eines festen Freigabecheckpoints” wird angekündigt. Außerdem sollen VW-Mitarbeiter und Werbeleute stärker “zum Thema Ethik und Kultur” geschult werden. “Sicherstellung von Heterogenität und mehr Diversität bei der Teamzusammensetzung” ist ein weiteres Versprechen. Und schließlich die “Schaffung einer übergreifenden Social-Media-Organisation”, um die entsprechenden Kanäle besser in den Griff zu bekommen. Auf den gesunden Menschenverstand will sich VW offenbar nicht mehr verlassen.

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Ermittlungen gegen AfD-Abgeordneten nach rassistischem Tweet

14.02.2018, 07:23 Uhr

Nach einer rassistischen Twitter-Äußerung über den Sohn Boris Beckers hat die Staatsanwaltschaft Dresden ein Ermittlungsverfahren gegen den AfD-Bundestagsabgeordneten Jens Maier wegen des Verdachts der Beleidigung eingeleitet.
Von
Rüdiger Hennl
Über dieses Thema berichtete Nachrichten am 14.02.2018 um 06:00 Uhr.
Sprecher Lorenz Hasse sagte der Zeitung "Welt": "Jetzt gehen die Ermittlungen los." Zuvor hatte der Bundestag dem Bericht zufolge gegen diesen Schritt innerhalb einer Frist von 48 Stunden keinen Widerspruch eingelegt - womit die Immunität von Maier für die Dauer des Verfahrens aufgehoben ist.
Äußerung wurde gelöscht
Über den Twitter-Account des sächsischen Abgeordneten war Anfang Januar mit Bezug auf Noah Becker - den Sohn von Tennislegende Boris Becker - der Satz veröffentlicht worden: "Dem kleinen Halbneger scheint einfach zu wenig Beachtung geschenkt worden zu sein, anders lässt sich sein Verhalten nicht erklären." Der Kommentar wurde später gelöscht. Maier erklärte, nicht er selbst, sondern ein Mitarbeiter habe die Zeilen verfasst. Diesem habe er eine Abmahnung erteilt.
Laut "Welt" hatte die Staatsanwaltschaft Maier, der dem rechtsnationalen Flügel der AfD um den Thüringer Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke angehört, in den vergangenen Tagen über die geplante Einleitung des Verfahrens unterrichtet. "Herr Maier hat sich daraufhin bislang nicht geäußert", sagte Oberstaatsanwalt Lorenz.
Berlin als "weiße Stadt"
Beckers Anwalt Christian-Oliver Moser hatte nach Veröffentlichung des Tweets Strafanzeige erstattet sowie Strafantrag gestellt. Der Kommentar des sächsischen Abgeordneten hatte sich auf ein Interview bezogen, in dem Becker erklärt, Berlin sei im Vergleich zu London oder Paris eine "weiße Stadt", er selbst sei wegen seiner braunen Hautfarbe attackiert worden. Becker hat ein Maler-Atelier in Berlin, arbeitet als DJ und ist Mitglied einer Band.
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Afrikanische Diaspora
Das N-Wort

Grada Kilomba
03.06.2009 / 9 Minuten zu lesen
Schwarze Deutsche werden alltäglich mit dem N-Wort beschimpft. Es hinterlässt psychologische Narben, die Ängste und Albträume verursachen. Sie fühlen sich zutiefst verletzt, weil sie das Opfer rassistischer Unterdrückung geworden sind. Wo liegen die psychologischen Ursachen für diese emotionale Reaktion?
Als ich diesen Text schrieb, musste ich zunächst überlegen, wie ich das N-Wort benutzen kann, denn das Wort ist schmerzhaft. Wenn ich in diesem Artikel statt des Euphemismus 'N-Wort' den Begriff 'N.' ausschreibe, dann, um ihn zu dekonstruieren. Das ist eine für mich schwierige Entscheidung, verletzend sogar, denn das N-Wort ist kein neutrales Wort, es ist ein weißes Konzept – ein Begriff, der mich in eine koloniale Ordnung zwingt.
Der Begriff 'N.' soll alle südlich der Sahara lebenden AfrikanerInnen kategorisieren und wurde während der europäischen Expansion erfunden. Das N-Wort ist also in der Geschichte der Versklavung und Kolonisierung situiert, d.h. es ist ein Begriff, welcher mit Brutalität, Verwundung und Schmerz einhergeht. Diese Erfahrungen werden in der Psychoanalyse als Trauma definiert.
Demonstration gegen das N-Wort in München am 27. Juni 2020. (© picture alliance / ZUMAPRESS.com | Sachelle Babbar)
In der Psychoanalyse beinhaltet Trauma die Idee eines gewalttätigen Schocks, der plötzlich die Beziehung mit anderen und mit der Gesellschaft auseinander reißt, und es hinterlässt psychologische Narben in Form von Alpträumen und Flashbacks oder hat zusätzliche körperliche Auswirkung. Ebenso beinhaltet es die Idee einer Zeitlosigkeit, da Gegenwart und Vergangenheit sich vermischen.
Das N-Wort bzw. Rassismus wird aber selten als Trauma wahrgenommen und benannt. Diese Absenz der Benennung liegt daran, dass die Geschichte der rassistischen Unterdrückung und ihre psychologische Auswirkung innerhalb des westlichen Diskurses bisher vernachlässigt wurde. Schwarze Menschen und People of Color sind damit jedoch tagtäglich konfrontiert. Wir müssen nicht nur auf einer individuellen Ebene, sondern auch auf einer historischen und kollektiven Ebene mit den Traumata des Kolonialismus umgehen, da Alltagsrassismus eine Reinitiierung kolonialer Szenen ist, die uns Diskurse der Unterlegenheit und Entfremdung wiederaufzwingt.
In diesem Text beschäftige ich mich daher mit dem N-Wort als eine Form von Verwundung und Trauma, und analysiere ein Interview mit einer Schwarzen Frau – Kathleen –, die über ihre rassistischen Alltagserfahrungen in Deutschland spricht. Das ist eine von 28 Geschichten des Buches "Plantation Memories. Episodes of Everyday Racism", Unrast Verlag 2008.
I. Schwarze Venus vs. Schwarze Sklavin
"Ich erinnere mich daran, dass (mein Freund) eine Klavierlehrerin hatte und ich ihn nach seiner Stunde abholte, und diese Klavierlehrerin hatte ein kleines Mädchen. Das kleine Mädchen fing an zu reden: "Die schöne Negerin, und wie toll die Negerin aussieht! Und die schönen Augen, die die Negerin hat! Die schöne Haut, die diese Negerin hat... ich will auch Negerin sein!" (...) ich hörte immer wieder nur dieses eine Wort: Neger, Neger, Neger, wieder und wieder..."
Die Wortkombination 'schöne N.' ist vieldeutig, da ein positives Wort: 'schön' vor einem traumatischen: 'N.' steht. Es ist ein Spiel süßer und bitterer Worte, das es schwer macht, Rassismus zu identifizieren. Kathleen wird 'schön' und gleichzeitig 'N.' genannt, wobei 'N.' hier ihre Position als minderwertig markiert.
Ursprünglich kommt das N-Wort aus dem Lateinischen als Bezeichnung für die Farbe Schwarz: niger. Am Ende des 18. Jh. war jedoch das N-Wort bereits ein abwertender Begriff mit verletzendem Charakter, der durchaus strategisch genutzt wurde, um das Gefühl von Verlust, Minderwertigkeit und die Unterwerfung unter weiße koloniale Herrschaft zu implementieren.
Also wenn 'N.' gesagt wird, wird nicht nur über die (Haut-) Farbe 'Schwarz' gesprochen, sondern auch über: Animalität – Primitivität – Unwissenheit – Chaos – Faulheit – Schmutz. Diese Reihe von Entsprechungen charakterisiert Rassismus. Wir werden als die Verkörperung jeder dieser Bezeichnungen angesehen, keineswegs, weil sie in unseren Körper eingeschrieben sind oder wirklich und real wären, sondern vielmehr, weil Rassismus diskursiv ist. Rassismus ist nicht biologisch, er funktioniert durch Diskurse, durch Worte und durch eine Reihe von Entsprechungen, welche Identitäten aufrechterhalten.
II. Gegenwart vs. Vergangenheit
In dem Moment wo Kathleen als 'N.' bezeichnet wird, platziert man sie plötzlich in dieser kolonialen Ordnung, da der Begriff die Beziehung zwischen Weißen und Schwarzen beschreibt, welcher seine Wurzeln in einer Herr-Knecht-Dichotomie hat. Jene, die 'N.' rufen, wiederholen in diesem Moment eine Sicherstellung ihrer Macht als weiße HerrscherInnen, und sie erinnern Kathleen an den Ort, den sie betreten darf – den Ort der Unterlegenheit, d.h. den Platz des 'N.'.
Kathleen ist schockiert. Dieser gewaltige Schock ist das erste Element von Trauma. Die Erfahrung, als 'N.' beschimpft zu werden, umfasst einen Schock, der plötzlich die Beziehung mit anderen auseinander reißt. Kathleens Verbindung zur Gesellschaft wird also plötzlich zerrissen. Sie wird daran erinnert, dass diese Gesellschaft sich als weiß und deutsch versteht. Und in den Augen des Mädchens wird Kathleen weder als das eine oder das andere, sondern stellvertretend für eine 'Rasse' gesehen, die nicht zum weißen Territorium gehört – sie ist eine 'N.'
Diese Beschimpfung ist wie eine mise-en-scéne, wo Weiße zu symbolischen HerrscherInnen und Schwarze durch Demütigung, Verletzung und Ausgrenzung zu figurativen Sklaven degradiert werden. Es gibt eine Schande-Stolz- Dynamik in dieser kolonialen Beziehung: Während die Schwarze Frau erniedrigt und beleidigt wird, hat das weiße Subjekt die Möglichkeit, Ehre und Macht zu entwickeln, was jedoch nur durch die direkte Degradierung der Ersteren ermöglicht wird. Die Zeitlosigkeit dieser Szene ist das vierte Element eines Traumas, da Gegenwart und Vergangenheit sich vermischen. Plötzlich wird die Vergangenheit zur Gegenwart und die Gegenwart wird erlebt, als ob man/frau in der Vergangenheit ist. Auf einmal ist Kathleen wieder eine 'N.', so wie sie es in der Vergangenheit bereits gewesen war. In einem Szenario der Gegenwart wird sie in einer kolonialen Szene positioniert.
Das N-Wort re-aktualisiert also ein koloniales Trauma: die Schwarze Frau bleibt verwundbar; das weiße Mädchen, obwohl noch sehr jung, bleibt die privilegierte Autorität. Die benachteiligte Position der einen sichert die Machtposition der anderen.
III. Neid und Begehren
In Kathleens Geschichte erzählen die Worte des Mädchens allerdings nicht nur vom Prozess der Ausgrenzung, sondern enthüllen auch ihr Begehren, Schwarz zu sein. Sie betrachtet den Schwarzen Körper und gibt zu, einen solchen selbst zu wollen. Dieser Vorgang des Schwarz-Sein-Wollens ist tief in der Phantasie verstrickt, Schwarze hätten etwas, das Weißen entgeht – Authentizität, Exotik und Erotik.
Diese Phantasien sind die Grundlage eines primär unbewussten weißen Neids. Ein Neid, der gleichzeitig begehrt, bestimmte beneidete Attribute des Anderen zu besitzen und andererseits den Anderen zerstören will, weil sie/er etwas besitzt, was einem selbst zu fehlen scheint. Daher wird das Schwarze Subjekt in der weißen Welt zum Objekt der Begierde, das gleichzeitig angegriffen und zerstört werden muss.
Kathleen scheint hier begehrt zu werden – sie ist ein Objekt des Exotismus. Aber ihre Position als Objekt weißer Begierde kann nicht vom Neid getrennt werden. D.h. sie kann jederzeit von einer begehrten Schwarzen Frau zu einer gedemütigten ‘N.´ werden. Von einer exotischen Schönheit zu einer ‘Scheiß Ausländerin´. Aus gut wird böse, aus süß bitter, ganz nach Bedarf.
Daher formuliere ich den oben geschriebenen Satz noch einmal neu: Nicht nur süße und bittere Worte machen es schwer, Rassismus zu identifizieren; sondern das Spiel mit süßen und bitteren Worten ist eine Form, in der Rassismus produziert wird. Die Schwierigkeit, Rassismus zu identifizieren, ist nicht nur funktional für Rassismus, sondern ein Teil des Rassismus selbst.
IV. Der unbeschreibliche Schmerz des Rassismus
"Und dann... dann... ich erinnere mich, dass ich es das erste Mal fühlte... diese Art von physischem Schmerz, weil jemand etwas rassistisches tat oder sagte. Es gibt diesen... Schmerz in den Fingern, es gibt etwas... Ich hatte das noch nie in meinem Körper gefühlt."
Es war genau das mündliche Äußern des N-Wortes und die gesamte Bedeutung dahinter, die Kathleen schockierte und alarmierte. Ich spreche von Alarm, weil das N-Wort so effizient und so gewalttätig den Terror der rassistischen Unterdrückung beschreibt und die Erinnerung an Schmerzen hervorruft – und damit das dritte Element von Trauma beschreibt. D.h. die Idee einer unbeschreiblichen Wunde, die psychologische Narben in Form von Ängsten, Alarmsignalen, Alpträumen und Flashbacks oder zusätzliche körperlich Auswirkung hat.
Der Schmerz, der von Kathleen beschrieben wird, enthüllt die innerliche Verwundung durch Rassismus auf der Körperoberfläche. Interessanterweise hat Rassismus die Absicht, das Schwarze Subjekt schlecht zu machen, und tatsächlich: das Schwarze Subjekt fühlt sich schlecht, körperlich schlecht. Dieser Schmerz ist eine Veräußerung der Verwundung durch Rassismus. Das Bedürfnis, die psychische Erfahrung von Rassismus auf den Körper zu transferieren, enthüllt die Idee, das es keine Worte gibt, einen solchen Schmerz zu beschreiben – man/frau ist einfach sprachlos. Die Sprache von Traumata ist also visuell, graphisch und physisch. Sie artikuliert den unmittelbaren Effekt von Schmerz. Der Schwarze Psychoanalytiker Frantz Fanon (1968) z.B. beschreibt seine eigenen Rassismuserfahrungen als eine Amputation, als einen Schnitt oder eine Blutung – um in Bildern die Gewalt, den Verlust und das Trauma von Rassismus zu benennen.
Durch das N-Wort wird Kathleen willkürlich an ihre Verwundbarkeit innerhalb einer weißen Umgebung erinnert, die, wann immer sie will, mit der Wunde der Sklaverei spielt. Weißsein wird somit zu einem Alarmsignal, zu einem Signal der Bedrohung und des Terrors, denn, wie bell hooks schreibt, leben Schwarze Menschen immer "mit der Möglichkeit, durch Weiß-Sein terrorisiert zu werden" (1995: 46).
V. Das Theater des Rassismus
"Die Mutter, zuerst war es ihr sehr unangenehm, und sie versuchte darüber zu sprechen, dass alle Menschen verschieden sind und wie wunderbar das ist... (...) dass alle verschieden seien, dass es Schwarze gebe und auch Juden und dass dies die Welt großartig macht, etwas ähnliches... mein Freund wusste auch nicht, was er tun sollte... und ich weiß nicht, was ich getan habe, um darüber hinwegzukommen oder mich damit auseinanderzusetzen."
Hier beschreibt Kathleen das Szenario, in dem Rassismus aufgeführt wird, und wo jeder eine spezifische Rolle hat: das weiße Kind als "Aggressor", sie, die Schwarze Frau, als Angegriffene, und der weiße Freund und die weiße Mutter als BeobachterIn. Es ist eine typische Dreieckskonstellation von Rassismus. Ich nenne es die Triangulation von Rassismus, wegen seiner drei Rollen und den drei verschiedenen Funktionen, die Rassismus möglich machen: (1) der/die Akteur/in, der/die Rassismus spielt; (2) der/die Akteur/in, der/die Rassismus erlebt und; (3) den dominanten Konsens in der Öffentlichkeit, der diese Ausübung von Rassismus 'stillschweigend' anschaut und ermöglicht. D.h. Dominanz versus Isolation. Ich frage mich, was passiert wäre, wenn in diesem Raum nicht eine, sondern drei oder vier Schwarze Personen anwesend gewesen wären. Ich frage mich, ob das Mädchen genau dasselbe sagen würde. Nicht, weil sie als Weiße ihre Machtposition verlieren würde, sondern weil das dritte Element, der weiße Konsens, nicht mehr präsent wäre. Das bedeutet, dass ihre Worte nicht mehr als akzeptabel und harmlos für ihr neues Publikum wahrgenommen werden.
Natürlich könnte man feststellen, dass das junge weiße Mädchen, ein Kind, weder rassistisch noch brutal ist, da sie ja nur neugierig ist und keine schlechten Absichten hat. Jedoch müssen wir uns fragen: Warum wird die Erfahrung der Schwarzen Frau als irrelevant oder peripher betrachtet und das weiße Mädchen verbleibt im Zentrum des Interesses? Ist das eine Strategie, um die Schwarze Perspektive und Erfahrung als bedeutungslos darzustellen? Oder ist es gar eine Form der Legitimierung von Rassismus? Sollten wir uns nicht fragen, warum es leichter erscheint mit dem abfällig redenden weißen Mädchen zu sympathisieren, als mit der Schwarzen Frau, welche gedemütigt wurde? Wir sollten auch fragen, ob jene, die das kleine Mädchen verteidigen, auf subtile Weise nicht eigentlich sich selbst verteidigen, denn ist nicht das, was die Kinder sagen, Teil der Ansichten ihrer Eltern?
Die InformantInnen oder BeobachterInnen sind damit spezielle BeobachterInnen, da die Mutter versucht ihre eigene Tochter zu erziehen. Das ist eine peinliche Situation für Kathleen, die unter weißen Augen seziert wird. Peinlich deshalb, weil sie zuerst ein Objekt weißer Verachtung und Beschimpfung ist, und dann ein Objekt pädagogischer Belehrung, durch die das kleine Mädchen etwas über die Völker dieser Welt lernen soll. In beiden Rollen dient Kathleen den weißen ZuschauerInnen als Objekt.
Die Verwendung von 'Multi-Kulti' Argumenten, wie "dass alle verschieden seien, dass es Schwarze gäbe und auch Juden, und dass dies die Welt großartig macht" unterstützt die Weltsicht des kleines Mädchens: dass es wohl nett sein muss, eine 'N.' zu sein. Hier werden Differenzen zwischen Menschen in ästhetischen Begriffen erklärt und nicht als ein Prozess der Rassifizierung, in dem Macht, Ausgrenzung, Demütigung und Beschimpfung verwendet werden. Das kleine Mädchen lernt, dass Andere nicht dadurch verschieden werden, dass sie verschieden behandelt werden, sondern weil sie anders aussehen. Dann mag das klingen, als ob das Hauptproblem des Rassismus die Unterschiede zwischen Menschen seien bzw. die Präsenz dieser Unterschiedlichkeit. Tatsächlich ist es umgekehrt: Menschen werden durch Diskriminierungsprozesse und Ungleichbehandlung zu Abweichenden gemacht – deswegen "Don't You Call Me 'N.'!"
(This Is In Remembrance of Our Ancestors)
Literatur
Fanon, Frantz: Black Skin, White Masks, London 1968.
Hooks, Bell:. Killing Rage. Ending Racism, New York 1995.
https://www.bpb.de/




Siehe auch:


Mist, die versteht mich ja: Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen

Die kleine Florence, geboren in Hamburg als Kind nigerianischer Eltern, wird Ende der 60er-Jahre in Buxtehude von einer alleinstehenden Frau in Pflege genommen. Mit acht Jahren nehmen die Eltern sie mit nach Lagos, in ein Land, dessen Sprache sie nicht spricht, dessen Kultur ihr fremd ist, zu einer Familie, die sie nicht kennt. Durch das beherzte Eingreifen einer Lehrerin schafft sie es zurück nach Deutschland und macht dort ihren Weg ... In ihrer Autobiografie beschreibt die Autorin mit einer guten Prise Humor die Erlebnisse einer Schwarzen Frau in einer weißen Gesellschaft, den schmalen Grat zwischen witzigen Anekdoten und unschönem Alltagsrassismus, zwischen der Herausforderung, Brücken zu bauen, und Grenzen zu setzen, zwischen Integration und Identitätsfindung, zwischen Beruf und dem Muttersein als Alleinerziehende kurz: die Lebensgeschichte einer beeindruckenden Frau.

Raus aus den Schubladen!: Meine Gespräche mit Schwarzen Deutschen

Florence Brokowski-Shekete hat für ihr neues Buch mit 12 Schwarzen Deutschen aus verschiedensten Berufen über ihr Leben gesprochen – vom Metzgermeister in Speyer über den ostfriesischen Kfz-Mechaniker bis zur Gynäkologin in Saarbrücken. Wie sieht ihr Alltag aus? Welche Erfahrungen machen sie als Schwarze Menschen in Deutschland? Nach dem Motto »Raus aus den Schubladen!« lädt Florence Brokowski-Shekete dazu ein, verschiedene Lebenswege kennenzulernen, etwas über Alltagsrassismus zu erfahren, den Schwarze Menschen nach wie vor erleben, und den eigenen Horizont zu erweitern. Ein wichtiger Beitrag zur Sichtbarmachung und zum Empowerment von Schwarzen in Deutschland, aber auch zur Verständigung. Die vielen positiven Reaktionen auf ihre Autobiografie »Mist, die versteht mich ja! Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen« verdeutlichten Florence Brokowski-Shekete, wie solche Innensichten gegenseitiges Verständnis fördern und Mut machen können.

Schwarze Wurzeln: Afro-deutsche Familiengeschichten von 1884 bis 1950

Katharina Onguntoye beleuchtet die Lebenssituation von Afrikaner*innen und Afro-Deutschen in Deutschland von 1884 bis 1950. Bisher war der Blick auf Schwarze Menschen in Deutschland bestimmt von der Sicht der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Gefragt wurde danach, wie Schwarze Menschen in dieser Gesellschaft wahrgenommen bzw. ausgegrenzt werden und dabei wurden ihre Geschichte und ihr Leben lediglich als exotisches Beiwerk oder marginale Einzelfälle dargestellt. "Schwarze Wurzeln" stellt dem erstmals einen Überblick über die Situation der Afrikaner*innen und Afro-Deutschen für die gesamte Periode der neueren deutschen Geschichte bis nach dem Zweiten Weltkrieg entgegen. Der Schwerpunkt liegt auf den Lebenswirklichkeiten und der Perspektive der schwarzen Menschen in Deutschland.


EINLADUNG ZUR PROZESSBEOBACHTUNG !!!ZUR AUFARBEITUNG VON NATIONALSOZIALISTISCHEM UNRECHT UND NATIONALSOZIALISTISCHEN VERBRECHEN BEIM AMTSGERICHT MOSBACH 6F 9/22
Wiederaufnahmeverfahren vom 06.08.2022 zur Wiedergutmachung für die Angehörigen von NS-Verfolgten und NS-Opfern afrikanischer Herkunft: Hier Martha Ndumbe
220806_uhl_ag_mos_ja_afro_wiedergutmachung.pdf (169.88KB)
EINLADUNG ZUR PROZESSBEOBACHTUNG !!!ZUR AUFARBEITUNG VON NATIONALSOZIALISTISCHEM UNRECHT UND NATIONALSOZIALISTISCHEN VERBRECHEN BEIM AMTSGERICHT MOSBACH 6F 9/22
Wiederaufnahmeverfahren vom 06.08.2022 zur Wiedergutmachung für die Angehörigen von NS-Verfolgten und NS-Opfern afrikanischer Herkunft: Hier Martha Ndumbe
220806_uhl_ag_mos_ja_afro_wiedergutmachung.pdf (169.88KB)


Siehe auch unter AKTUELLES >>> Rassismus und Diskriminierung >>>

Siehe auch:

Das preisgekrönte Hamburger Mentoring-Projekt „Vorbilder“ präsentiert die Gewinnzahlen der Wochen- und Prämienziehung vom 27.03.22

27. März 2022 | Gewinnen
"Vorbilder" schafft Identifikationsmöglichkeiten für junge Schwarze Menschen, denen im Alltag und in den Medien oftmals Vorbilder fehlen. Die Beratungsstelle für junge Schwarze Menschen wird von uns mit 86.000 Euro gefördert.
Das Hamburger Projekt „Vorbilder“ des Vereins „Future of Ghana Germany“ (FOGG) schafft Identifikationsmöglichkeiten für junge Schwarze Menschen, denen im Alltag und in den Medien oftmals Vorbilder fehlen.  Möglich gemacht wurde das Mentoring-Projekt von „Future of Ghana Germany e.V.“ auch Dank unserer Mitspielerinnen und Mitspieler durch eine Förderung der Deutschen Fernsehlotterie von 86.000 Euro. Am Wochenende präsentierte das Projekt unsere Gewinnzahlen, die Sie auch in den unten stehenden Videos finden.
Das mehrfach ausgezeichnete Projekt hat letztes Jahr den Deutschen Engagementpreis gewonnen.Das mehrfach ausgezeichnete Projekt hat letztes Jahr den Deutschen Engagementpreis gewonnen.
Die “Vorbilder”-Beratungsstelle schafft Beratungs-, Fortbildungs- und Begleitungsangebote für sozial benachteiligte Schwarze Jugendliche, Schwarze Familien und Lehrkräfte an Hamburger Schulen. Sie bietet Hilfestellung zu interkulturellen Fragen rund um die Themen Vielfalt, gleichberechtigte Teilhabe, Chancengerechtigkeit sowie Erziehung. Durch die eigene Laufbahn, als auch durch kulturübergreifende Erfahrungen, können die Schwarzen Mentorinnen und Mentoren sich laut Aussage des Projektes besser für die Jugendlichen einsetzen. Ziel des Angebotes ist es, Probleme und Herausforderungen der Heranwachsenden frühzeitig zu erkennen und so den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft zu setzen.
Das Hamburger Projekt wendet sich an Schwarze Jugendliche, Schwarze Familien und Lehrkräfte an Schulen.Das Hamburger Projekt wendet sich an Schwarze Jugendliche, Schwarze Familien und Lehrkräfte an Schulen.
„Schwarze Jugendliche unterscheiden sich mit ihren normalen Problemen nicht von anderen Heranwachsenden. Was sie unterscheidet, ist dass sie zusätzlich Probleme, wie Ablehnung aufgrund ihrer Hautfarbe, aufgebürdet bekommen. Da kommen wir als Schwarze Mentoren ins Spiel, die wir dieselbe Sozialisation und Herausforderungen durchgemacht haben. „Vorbilder“ schafft einen sicheren Rahmen, in dem junge Schwarze Menschen Hilfe und Unterstützung erfahren und sich angstfrei ausprobieren und kennenlernen können“, so Markus, der sich ehrenamtlich als Mentor engagiert. Die ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren, die tlw. selbst noch sehr jung sind, helfen den Mentees, eigene Ziele zu erreichen und leben ihnen Bilder von erfolgreichen Schwarzen Menschen in Deutschland vor. „Vorbilder“ wurde 2021 mit dem von uns unterstützten Deutschen Engagementpreis ausgezeichnet.
https://www.fernsehlotterie.de/

Interview mit Antidiskriminierungs-Expertin Tupoka Ogette
Wie wir Rassismus in der Sprache verhindern

People of Color erleben auch heute noch Rassismus im Alltag. Tupoka Ogette ist Expertin für Antidiskriminierung und erklärt, woher rassistische Bezeichnungen kommen und wann Unterscheidungen in der Sprache wichtig sind.
Von: Koku Musebeni
Stand: 12.09.2019 | Archiv |Bildnachweis
Was bedeutet "Schwarz" und "Weiß"?
Die Begriffe "Schwarz" und "Weiß" werden hier bewusst großgeschrieben und beziehen sich nicht auf die reelle Hautfarbe oder eine biologische Eigenschaft. Die Antirassismus-Bewegung nutzt diese Bezeichnungen, um Rassismus in der Sprache entgegenzutreten: "Weiß" (alternativ: weiß) und "Weißsein" soll auf die sozialen, politischen und kulturellen Privilegien von Menschen hinweisen, die nicht Rassismus ausgesetzt sind und sich deshalb in einer machtvolleren, gesellschaftlichen Position befinden. "Schwarz" und "Schwarzsein" ist eine Selbstbezeichnung. "Schwarzsein" bedeutet, dass Menschen durch gemeinsame Erfahrungen von Rassismus miteinander verbunden sind und auf eine bestimme Art und Weise von der Gesellschaft wahrgenommen werden.
"Bei uns in Deutschland gibt es doch gar keinen Rassismus mehr." Das hören Schwarze Menschen und People of Color oft, wenn sie Weißen Menschen von ihren eigenen Erlebnissen erzählen: Zum Beispiel, wenn sich Menschen im Bus nicht neben einen setzen, sie schlechtere Chancen auf den Traumjob haben oder sogar Opfer direkter rassistischer Angriffe werden.
In ihrem Buch "Exit racism – rassismuskritisch denken" beschäftigt sich die Autorin Tupoka Ogette damit, wie tief Rassismus in unserer Sprache verankert ist. Im Interview mit PULS erklärt sie, wann wir unterschiedliche Bezeichnungen brauchen, obwohl wir idealerweise einfach nur Menschen sind.
PULS: Viele Menschen sind unsicher, welche Begriffe sie gegenüber People of Color und Schwarzen Menschen verwenden können. Was darf man denn noch sagen?
Tupoka: Was Menschen im Alltag oft meinen, wenn sie das sagen ist: Sie möchten nicht für das kritisiert werden, was sie sagen. Ich finde es aber wichtig, dass wir für unsere Sprache Verantwortung übernehmen. Deshalb möchte ich diese Frage von “Was darf ich denn noch sagen?” in “Was möchte ich sagen?” umwandeln. Das Ziel dabei ist: durch mein Sprechen Räume mit weniger Rassismus zu kreieren.
Was macht Rassismus mit Schwarzen Menschen?
Eigentlich wären wir gerne alle nur Menschen. Aber wir leben in einer rassistischen Tradition, in der wir es gewöhnt sind, bestimmte Menschen als fremd zu bezeichnen. Und so ist Rassismus vor 300 bis 500 Jahren entstanden: Weiße Menschen haben im Kontext von Rassismus erst sich selbst und dann "die Anderen" erfunden, diese erniedrigt und als fremd bezeichnet.
Welche Bezeichnungen für Schwarze Menschen sind rassistisch?
(Triggerwarnung) Fremdbezeichnungen wie das N-Wort, farbig, Mischling, Mulatte, schokofarben, capuccinofarben, mokka und so weiter. Das sind alles Bezeichnungen, die Personen nicht für sich selbst gewählt haben. Alle Begriffe, die in einem rassistischen System erfunden wurden, um Schwarze Menschen und People of Color irgendwie zu dämonisieren, als exotisch darzustellen und überhaupt zu den Anderen zu machen, sind rassistisch.
Dagegen stehen Selbstbezeichnungen von People of Color. Welche benutzt du und wie sind diese entstanden?
Selbstbezeichnungen, die ich im deutschen Kontext oft benutze, sind zum Beispiel der Begriff Schwarz mit großem S geschrieben, People of Color und afrodeutsch. So eine politische Selbstbezeichnung ist die Konsequenz einer jahrhundertelangen Fremdbezeichnung. Es ist eine Form des Widerstandes und der Ermächtigung zu sagen: Lasst uns über diese rassistischen Erfahrungen sprechen, die wir im Alltag machen und beim Sprechen über unsere Erfahrungen benutzen wir nicht wieder diese rassistischen Fremdbezeichnungen, sondern selbstgewählte Begriffe.
Was genau bedeuten die Bezeichnungen Weiß und Schwarz in Bezug auf Rassismus?
Wichtig ist, es geht beim Begriff Schwarz nicht um das Adjektiv oder die Farbe schwarz und es hat auch nichts mit der tatsächlichen Hautfarbe zu tun. Bei der Bezeichnung Schwarz handelt es sich um eine politische Selbstbezeichnung. Die Definition davon ist:
1. Menschen, die Erfahrungen mit Rassismus machen
2. Menschen, die auf eine lange Widerstandsgeschichte gegen diesen Rassismus zurückschauen
Die Bezeichnung Weiß ist auch ein politischer Begriff. Kein Mensch ist weiß im Sinne der Farbe Weiß. Der Begriff bezieht sich auf Menschen, die Privilegien, nämlich Weiße Privilegien haben.
Zum Beispiel?
Eins der großen Privilegien ist, dass Weißsein unbenannt bleiben kann. Dass man es gar nicht benennen muss und es einfach als Individuum existieren darf. Weiße Menschen profitieren also von Rassismus. Mit den Begriffen Schwarz und Weiß können wir ins Gespräch darüber kommen, welche unterschiedlichen Erfahrungen wir in einem rassistischen System machen.
Was empfiehlst du Menschen, die Weiß sind und sich unsicher sind, wie sie Schwarze Menschen bezeichnen sollen?
Ich finde es wichtig für Weiße Menschen, zu schauen: Welche Selbstbezeichnungen gibt es? Und dann zu überlegen: In welchem Kontext will ich über etwas sprechen? Wenn ich nur damit angeben will, dass ich Schwarze Freunde habe, ist die Bezeichnung nicht wichtig. Aber wenn ich zum Beispiel sagen möchte, dass ich gestern mit meiner Freundin zusammen Black Panther geguckt habe, und sie ist Schwarz und ich bin Weiß, dann wäre klar aus welcher Perspektive und mit welchem Erfahrungshintergrund wir den Film gesehen haben. Für meine Schwarze Freundin war der Film vielleicht sehr empowernd. Dann ist es total wichtig.
Wieso sagen Schwarze Menschen das N-Wort zueinander und wieso dürfen Weiße Menschen das nicht?
Wenn Menschen seit 500 Jahren als "fremd" bezeichnet, unterdrückt, erniedrigt werden und eine bestimmte Fremdbezeichnung diese Unterdrückung immer wieder reproduziert, dann ist eine Methode des Widerstands zu sagen: Ich benutze diese Bezeichnung für mich selbst, weil mich dann niemand mehr damit verletzen kann. Man wandelt eine Fremdbezeichnung zu einer Selbstbezeichnung um. Wenn aber Weiße Menschen das N-Wort benutzen, reproduzieren sie immer Rassismus und dafür sollten sie dann Verantwortung übernehmen.
Was empfiehlst du Schwarzen Menschen, wenn Sie mit Rassismus konfrontiert werden?
Mir hat es sehr geholfen, Rassismus verstehen zu lernen. Nicht ich bin das Problem, sondern Rassismus. Maßgeblich dafür war das Kennenlernen und der Austausch mit anderen Schwarzen Menschen, zum Beispiel in Netzwerken wie die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) oder Adefra. Zusammen sind wir stärker, denn Rassismus erleben kann so schrecklich einsam machen. Und dann sage ich Menschen im Empowerment-Workshop: Sei gut zu dir, fokussiere dich auf deine vielen Ressourcen und nimm dir genug Zeit für dich. Das ist auch Widerstand.
Was können Weiße Menschen gegen Rassismus tun?
Jedes Mal, wenn du schweigst, unterstützt du das rassistische System. Schweigen bei rassistischen Bemerkungen heißt immer Zustimmung. Weiße Menschen können immer unabhängig davon sagen, ob eine Schwarze Person im Raum ist oder nicht: "Ich fühle mich hier gerade nicht wohl, ich möchte nicht in einer Welt leben, wo Rassismus einfach so existieren und gesagt werden kann." Genauso wie Männer immer etwas gegen Sexismus sagen sollten, egal ob eine Frau gerade im Raum ist oder nicht.
Weitere Informationen
Diese Anlaufstellen unterstützen und empowern Schwarze Menschen und People of Color in Deutschland:
Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein, der es sich zur Aufgabe macht die Interessen Schwarzer Menschen in Deutschland zu vertreten und für Gerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft einzustehen.
Der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VGRG) bietet Unterstützung in allen Bundesländern. Die professionelle Beratung und Unterstützung der Beratungsstellen richtet sich an direkt und indirekt Betroffene, ihre Angehörigen sowie an Zeug*innen eines Angriffs.
Adefra ist ein kulturpolitisches Forum und eine der ältesten Schwarzen Selbstorganisationen von und für Schwarze Frauen in Deutschland. Ziele von Adefra ist Empowerment, also das Selbstbewusstsein, die Selbstbestimmung und die Selbstorganisation Schwarzer Frauen zu stärken.
PULS am 13.09.2019 ab 15 Uhr
https://www.br.de/


Alltagsrassismus? Emotionale Debatte um den „Sarotti-Mohr“

Ein beleuchtetes Werbeschild mit der Abbildung eines sogenannten „Sarotti-Mohr“ steht auf der Preistafel der Theke im Foyer des Mannheimer Kulturzentrums „Capitol“.
„Mohrenköpfe“, „Mohrenstraße“, „Mohren-Apotheke“ – sind das harmlose, historisch gewachsene Bezeichnungen oder diskriminierende Überbleibsel aus Kolonialzeiten? Jetzt ist eine neue Debatte entbrannt.
09.04.2019, 13:06 Uhr
Mannheim. Am „Sarotti-Mohr“ scheiden sich die Geister. Das erfährt gerade das Mannheimer Kulturzentrum Capitol: Über seiner Theke prangen zwei „Mohren“-Embleme, die in der Quadratestadt zu erbitterten Diskussionen führen. Für die einen ist der kleine schwarze Kerl mit Pluderhose, Schnabelschuhen und Tablett eine süße Kindheitserinnerung an Schokoladengenuss – für andere ist der „Sarotti-Mohr“ kolonialrassistisches Symbol und Zeichen mangelnden Feingefühls gegenüber schwarzen Menschen.
Auslöser der Debatte war eine Veranstaltung zum Thema Alltagsrassismus im vergangenen Oktober, bei der Teilnehmer die Dekoration im Foyer beanstandeten. Allein im Internet prallen inzwischen Argumente zu Hunderten aufeinander. Den Kritikern der Dekoration wird krankhafte politische Korrektheit vorgeworfen. Schwarze Menschen beschweren sich wiederum darüber, immer wieder erklären zu müssen, was Rassismus ist. Das Thema wühlt auf – auch mehr als 100 Jahre nach Erfindung der Werbe-Figur.
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Deren rassistische Deutung weist der Produzent der Sarotti-Schokolade, die Firma Stollwerck aus Norderstedt, zurück. „Aus unserer Sicht gibt es keine Veranlassung, die Marke Sarotti in diese fragwürdige Interpretation zu bringen“, heißt es in einem Statement des Unternehmens, das zur belgischen Baronie-Gruppe gehört. Doch ganz unberührt von öffentlicher Diskussion agiert das Unternehmen nicht: Seit 2004 gibt es den „Sarotti-Mohren“ als Markenzeichen gar nicht mehr. Aus dem „Botschafter des guten Geschmacks“ in Diener-Habitus wurde ein auf einer Mondsichel balancierender „Magier“ mit goldener Haut, der nach den Sternen greift.
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Der Begriff „Mohr“ hat nach Überzeugung einer Unternehmenssprecherin keinen negativen Beigeschmack. Anders bewertet das der Sprachwissenschaftler Henning Lobin. „Mohr“ habe sich seit dem 19. Jahrhundert von einem eher neutral verwendeten Wort in ein abfälliges verwandelt. Der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) sagt: „Das kann man zum einen daran erkennen, dass das Adjektiv, das in Textkorpora am häufigsten mit „Mohr“ kombiniert wird, „kohlpechrabenschwarz“ lautet, zum anderen an der Tatsache, dass es heute offensichtlich andere, neutralere Wörter zur Bezeichnung schwarzer Menschen gibt.“ Wer „Mohr“ sage, übe zugleich indirekt Kritik daran, dass man dieses und weitaus beleidigendere Wörter zur Bezeichnung von Menschen nicht mehr verwenden dürfe.
Ähnliche Fälle in anderen deutschen Städten
Ähnliche Diskussionen wie in Mannheim gab es auch andernorts schon: In Frankfurt hatte der Ausländerbeirat im vergangenen Jahr – vergeblich – die Umbenennung zweier "Mohren-Apotheken" gefordert. In Hannover kritisierte ein afroamerikanischer Dozent das Logo der hannoverschen Kaffeerösterei Machwitz. Und in den Niederlanden sind der Stein des Anstoßes die schwarz geschminkten "Zwarten Pieten" ("Schwarzer Peter"), die Helfer des Nikolaus'. Für viele sind sie ein rassistisches Symbol, für andere gehört die Figur zur niederländischen Identität wie Tulpen und Käse.
Was macht das Capitol angesichts der Unversöhnlichkeit der Ansichten? Nach sechs Veranstaltungen zum Thema „Kein Platz für Rassismus“ mit 700 Teilnehmern haben die Betreiber entschieden, die Figuren weiter zu zeigen. „Ihre Haltung wird aber verändert. Sie soll zum Symbol für unseren Wunsch werden, mit unseren Gästen dauerhaft im Gespräch zu bleiben.“ Weiter heißt es: „Eine Irritation des Betrachters ist hier gewünscht und beabsichtigt, diese soll den Dialog anregen.“
Ruhan Karakul befürchtet eine „karnevaleske Verzerrung“ der Figur, etwa durch antirassistische Aufkleber. Die Rechtsanwältin und Ex-Co-Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Deutschlands hat als einziges Mitglied im Beratergremium des Capitols für einen Verzicht auf die Retro-Werbung plädiert. Durch den Erhalt werde Rassismus reproduziert. Auch das Antidiskriminierungsbüro Mannheim betrachtet die Sarotti-Werbung als ein inakzeptables „Paradebeispiel von wiederkehrender Alltagsdiskriminierung“. Gemeinsam mit Karakul kritisiert der Verein, dass dem Beratergremium - neben der Moderatorin und Autorin Mo Asumang - zu wenige schwarze Menschen angehört haben.
Mit Spannung wird erwartet, mit welcher Haltung das Kulturzentrum die „Mohren“ in den nächsten Wochen präsentieren wird. Bislang ist noch keine Idee des Capitol-Kreativteams an die Öffentlichkeit gedrungen.
Von Julia Giertz/RND/dpa
https://www.rnd.de/


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