Nationalsozialismus in Mosbach - Baden
: Rechtsextremismus und Neofaschismus : Anti-Semitismus : Anti-Ziganismus : Homophobie : Rassismus : Diskriminierung 


| HISTORISCHES | AKTUELLES | REPARATIONEN |
| NS-VERFAHREN | NAZI-JAGD | NS-FAMILIENRECHT | JUSTIZ IN MOSBACH |

 

HISTORISCHES & AKTUELLES: 
NS-Verfolgte Zeugen Jehovas u.a.
in Baden und Württemberg
vor 1945

 Zuletzt AKTUALISIERT am 24.12.2024 ! 

Seiteninhalt:

  1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

    1.1 Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung

    1.2 Antrag vom 21.05.2023 auf AMTSSEITIGE VERFÜGUNG zur gerichtlichen Prüfung nationalsozialistischer Familienrechtsprechung in Mosbach, Baden und Württemberg: (a) Hier Sorgerechtseinschränkungen und Kindesentziehungen bei Bibelforschern, Zeugen Jehovas, mit ggf. zu beantragenden Wiederaufnahmeverfahren hinsichtlich entsprechender Aufhebungen, anlässlich der in 2022 und 2023 beim DEUTSCHEN BUNDESTAG diskutierten Einrichtung eines opfergruppenspezifischen Mahnmals für NS-Verfolgte (b) Hier Antrag auf Stopp der Aktenvernichtung zur Rechtsprechung der Justizbehörden in Mosbach-Baden von 1933 bis 1945 (c) Antrag auf amtsseitige Verfügungen des Amtsgerichts Mosbach zur Beteiligung des Amtsgerichts Mosbach selbst und der gerichtlich beauftragten Sachverständigen mit Stellungnahmen am gegenwärtigen und künftigen Prozess BEIM DEUTSCHEN BUNDESTAG unter BT-Drucksache 20/6710  für die Anerkennung der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und des aktiven Widerstands bei den Zeugen Jehovas, insbesondere zu politisch und ideologisch motivierten Sorgerechtsentscheidungen

  2. YouTube-Videos und Podcasts zu NS-Verfolgten Zeugen Jehovas

  3. Online-Artikel und Bücher zur Nazi-Verfolgung der Zeugen Jehovas


Die Bibelforscher und der Nationalsozialismus 1933-1945 (Die Vergessenen der Geschichte) Taschenbuch – 1. Januar 1998





Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus Taschenbuch – 5. März 2018

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, Note: 2,0, Universität Paderborn (Insitut für evangelische Theologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht die Lage der religiösen Gemeinschaft der Zeugen Jehovas zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Hierbei wird insbesondere durch eine Gegenüberstellung der Ideologien beleuchtet, warum die Zeugen Jehovas zu den durch den NS-Apparat verfolgten Gruppen zählten. Des Weiteren wird deren Lage in den Konzentrationslagern genauer betrachtet, wobei ein spezielles Augenmerk auf das Konzentrationslager Niederhagen gelegt wird. Drei Einzelschicksale betroffener Zeugen Jehovas werden daraufhin im Hinblick auf ihre Verfolgung im Dritten Reich genauer ausgeführt.



1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

Amtsgericht Mosbach: Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Amtsgericht_Mosbach#/media/Datei:Mosbach-kloster-amtsgericht1.jpg

Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach
Telefon:
06261 - 87 0
(Zentrale)
Telefax:
06261 - 87 460
(Zentrale Faxnummer)

NS- und Rechtsextremismus-Verfahren bei der Mosbacher Justiz:
AKTUELLE NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach u.a. seit 03.06.2022 >>>

Historische NS-Verfahren der Mosbacher Justiz >>>

Zuständigkeit des Amtsgerichts Mosbach in NS- und Rechtsextremismus-Verfahren >>>

Frühere außergerichtliche NS-Aufarbeitungen 2005 bis 2011 >>>

Frühere gerichtliche NS-Aufarbeitungen 2004 bis 2010 >>>

Nach Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg mit Beschluss vom 15.12.2022 - 6 S 1420/22 - unterliegt der Nationalsozialismus nicht der grundrechtlich geschützten Weltanschauungsfreiheit gemäß Art. 4 Abs. 1 GG.

Das Amtsgericht Mosbach hat jedoch seit dem 03.06.2022 eine gemäß § 158 StPO ordnungsgemäße Eingangsbestätigung mit den Benennungen der Konkreten Eingabedaten, der Konkreten Sachverhaltsbenennungen mit einer kurzen Zusammenfassung der Angaben zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat, insbesondere zu beantragten NS- und Rechtsextremismus-Strafverfahren, bisher ausdrücklich und EXPLIZIT versagt und NICHT ausgestellt.

Auch für die beim Amtsgericht Mosbach beantragten Wiederaufnahmeverfahren, amtsseitigen Verfügungen und gerichtlichen Prüfungen in NS- und Rechtsextremismus-Angelegenheiten verweigert das Amtsgericht Mosbach ordnungsgemäße Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigungen mit konkreten Sachverhaltsbenennungen.

Siehe dazu auch Umgang des Amtsgerichts Mosbach mit NS- und Rechtsextremismusverfahren >>>

Allein vor dem Löwen: Ein kleines Mädchen widersteht dem NS-Regime Pappbilderbuch – 1. Januar 1999

Allein vor dem Löwen, die Autobiographie von Simone Arnold Liebster, verleiht den namenlosen Opfern der Nationalsozialisten wieder Individualität und Identität. Sie beschreibt ihre Entschlossenheit, an dem festzuhalten, was von ihrem normalen Leben übrig blieb, und um ihr psychisches und physisches Überleben zu kämpfen. Ihre Geschichte zeugt von Hoffnung, Stärke und Mut. Simones Geschichte hebt den Mut hervor, den sie trotz der Härten und der Tragik der NS-Zeit aufbringen konnte, um ihre sozialen und religiösen Werte zu bewahren. Man soll diese Geschichte lesen, da sie uns ermöglicht, das Los der Kinder von Zeugen Jehovas während des Holocausts zu verstehen. Die Stimmen derer, die uns authentisch über die NS-Zeit berichten können, werden immer weniger. Umso wichtiger ist es, wenn uns die Zeitzeugen ihre Berichte als geschriebenes Wort überreichen und so einen Teil der Erinnerung bewahren. Dieses Buch legt Zeugnis ab für die Gedankenwelt einer Zeugin Jehovas – als Kind von den Nazis verfolgt. Es ist die Basis für ein Verständnis ihres Handelns, ohne das historische Forschung undenkbar wäre. Hans Hesse, Historiker



1.1 Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung


Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt.

UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis.

Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen.

Amtsgericht Mosbach unterstellt Bernd Michael Uhl angebliche psychische Erkrankung auf Grund seiner Nazi-Jäger-Eingaben.

SIEHE DAZU AUCH:


Am mutigsten waren immer wieder die Zeugen Jehovas Gebundene Ausgabe – 1. Januar 2000

Noch immer - über 50 Jahre nach dem Ende des 'Dritten Reiches' - müssen die Zeugen Jehovas, ähnlich wie Sinti und Roma oder Homosexuelle, im Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit als 'vergessene Opfergruppe' gelten. Erst in jüngster Zeit wenden sich vermehrt Historiker und KZ-Gedenkstätten dem Thema und dieser Häftlingsgruppe zu, die in den Konzentrationslagern mit einem eigenen, dem 'lila Winkel', gekennnzeichnet und stigmatisiert wurden. Der Sammelband faßt in 22 Beiträgen von 19 Autoren das facettenreiche Bild der Verfolgung und des Widerstandes der Zeugen Jehovas zusammen. Zugleich werden die neuesten Forschungsergebnisse über diese Häftlingsgruppe in den KZ Wewelsburg, Sachsenhausen und Moringen vorgelegt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verfolgung der weiblichen Mitglieder der Zeugen Jehovas, die unter den Insassinnen der Frauenkonzentrationslager bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs mitunter die größte Häftlingsgruppe stellten. Zwei zusätzliche Beiträge befassen sich erstmals mit der bislang weitestgehend unbekannten Verfolgungsgeschichte der Zeugen Jehovas in der DDR. Etwa 120 - zum überwiegenden Teil erstmals veröffentlichte - Dokumente und Fotos runden den umfangreichen Band ab.


1.2 Antrag vom 21.05.2023 auf AMTSSEITIGE VERFÜGUNG zur gerichtlichen Prüfung nationalsozialistischer Familienrechtsprechung in Mosbach, Baden und Württemberg: (a) Hier Sorgerechtseinschränkungen und Kindesentziehungen bei Bibelforschern, Zeugen Jehovas, mit ggf. zu beantragenden Wiederaufnahmeverfahren hinsichtlich entsprechender Aufhebungen, anlässlich der in 2022 und 2023 beim DEUTSCHEN BUNDESTAG diskutierten Einrichtung eines  opfergruppenspezifischen Mahnmals für NS-Verfolgte (b) Hier Antrag auf Stopp der Aktenvernichtung zur Rechtsprechung der Justizbehörden in Mosbach-Baden von 1933 bis 1945 (c) Antrag auf amtsseitige Verfügungen des Amtsgerichts Mosbach zur Beteiligung des Amtsgerichts Mosbach selbst und der gerichtlich beauftragten Sachverständigen mit Stellungnahmen am gegenwärtigen und künftigen Prozess BEIM DEUTSCHEN BUNDESTAG BT-Drucksache 20/6710 für die Anerkennung der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und des aktiven Widerstands bei den Zeugen Jehovas, insbesondere zu politisch und ideologisch motivierten Sorgerechtsentscheidungen

6F 9/22, etc.
AG MOS
Hauptstraße 110
74821 Mosbach

Deutscher Bundestag:
Bärbel Bas
Präsidentin des Deutschen Bundestages
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
baerbel.bas@bundestag.de

Ausschuss für Kultur und Medien
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Fax: +49 (0)30 227 36502
E-Mail: kulturausschuss@bundestag.de

Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Platz der Republik 11
1011 Berlin
Fax: +49 (0)30 227 36051
E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de

Kinderkommission
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Fax: +49 (0)30 227 36055
E-Mail: kinderkommission@bundestag.de

Bundestags-Fraktionen:

Fraktionsvorsitzender:
Rolf Mützenich
SPD-Bundestagsfraktion
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Fax: (030) 227 - 56211
E-Mail: direktkommunikation@spdfraktion.de
Homepage: www.spdfraktion.de

Fraktionsvorsitzende:
Katharina Dröge
Britta Haßelmann
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Fax: (030) 227 - 56552
E-Mail: info@gruene-bundestag.de
Homepage: www.gruene-bundestag.de

Fraktionsvorsitzender:
Christian Dürr
FDP-Bundestagsfraktion
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Fax: (030) 227 -
E-Mail: dialog@fdpbt.de
Homepage: www.fdpbt.de

Fraktionsvorsitzender:
Friedrich Merz
CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Fax: (030) 227 - 56061
Kontakt: fraktion@cducsu.de
Homepage: www.cducsu.de

Fraktionsvorsitzende:
Dr. Alice Weidel
Tino Chrupalla
AfD-Bundestagsfraktion
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Fax: (030) 227 - 56349
E-Mail: buerger@afdbundestag.de
Homepage: www.afdbundestag.de

Fraktionsvorsitzende:
Amira Mohamed Ali
Dr. Dietmar Bartsch
Fraktion Die Linke im Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Fax: (030) 227 - 76248
E-Mail: fraktion@linksfraktion.de
Homepage: www.linksfraktion.de

Antrag vom 21.05.2023 auf AMTSSEITIGE VERFÜGUNG zur gerichtlichen Prüfung nationalsozialistischer Familienrechtsprechung in Mosbach, Baden und Württemberg
zu zu 6F 9/22 sowie zu 6F 202/21, 6F 2/22, 6F 2/23:
(a) Hier Sorgerechtseinschränkungen und Kindesentziehungen bei Bibelforschern, Zeugen Jehovas, mit ggf. zu beantragenden Wiederaufnahmeverfahren hinsichtlich entsprechender Aufhebungen, anlässlich der in 2022 und 2023 beim DEUTSCHEN BUNDESTAG diskutierten Einrichtung eines opfergruppenspezifischen Mahnmals für NS-Verfolgte
(b) Hier Antrag auf Stopp der Aktenvernichtung zur Rechtsprechung des Familiengerichts Mosbach-Baden von 1933 bis 1945
(c) Hier Antrag auf amtsseitige Verfügungen des Amtsgerichts Mosbach zur Beteiligung des Amtsgerichts Mosbach selbst und der gerichtlich beauftragten Sachverständigen mit Stellungnahmen am gegenwärtigen und künftigen Prozess BEIM DEUTSCHEN BUNDESTAG BT-Drucksache 20/6710 für die Opfer-Anerkennung  der nationalsozialistischen Verfolgung und des aktiven Widerstands bei den Zeugen Jehovas


Sehr geehrte Damen und Herren,

NS-Verfolgung von Zeugen Jehovas und NS-Widerstand

Zu den NS-Verfolgungen mit Enteignungen, Entlassungen aus dem Staatsdienst, Inhaftierungen und Ermordungen gegen Widerstandsleistungen der Ernsten Bibelforscher bzw. Zeugen Jehovas, zählen u.a. Verweigerungen von Wehr- und Kriegsdienst, des "deutschen" Hitlergrußes, von Führerverehrungen, des Eides auf Hitler, der Mitgliedschaft in NS-Organisationen, der Tätigkeiten in der Rüstungsproduktionen, aber auch die Herstellung und Verteilung von Flugblättern gegen das NS-Regime, etc. Diese NS-Verfolgung findet u.a. seinen Ausdruck ABER auch in der nationalsozialistischen Familienrechtsprechungspraxis mit Sorgerechtseinschränkungen und amtsseitig angeordneten Kindesentziehungen unter der Argumentation, dass eine "Ablehnung des Nationalsozialismus" angeblich eine Kindeswohlgefährdung darstellen würde. Diese Widerstandsleistungen gegen die NS-Ideologie und das NS-Regime können sowohl von betroffenen Kindern und Jugendlichen als auch von Eltern ausgehen, die u.a. auch in Nazi-Konzentrationslager mit der eigenen Kennzeichnung des lila Winkels eingewiesen wurden. Etwa 2.800 Zeugen Jehovas aus Deutschland und 1.400 weitere aus Europa wurden in Konzentrationslager verschleppt. 1.250 der Verfolgten waren minderjährig, 600 Kinder wurden ihren Eltern weggenommen. Mindestens 1.700 Zeuginnen und Zeugen Jehovas verloren durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ihr Leben. Praktisch jeder Zehnte ist zu Tode gekommen. 

NS-politisch und NS-ideologisch motivierte Sorgerechtsentscheidungen in der NS-Verfolgung der Zeugen Jehovas während der Praxis der nationalsozialistischen Kinder- und Jugendhilfe und der nationalsozialistischen Familienrechtsprechung am Beispiel von Baden

Beispiel einer NS-politisch und ideologisch motivierten Sorgerechtsentscheidung in der NS-Verfolgung der Zeugen Jehovas ist u.a. der Fall der 13-jährigen Marie-Simone in der Familienrechtssache Adolphe und Emma Arnold, die unter der Beteiligung des Jugendamtes Mühlhausen am 20.03.1943 und des Amtsgerichts Mühlhausen/Elsass am 20.06.1943 im nationalsozialistischen Gau Baden-Elsass wegen sogenannter "Charakterlicher Verwahrlosung" zunächst am 09.07.1943 in das Wesenbergische Erziehungsheim bei Konstanz und dann 1944 in das KZ Dachau eingewiesen wurde. Und dies nach einem Schulverweis im Frühjahr im 1942 wegen Verweigerung des Hitlergrußes und wegen ihrer Verweigerung gesammeltes Altmetall für die Munitionsherstellung an die neue Schule zu bringen. 
Während der Anteil der Zeugen Jehovas in den KZs vor Kriegsbeginn durchschnittlich 5 bis 10 Prozent betrug, stellten die Zeuginnen Jehovas in vielen Frauen-KZs die größte Gruppe – im Frauen-KZ Moringen zeitweise fast 90 Prozent der Inhaftierten. Besonders belastend dürften für die Frauen auch die vielen Hundert Sorgerechtsentzüge gewesen sein. 652 Fälle sind namentlich erfasst, Zeugen Jehovas gehen insgesamt von mindestens 860 Fällen aus, manche Historiker schätzen die Zahl noch höher.
https://de.wikipedia.org/

Anerkennung und Würdigung als Opfergruppe der NS-Verfolgung

Jahrzehntelang gehörten Jehovas Zeugen, ähnlich der sogenannten „Asozialen“, „Berufsverbrecher“ sowie der aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Verfolgten, zu den lange Zeit »vergessenen Opfern« des Nationalsozialismus. Die Zeugen Jehovas mit proportional besonders hohen Opferzahlen bei Gruppen mit weltanschaulicher und religiöser Natur in ihrer Oppositions- und Protesthaltung unter der NS-Diktatur und des nicht systemkonformen Verhaltens gelten immer noch im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit als vergessene Opfergruppe, weil sie lange nicht als NS-Opfer gewürdigt wurden und eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Zeugen Jehovas zu lange nicht stattfand. Erst im Zuge der historischen Forschung aus den 1990er Jahren geraten die Zeugen Jehovas als eine Gruppe Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und des aktiven Widerstands mehr in das breitere öffentliche Bewusstsein.
Am Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus in 2021 erinnert der LANDTAG VON BADEN-WÜRTTEMBERG in seiner Gedenkstunde besonders an die Verfolgung dieser Glaubensgemeinschaft.  Die Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP legen einen gemeinsamen überfraktionellen Antrag vor, der ein Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas (BT-Drucksache 20/6710 vom 09.03.2023) fordert. Die Vorlage wird am 11.05.2023 erstmals beraten und anschließend in den Ausschuss für Kultur und Medien zur weiteren Befassung überwiesen. Das Mahnmal soll aus einer Gedenkskulptur und Informationstafeln bestehen. Die Realisierung des Mahnmals soll in Abstimmung mit dem Land Berlin erfolgen, mit der Planung und Umsetzung soll die Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beauftragt werden. Darüber hinaus soll die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um Defizite in der Aufarbeitung der Geschichte, der öffentlichen Anerkennung und der wissenschaftlichen Erforschung der verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa zu beseitigen.

Antragstellungen an das Amtsgericht Mosbach und an die gerichtlich beauftragten Sachverständigen/Gutachter

Hiermit ergehen zu den oben benannten Anträgen an das Amtsgericht Mosbach die folgenden weiteren detaillierten Beantragungen auf amtsseitige Verfügungen, wie u.a. :
(2a) Ein Akten-Vernichtungsverbot und ein beschleunigtes Digitalisierungsgebot amtsseitig zu verfügen für die Gerichtsdokumente des Familiengerichtes Mosbach, des Amtsgerichts Mosbach und des Landgerichts Mosbach sowie der Staatsanwaltschaft Mosbach aus der NS-Zeit 1933 bis 1945.
(2b) Eine Freigabe für die transparente öffentliche Akten-Nutzung amtsseitig zu verfügen für die zuvor benannten Gerichtsdokumente, wie u.a. zur regionalen, historischen und Hochschul- bzw. Instituts-Forschung, aber auch zur eigenen NS-Öffentlichkeitsarbeit der Mosbacher Justizbehörden zur Aufarbeitung und Bewältigung der eigenen institutionellen NS-Vergangenheit.
(2c) Die Bewahrung und Förderung geschichtlicher Lern- und Geschichtsorte von nationaler Bedeutung in Mosbach und Baden in der NS-Aufarbeitung amtsseitig zu verfügen u.a. auch für die Mosbacher Justizbehörden. Und zwar mit der Zielsetzung in den NS-Gedenkstätten Guide in BADEN-WÜRTTEMBERG mittelfristig aufgenommen zu werden.
(2d) Eine Freigabe der zuvor benannten Gerichtsdokumente für den in 2022 und 2023 gegenwärtig und künftig laufenden Prozess der gesellschaftspolitischen und rechtlichen NS-Opferanerkennung beim DEUTSCHEN BUNDESTAG amtsseitig zu verfügen: Die Gerichtsdokumente des Familiengerichts Mosbach, des Amtsgerichts und Landgerichts Mosbach und der Staatsanwaltschaft Mosbach zu den Beteiligungen an den nationalsozialistischen Verfolgungen von 1933 bis 1945 sowohl für die Anhörung beim DEUTSCHEN BUNDESTAG zur NS-Verfolgtenanerkennung als auch für die eingangs benannten Fraktionen des Deutschen Bundestages hinsichtlich der geplanten Umsetzung der voranzutreibenden NS-Aufarbeitung, u.a. der BUNDESREGIERUNG, in dieser Legislaturperiode zur Verfügung zu stellen.
(2e) Gerichtlich einzuholende Sachverständigen/Gutachter*innen-Stellungnahmen amtsseitig zu verfügen: Und dies sowohl bei den bereits in den AG MOS-Verfahren 6F 9/22 und 6F 202/21 gerichtlich beauftragten und involvierten Sachverständigen/Gutachter*innen als auch ggf. bei weiteren gerichtlich zu bestimmenden Sachverständigen/Gutachter*innen der historischen und juristischen Professionen.

Siehe auch Online-Dokumentation:
http://nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de/Historisches/NS-Opfer/NS-Verfolgte-Zeugen-Jehovas/

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl


2. YouTube-Videos und Podcasts zu NS-Verfolgten Zeugen Jehovas

Podcast: Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus

Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Am 27. Januar 2021 erinnert der Landtag von Baden-Württemberg in seiner Gedenkstunde an die Verfolgung der Zeugen Jehovas in der nationalsozialistischen Diktatur. Die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas gehört zu den am härtesten verfolgten Gruppe weltanschaulicher und religiöser Gemeinschaften in der NS-Diktatur mit proportional besonders hohen Opferzahlen. Nach 1945 wurden die Zeugen Jehovas aber lange nicht als Opfer des NS-Terrors gewürdigt.
Dr. Hubert Roser hat als Zeithistoriker intensiv zur Geschichte der NS-Diktatur geforscht und ist ein ausgewiesener Experte zur nationalsozialistischen Verfolgung der Zeugen Jehovas im Südwesten. Im Gespräch mit Friedemann Rincke und Dr. Imanuel Baumann geht es um Ursachen, Ausmaß und Stationen der Verfolgung dieser Religionsgemeinschaft.
Das Gespräch wurde im Dezember 2020 aufgezeichnet.


Digitale Führung durch das „Hotel Silber“: Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus


Haus der Geschichte Baden-Württemberg
Die Zeugen Jehovas zählen zu den am härtesten verfolgten Gruppen weltanschaulicher und religiöser Gemeinschaften in der NS-Diktatur. Am Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus 2021 erinnerte der Landtag von Baden-Württemberg in seiner Gedenkstunde besonders an die Verfolgung dieser Glaubensgemeinschaft. Aus diesem Anlass führt Kurator Friedemann Rincke durch die Dauerausstellung des "Hotel Silber" und geht besonders auf die Verfolgung der Zeugen Jehovas durch die Stuttgarter Gestapo ein.
www.geschichtsort-hotel-silber.de

NS-DOKUMENTATIONSZENTRUM MÜNCHEN
Hans Hesse: Die Kriegsdienstverweigerung der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit

NS-Dokumentationszentrum München
Am 6. Januar 2019 hielt der Historiker Hans Hesse einen Vortrag über „Die Kriegsdienstverweigerung der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit und ihre Bedeutung in der Bundesrepublik Deutschland“ zur Finissage der Wechselausstellung des NS-Dokumentationszentrums München „Die Verfolgung der Zeugen Jehovas in München 1933-1945“ (27.09.2018–06.01.2019).
„Er lehnte aus Gewissensgründen den Kriegsdienst radikal ab. Bei der Kriegsgerichtsverhandlung sagte ihm der Hauptmann: ‚Was würde denn, wenn es alle Menschen so machen wie Sie?‘, worauf er die Antwort gab: ‚Dann wäre der Krieg gleich zu Ende.‘“ Dieser Bericht stammt von dem Stuttgarter Stadtpfarrer Rudolf Daur. Er hatte Anfang 1942 mehrfach den Zeugen Jehovas Gustav Stange in der Haft besucht. Stange wurde am 20. Februar 1942 hingerichtet.
Die Zeugen Jehovas wurden von der Militärjustiz gnadenlos verfolgt. Sie stellten unter den in der NS-Zeit von der Wehrmachtsjustiz verurteilten Kriegsdienstverweigerern die meisten Opfer. Nach 1945 floss die Verfolgungsgeschichte der Kriegsdienstverweigerer, insbesondere das Beispiel der Zeugen Jehovas, in der NS-Zeit in die Diskussion um das Grundgesetz ein.
https://www.youtube.com/watch?v=Gq9wtYO9aAI
Hans Hesse studierte Neue Geschichte, Alte Geschichte und Publizistik an der Freien Universität Berlin und hat umfassend zur Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus und in der DDR geforscht.
https://www.ns-dokuzentrum-muenchen.de


05.10.2022 - Eine Jugendliche im Widerstand: Anna verweigert sich der Nazi-Ideologie

Lernort Kislau e. V.
Als junges Mädchen schmuggelt Anna Denz in den 1930er Jahren gemeinsam mit ihren Eltern Schriften der Zeugen Jehovas aus der
nahen Schweiz in ihre Heimatstadt Lörrach. 1938 wird die Familie erwischt, Vater und Mutter werden verhaftet. Dank der Hilfe von Glaubensgenoss:innen kann Anna in die Schweiz fliehen. Ihre Eltern kommen in Konzentrationslagern ums Leben.
Recherche und Skript: Luisa Lehnen
Storyboard, Zeichnungen und Bildregie: Katja Reichert
Sprecherin: Vivien Andrée
Schnitt: Thilo Brethauer
Redaktion: Andrea Hoffend, Luisa Lehnen
Sounds: The Kitchen Germany
Mit freundlicher Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg und die Stadt Lörrach
https://www.youtube.com/watch?v=Qrvdh8V8T1Y


Die unbekannten Judenhelfer: Wie Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus jüdischen Mitmenschen beistanden Gebundene Ausgabe – 13. Juli 2022

„Die Zeugen Jehovas zeigten […] ungewöhnliche Würde und Größe.“ Bruno Bettelheim, jüdischer Holocaust-Überlebender, Psychoanalytiker Im Nationalsozialismus verbreiteten die Zeugen Jehovas Protestflugblätter, lehnten den Hitlergruß ab und verweigerten den Kriegsdienst. Für diesen Widerstand nahmen sie in Kauf, selbst zu Verfolgten des NS-Regimes zu werden. Trotzdem setzten sie sich darüber hinaus über den herrschenden Antisemitismus hinweg und halfen ihren bedrohten jüdischen Mitmenschen. In jahrelanger Recherche hat der Autor Christoph Wilker viele bewegende Einzelschicksale zusammengetragen. Diese Geschichten ― begleitet von zahlreichen historischen Abbildungen und Dokumenten ― beleuchten nicht nur eine zu Unrecht vergessene Seite des zivilen Widerstands, sie schließen auch eine Lücke in der Geschichtsschreibung über die Zeit des Nationalsozialismus. „Christoph Wilkers Buch zeigt nicht nur unbekannte Facetten des Widerstands gegen das NS-Regime, es dokumentiert auch die Solidarität und Menschlichkeit der Nächstenliebe als gelebten Glaubenssatz einer diskriminierten und verfolgten und nach 1945 auch als Opfer des Nationalsozialismus missachteten Gemeinschaft.“ Prof. Dr. Wolfgang Benz, Historiker, Vorurteilsforscher




3. Online-Artikel und Bücher zur Nazi-Verfolgung der Zeugen Jehovas


Die Verfolgung der Zeugen Jehovas in München 1933–1945: Publikation zur Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum München Taschenbuch – 20. September 2018

Die Zeugen Jehovas wurden als erste Glaubensgemeinschaft von den Nationalsozialisten verboten und während der gesamten NS-Zeit rücksichtslos verfolgt. In den Konzentrationslagern erhielten sie mit einem lila Winkel eine eigene Kennzeichnung als »Bibelforscher«. Da sie aus Glaubensgründen den Kriegsdienst verweigerten, wurden viele von ihnen hingerichtet. Artikel 4 Absatz 3 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland – »Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden« – ist eine direkte Antwort auf die
Verbrechen des NS-Regimes an den Zeugen Jehovas. Obwohl deren Glaubensfestigkeit somit einen Widerhall im Grundgesetz fand, wird ihr Schicksal in der NS-Zeit nur peripher beachtet. In der DDR wurden die Zeugen Jehovas sogar schon 1950 wieder verboten und eingesperrt. Eine ausdrückliche Rehabilitierung fehlt bis heute. Mit der Ausstellung und Publikation über die Verfolgung der Münchner Zeugen Jehovas setzt das NS-Dokumentationszentrum seine Aufklärungsarbeit über Verfolgtengruppen fort und möchte den »vergessenen Opfern« wieder ein Gesicht, eine Biografie und einen Platz in der Stadtgeschichte geben.


BUNDESTAG: Kultur
Mahnmal für verfolgte und ermordete Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus

Die Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP haben einen gemeinsamen Antrag vorgelegt, der ein Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas (20/6710) fordert. Die Vorlage wurde am Donnerstag, 11. Mai 2023, erstmals beraten und anschließend in den Ausschuss für Kultur und Medien zur weiteren Befassung überwiesen.
Überfraktioneller Antrag
Die Mitglieder der Religionsgemeinschaft hätten aus ihrem Glauben heraus geschlossen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet und seien eine der ersten im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Gruppen gewesen, heißt es in dem gemeinsamen Antrag.
Nach dem Willen der vier Fraktionen soll sich die Bundesregierung unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen für ein Denkmal für die verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa am historischen Ort im Berliner Tiergarten einsetzen und über die Verfolgung dieser Opfergruppe informieren. Das Mahnmal soll aus einer Gedenkskulptur und Informationstafeln bestehen. Die Realisierung des Mahnmals soll in Abstimmung mit dem Land Berlin erfolgen, mit der Planung und Umsetzung soll die Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beauftragt werden. Darüber hinaus soll die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um Defizite in der Aufarbeitung der Geschichte, der öffentlichen Anerkennung und der wissenschaftlichen Erforschung der verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa zu beseitigen. (hau/11.05.2023)
https://www.bundestag.de/

 

Jehovas Zeugen im KZ Dachau Taschenbuch – 16. Mai 2017

Das Buch erzählt die Geschichte der Verfolgung von hauptsächlich deutschen und österreichischen Zeugen Jehovas unter dem NS-Regime. Den Kern bilden einerseits 30 Erlebnisberichte mit vielen Abbildungen ihrer Briefe und Dokumente aus dem KZ Dachau und andererseits mit zahlreichen Fotos versehene Darstellungen ihres Einsatzes in zahlreichen, zumeist im weiten Umkreis von Dachau gelegenen Arbeitskommandos. Ein Abriss der Geschichte dieser Religionsgemeinschaft in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges und eine Schilderung der Schrecken des Lageralltags runden die Dokumentation ab. Dem Verfasser ist es als Mitarbeiter des Museums der KZ-Gedenkstätte Dachau gelungen - ohne religiöse Inhalte - allein durch die geschichtlichen Tatsachen ein Bild dieser mit dem Stigma des "Lila Winkels" versehenen Häftlingesgruppe zu zeichnen. Damit wurde eine Lücke in der der Literatur über das KZ Dachau geschlossen.


BUNDESTAG: Kultur und Medien — Antrag — hib 344/2023
Mahnmal für die verfolgten Zeugen Jehovas

10.05.2023
Berlin: (hib/AW) Die Fraktionen der SPD, CDU/CSU, von Bündnis 90/Die Grünen und der FDP sprechen sich für die Errichtung eines Mahnmals für die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten Zeugen Jehovas aus. Die Mitglieder der Religionsgemeinschaft hätten aus ihrem Glauben heraus geschlossen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet und seien eine der ersten im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Gruppen gewesen, heißt es in dem gemeinsamen Antrag (20/6710).
Nach dem Willen der vier Fraktionen soll sich die Bundesregierung unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen für ein Denkmal für die verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa am historischen Ort im Berliner Tiergarten einsetzen und über die Verfolgung dieser Opfergruppe informieren. Das Mahnmal soll aus einer Gedenkskulptur und Informationstafeln bestehen. Die Realisierung des Mahnmals soll in Abstimmung mit dem Land Berlin erfolgen, mit der Planung und Umsetzung soll die Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beauftragt werden. Darüber hinaus soll die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um Defizite in der Aufarbeitung der Geschichte, der öffentlichen Anerkennung und der wissenschaftlichen Erforschung der verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa zu beseitigen.
https://www.bundestag.de/


Widerstand der Verfolgten: Die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Politik - Sonstige Themen, Note: sehr gut, Justus-Liebig-Universität Gießen (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Deutscher Widerstand gegen den Nationalsozialismus wird auch heute noch in der Öffentlichkeit vor allem mit dem politischen Widerstand von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und herausragenden Persönlichkeiten, wie z.B. Claus Schenk Graf von Stauffenberg in Verbindung gebracht. Doch neben diesen „festen Institutionen“ reihen sich immer mehr auch kleinere Gruppen von Menschen ein, die in den letzten Jahrzehnten im Schatten standen. Nachdem die Ereignisse um den 20. Juli 1944 und die Widerstände politischer Parteien nahezu vollkommen aufgearbeitet sind, beschäftigt sich die Forschung nun mit diesen „vergessenen Opfern“ des deutschen Widerstandes. Über Jahre hinweg blieben sie der Öffentlichkeit verborgen, weil sie kein Attentat auf Hitler planten und keine große Öffentlichkeitsarbeit über ihren Widerstand betrieben.
Die hier vorgelegte Studienarbeit beschäftigt sich mit solch einem „vergessenen Opfer“, welches uns heute vor allem von Haus-zu-Haus-Besuchen bekannt ist: den „Zeugen Jehovas“. Dieser kleinen Glaubensgemeinschaft mit heute weltweit etwa sechs Millionen Mitgliedern, von denen etwa 160.000 „Verkündiger“ in Deutschland leben, wurde bis in die letzten Jahre hin kaum Beachtung geschenkt, obwohl sie von den Nationalsozialisten ebenso systematisch und „mit unerbittlicher Härte bekämpft und verfolgt“ wurde, wie andere Gruppen. Gründe scheinen wohl zu sein, dass die Zeugen Jehovas weder in das Bild der politisch Verfolgten, noch in das der rassistisch Verfolgten passen, dass sie im Allgemeinen zu den unteren Schichten der Bevölkerung gehörten und von keiner herausragenden Persönlichkeit geleitet wurden und dass das Fundament ihres Widerstandes der tiefe, unerschütterliche, religiöse Glaube an Gott war und nicht der geistige politische Kampf gegen die Nationalsozialisten. Zudem fehlt ein offenes Verständnis in der Auseinandersetzung mit dieser Glaubensgemeinschaft in der Öffentlichkeit, die durchweg mit dem Begriff der „Sekte“ im seinem negativen Sinne bezeichnet wird.


Deutscher Bundestag Drucksache 20/6710
20. Wahlperiode 09.05.2023

Antrag
der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP
Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten
Zeugen Jehovas

Der Bundestag wolle beschließen:
I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Die Mitglieder der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas, die sich ursprünglich „Internationale Bibelforscher“ oder „Ernste Bibelforscher“ nannten, leisteten als religiöse Gemeinschaft aus ihrem Glauben heraus geschlossen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und waren eine der ersten im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Gruppen. Schon vor 1933 lehnten die Bibelforscher/Zeugen Jehovas den Nationalsozialismus entschieden ab und auch nach 1933 machten sie die deutsche Bevölkerung, ebenso wie die Weltöffentlichkeit, auf den verbrecherischen Charakter des nationalsozialistischen Regimes aufmerksam. Neben der konsequenten Verweigerung nationalsozialistischer Herrschaftspraktiken (Hitlergruß, Mitgliedschaft in NS-Organisationen) drückte sich ihr Widerstand in öffentlichen Protestaktionen in Deutschland
aus. Durch internationale Kampagnen und Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas deckten sie Verbrechen des Nationalsozialismus auf – wie die Verhältnisse in den Konzentrationslagern oder die Verfolgung und Ermordung unterschiedlicher Opfergruppen, insbesondere der Jüdinnen und Juden. Die Nationalsozialisten griffen seit den
frühen 1920er Jahren die Bibelforscher wegen ihrer Ablehnung des Antisemitismus, des Rassismus und des Kriegsdienstes als Teil einer imaginären jüdischen Weltverschwörung an. Mit der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat (Reichstagsbrandverordnung) vom 28. Februar 1933, die die Beseitigung von Rechtsstaat und parlamentarischer Demokratie zur Folge hatte, darunter die Aufhebung von Grundrechten, die Beschränkung persönlicher Freiheit und die massive Ausweitung der Verfolgung Angehöriger von Gruppen, die nicht der „Volksgemeinschaft“ zugerechnet wurden, wurden die Internationale Bibelforscher-Vereinigung als Rechtskörperschaft der deutschen Zeugen Jehovas wie auch die individuelle Glaubensausübung verboten. Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen, Verhaftungen, Inhaftierung und Folter gehörten seit den ersten Wochen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Alltag der Angehörigen dieser christlichen Glaubensgemeinschaft. Die Ausgrenzung der Zeugen Jehovas aus der sogenannten Volksgemeinschaft wurde systematisch betrieben und beschäftigte höchste Stellen, obschon die Opfergruppe insgesamt eher klein
war. Nach derzeitigem Forschungsstand erlitten mindestens 10.700 deutsche Zeugen Jehovas und 2.700 aus den besetzten Ländern Europas direkte Verfolgung – in Form von Haft, Enteignungen, Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz, Kindesentzug, Folter oder Mord. Etwa 2.800 Zeugen Jehovas aus Deutschland und 1.400 weitere aus Europa wurden in Konzentrationslager verschleppt. 1.250 der Verfolgten waren minderjährig,
600 Kinder wurden ihren Eltern weggenommen. Mindestens 1.700 Zeuginnen und Zeugen Jehovas verloren durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ihr Leben. Darunter sind auch 282 wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtete Zeugen Jehovas. Weitere 55 Kriegsdienstverweigerer kamen in der Haft oder in Strafeinheiten ums Leben.
Die Verfolgungsgeschichte der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus lässt zahlreiche Besonderheiten erkennen. Hervorzuheben ist, dass – unter allen verfolgten Gruppen – die Zeugen Jehovas gezielt als Kriegsdienstverweigerer ermordet wurden: In etwa 80 Prozent der Hinrichtungen infolge eines Gerichtsurteils handelt es sich um Zeugen Jehovas, bei einem Anteil an der Gesamtbevölkerung des Deutschen Reiches
von etwa 0,03 Prozent. Diese besondere Stellung führte auch dazu, dass die Mütter und Väter des Grundgesetzes auch unter Verweis auf die Zeugen Jehovas das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus religiösen und Gewissensgründen im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankerten. Das würdigende Gedenken an diese Ermordeten hat damit bis heute die grundrechteorientierte politische Kultur unserer Demokratie geprägt, ohne dass der Hintergrund allgemein geläufig wäre.
In der Frühphase der nationalsozialistischen Konzentrationslager waren Jehovas Zeugen eine der großen Häftlingsgruppen. Unmittelbar nach 1933 stellten sie zwischen 10 und 20 Prozent der Häftlinge, in frühen Frauenkonzentrationslagern sogar bis zu 50 Prozent. Auch später blieben Zeugen Jehovas in den Konzentrationslagern inhaftiert. Ihre besondere Stellung kam darin zum Ausdruck, dass die SS sie als eine eigene Häftlingsgruppe mit einem lilafarbenen Winkel kennzeichnete. In Zeugnissen von Überlebenden der Konzentrations- und Vernichtungslager werden Zeugen Jehovas als Häftlingsgruppe sehr häufig erwähnt. Sie fielen durch besondere Solidarität und Hilfsbereitschaft untereinander ebenso wie gegenüber anderen Häftlingen auf, wie inhaftierte Juden, Sinti, Roma, politische und andere Häftlinge, darunter auch Angehörige des
Kreisauer Kreises, berichteten.
Jehovas Zeugen waren eine multiethnisch zusammengesetzte europäische und auch in den besetzten Ländern systematisch verfolgte Opfergruppe, die über transnationale Netzwerke Informationen austauschte, Menschen zu schützen versuchte und Widerstandsaktionen organisierte. Etwa die Hälfte der in Konzentrationslagern inhaftierten Zeugen Jehovas und mehr als ein Drittel der ermordeten Zeugen Jehovas stammten
aus den deutsch besetzten Ländern in Europa. Jehovas Zeugen waren auch eine Opfergruppe, in der Frauen mit der Hälfte der Verfolgten eine im Vergleich zu anderen Widerstandsgruppen überproportional große Rolle spielten. Viele von ihnen übernahmen führende Aufgaben in der Organisation des Widerstands und des Gemeindelebens im Untergrund.
Jahrzehntelang gehörten Jehovas Zeugen, ähnlich der sogenannten „Asozialen“, „Berufsverbrecher“ sowie der aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Verfolgten, zu den lange Zeit »vergessenen Opfern« des Nationalsozialismus. Auch wenn sich infolge wachsenden geschichtswissenschaftlichen Interesses an diesen »vergessenen Opfern« wie auch öffentlichkeitswirksamer Initiativen der Opfergruppe selbst diese Situation seit den 1990er Jahren teilweise gewandelt hat, werden Jehovas Zeugen bis heute als Opfergruppe in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.
In Schulbüchern fehlt nach wie vor eine Auseinandersetzung mit ihrem Schicksal und mitunter sogar jeder Hinweis auf sie als Opfergruppe. Die Errichtung eines Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, die dem Anspruch der Bundesrepublik Deutschland, für eine würdige Erinnerung an alle Opfergruppen des Nationalsozialismus einzutreten, gerecht wird. Ein solches Denkmal trägt dazu bei, dem fortgesetzten Vergessen entgegenzuwirken und ihre Relevanz in der Erinnerungskultur über einzelne wissenschaftliche Tagungen oder Ausstellungen hinaus sicherzustellen. Die Errichtung eines Denkmals findet die breite Unterstützung der betroffenen Familien, der Nachkommen von Überlebenden und Angehörigen des Widerstands sowie durch namhafte Historikerinnen und Historikern. Für das Gedenken kommt dem Berliner Tiergarten als historischem Ort des Widerstands der Zeugen Jehovas in Berlin
eine besondere Bedeutung zu: Ein Stuhlverleih am dortigen Goldfischteich diente als Tarnung für geheime Treffen und war Schauplatz einer Verhaftungsaktion gegen führende Zeugen Jehovas durch ein Gestapo-Sonderkommando am 22. August 1936. Dieser Standort wird von Seiten der Opfergruppe, vertreten durch die von Überlebenden der NS-Verfolgung gegründete Arnold-Liebster-Stiftung, unterstützt.
In seinem Beschluss vom 25. Juni 1999 zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas hat der Deutsche Bundestag seinen Willen zum Ausdruck gebracht: »Die Bundesrepublik Deutschland bleibt verpflichtet, der anderen Opfer des Nationalsozialismus würdig zu gedenken.« Der Deutsche Bundestag erinnert an den der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas durch diesen Beschluss übertragenen Auftrag, das
Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus und ihre Würdigung in geeigneter Weise sicherzustellen.
II. Der Deutsche Bundestag begrüßt
• das kontinuierliche Eintreten der Bundesregierung im Bereich der Erinnerungskultur, wie es sich im Bundesprogramm »Jugend erinnert« oder in der dauerhaften Unterstützung der Gedenkstätten, die an nationalsozialistische Verbrechen erinnern, zeigt. Aufgrund der besonderen Verantwortung Deutschlands für die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen ist die Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, des Denkmals für die
im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas sowie des Gedenk- und Informationsorts für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde in der Mitte der deutschen Hauptstadt Berlin ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil des fortdauernden Aufarbeitungs- und Erinnerungsprozesses;
• ausdrücklich das Engagement verschiedener bürgerschaftlicher Initiativen ebenso wie der Opfergruppen selbst, die dazu geführt haben, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nicht in Vergessenheit geraten zu
lassen. Dazu gehört auch die Opfergruppe der im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa. Für die deutsche und die europäische Erinnerungskultur sind Jehovas Zeugen auch darum eine bedeutende Opfergruppe, weil sie sowohl unter nationalsozialistischer als auch unter kommunistischer totalitärer Gewaltherrschaft verfolgt wurden. Nicht wenige im Nationalsozialismus verfolgte Zeugen Jehovas wurden in der DDR oder in anderen Teilen des sowjetisch dominierten Europas Opfer von Doppelverfolgung. Für Fragen nach Möglichkeiten und Formen eines gemeinsamen europäischen Erinnerns kann die Geschichte der Opfergruppe der verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas eine wichtige Rolle spielen.
III. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel auf,
1. sich in Ergänzung und unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen für ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa am historischen Ort im Berliner Tiergarten (Bereich Goldfischteich/Straße des 17. Juni)
in Gestalt einer Gedenkskulptur mit Informationstafeln einzusetzen und über
die Verfolgung dieser Opfergruppe und die damit zusammenhängenden NS-Verbrechen zu informieren;
2. die Umsetzung des Denkmals in Abstimmung mit dem Land Berlin unterstützend zu begleiten;
3. mit der Planung und Umsetzung des Denkmals die Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu beauftragen. Dabei hat sie
• das vergangene Geschehen durch Gedenken am historischen Ort sichtbar zu machen;

• über die Opfer, ihre Verfolgung und ihren Widerstand in Zusammenarbeit mit den Betroffenen und der sie vertretenden Stiftung aufzuklären und zu informieren;
• sowie auf bereits bestehende Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen in den Ländern und in Europa zu verweisen und mit diesen zusammenzuarbeiten;
4. Maßnahmen zu ergreifen, um bestehende Defizite in der Aufarbeitung der Geschichte, der öffentlichen Anerkennung und der wissenschaftlichen Erforschung der im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa sowie anderer bisher weniger beachteter Opfergruppen des Nationalsozialismus aufzugreifen und abzubauen sowie zur Entwicklung von modernen Formen der Erinnerung beizutragen, die sich vor allem an junge Menschen richten.
Berlin, den 9. Mai 2023
Dr. Rolf Mützenich und Fraktion
Friedrich Merz, Alexander Dobrindt und Fraktion
Katharina Dröge, Britta Haßelmann und Fraktion
Christian Dürr und Fraktion
Vorabfassung – wird durch die lektorierte Fassung ersetzt
https://dserver.bundestag.de/btd/20/067/2006710.pdf


Geschichte der Zeugen Jehovas unter den beiden Diktaturen in Deutschland: Wahrnehmung und Verfolgung der Zeugen Jehovas im nationalsozialistischen ... ... für Totalitarismusforschung, Band 41) Gebundene Ausgabe – 19. Januar 2011

Im repressiven Vorgehen und den zugrunde liegenden Feindbildern gibt es Kontinuitäten, Parallelen, aber auch Unterschiede. In den fünfzig Jahren, in denen in Deutschland Vertreter zweier ideologischer Heilsbotschaften herrschten, war die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas verboten. Beide Regime glaubten in der Verweigerung eingeforderter Loyalitätsgesten, in der Verneinung jeglicher Wehr- und Kriegsdienste sowie in der illegalen Weiterführung des Glaubenslebens eine unmittelbare Bedrohung für ihre Herrschaft zu erkennen. Viele der Gläubigen ließen ihr Leben, wurden eingekerkert, verloren ihre berufliche Existenz oder wurden anderweitig drangsaliert. Heute sind die Zeugen Jehovas keine »vergessenen Opfer« mehr.


Wunsch der Ampel-Koalition: Mahnmal für in NS-Zeit verfolgte Zeugen Jehovas

Der Tag
03.05.2023, 19:36 Uhr
Um an die in der NS-Zeit verfolgten Zeugen Jehovas zu erinnern, wollen die Ampel-Parteien und die Union im Bundestag ein Mahnmal anregen. Ein Antrag liegt bereits vor, nun muss darüber beraten werden, berichtet die "Welt".
Gewünscht ist eine Gedenkskulptur mit Informationstafeln in Nähe des Berliner Goldfischteichs. Ebendort soll es einen geheimen Treffpunkt gegeben haben, in dem die Zeugen Jehovas Flugschriften gegen das NS-Regime verfasste. Verfolgt wurden die Anhänger der Religionsgemeinschaft, weil sie unter anderem den Hitlergruß und den Wehrdienst verweigert haben sollen. Darüber hinaus lehnten sie wohl Tätigkeiten in der Rüstungsproduktion ab. Das US-Holocaust-Museum schätzt, dass rund 1000 Zeugen Jehovas in NS-Konzentrationslagern und Gefängnissen starben.
Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/


„Narren in Christo“: Jehovas Zeugen im literarischen Erinnerungsdiskurs Überlebender des Nationalsozialismus (Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion 5) 

Die vorliegende Studie ist die erste, die den Erinnerungsspuren nachgeht, die Jehovas Zeugen (Bibelforscher) in den Erzähltexten Überlebender des Nationalsozialismus hinterlassen haben. Trotz unterschiedlicher Erinnerungskulturen und -interessen seitens der Autoren ergibt sich ein einheitliches und zugleich schillerndes Bild. Häufig nur Erzählobjekte ohne eigene Stimme, bleiben sie randständig, andersartig und widersprüchlich. Jehovas Zeugen faszinieren, befremden und stören. Als Heilige, Propheten, Märtyrer, Samariter und Sündenböcke stehen sie in der Nachfolge des Sohnes Gottes. Bezüge ergeben sich auch zur Figur des christlichen Narren: nicht von dieser Welt, der Welt des nationalsozialistischen Terrors, aber zugleich in ihr und gegen sie zeugend.


DEUTSCHLAND
ZEUGEN JEHOVAS IN DER NS-ZEIT

Sie verweigerten Hitlergruß sowie Kriegsdienst – und wurden als Opfer vergessen
Stand: 05.05.2023
Frederik Schindler
Von Frederik Schindler
Politikredakteur
Zeugin Jehovas, die im KZ Auschwitz inhaftiert war
Quelle: picture-alliance / akg-images
Die Zeugen Jehovas leisteten geschlossen und aus ihrem Glauben heraus Widerstand gegen die Diktatur der Nationalsozialisten. In der Erinnerungskultur wird die christliche Religionsgemeinschaft bislang aber kaum gewürdigt. Nun soll an einem historischen Ort in Berlin ein Mahnmal entstehen.
Ein weithin unbekannter Ort des Widerstands gegen den Nationalsozialismus war der Goldfischteich im Berliner Tiergarten. Ernst Varduhn betrieb dort einen Stuhlverleih, der als geheimer Treffpunkt der Zeugen Jehovas diente. Die sogenannten Bibelforscher kamen dort zusammen, um Flugschriften gegen das NS-Regime zu verfassen und an Kuriere zu übergeben. Bei einer Razzia eines Gestapo-Sonderkommandos im August 1936 flog der konspirative Versammlungsort auf. Varduhn und seine Mitstreiter wurden festgenommen, in Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt und gedemütigt.
Die Zeugen Jehovas leisteten geschlossen und aus ihrem Glauben heraus Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Sie verweigerten den Hitlergruß, die Mitgliedschaft in NS-Organisationen, den Wehrdienst und Tätigkeiten in der Rüstungsproduktion. Bereits in den 1920er-Jahren behaupteten die Nationalsozialisten in ihrem antisemitischen Wahn, dass die „Bibelforscher“ Teil einer jüdischen Weltverschwörung seien, da diese sich gegen Judenfeindlichkeit und Rassismus ausgesprochen hatten.
RELIGIÖSER NS-FANATISMUS
Adolf Hitler (l) begrüßt während des Reichsparteitags der NSDAP 1934 in Nürnberg Reichsbischof Ludwig Müller (r). | Verwendung weltweit
NATIONALSOZIALISMUS
Als „Deutsche Christen“ Jesus zum arischen Galiläer machen wollten
Obwohl die Zeugen Jehovas eine der ersten Opfergruppen der Nationalsozialisten waren, gelten sie als „vergessene Opfer“. Die Ampel-Fraktionen im Bundestag wollen dies nun gemeinsam mit der Unionsfraktion ändern. In einem bislang nicht veröffentlichten Antrag, der WELT vorliegt, fordern sie die Bundesregierung auf, ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas einzusetzen und über die Verfolgung dieser Gruppe zu informieren. Das Denkmal soll in Gestalt einer Gedenkskulptur mit Informationstafeln am historischen Widerstandsort im Berliner Tiergarten errichtet werden.
Zeugen Jehovas mussten in Konzentrationslagern Armbinden mit dem sogenannten lila Winkel tragen
Quelle: Coreyjo
Ziel des Mahnmals ist es, „dem fortgesetzten Vergessen entgegenzuwirken“ und die Erinnerung über einzelne Ausstellungen hinaus sicherzustellen. Unter dem Dach einer Bundesstiftung befinden sich in Berlin bereits Denkmäler für die im Nationalsozialismus ermordeten Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und Menschen mit Behinderung.
LESEN SIE AUCH
Eine Abordnung des Reichsarbeitsdienstes mit Hakenkreuzfahnen beim Reichsparteitag in Nürnberg im September 1937. [ Rechtehinweis: picture alliance ]
KIRCHE UNTERM HAKENKREUZ
„Auch Goebbels kann Jesu Gebot nicht aufheben“
Zudem fordern die Antragsteller die Bundesregierung auf „zur Entwicklung von modernen Formen der Erinnerung beizutragen, die sich vor allem an junge Menschen richten“. In Schulbüchern fehle eine Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Zeugen Jehovas und mitunter sogar jeder Hinweis auf sie als Opfergruppe. „Die Ausgrenzung der Zeugen Jehovas aus der sogenannten Volksgemeinschaft wurde systematisch betrieben und beschäftigte höchste Stellen, obschon die Opfergruppe insgesamt eher klein war“, heißt es in dem Antrag.
Kinder wurden in „regimetreue Familien“ gezwungen
Bereits mit der „Reichstagsbrandverordnung“ von Februar 1933, die den Weg in die Diktatur ebnete, war die Internationale Bibelforscher-Vereinigung als Rechtskörperschaft der deutschen Zeugen Jehovas wie auch die individuelle Glaubensausübung verboten worden. Bereits in den ersten Wochen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft prägten Hausdurchsuchungen, brutale Verhöre, Verhaftungen und Folter den Alltag der christlichen Gemeinschaft.
Die „Bibelforscher“ wurden enteignet und inhaftiert. Vielen wurden ihre Kinder entzogen, um diese in „regimetreuen Familien“ oder NS-Heimen umzuerziehen. Weil die Gruppe aus religiösen Gründen die Teilnahme an Wahlen verweigerte, wurden Mitglieder immer wieder gedemütigt, indem sie mit Plakaten durch die Stadt laufen mussten, auf denen es etwa hieß: „Wir Lumpen haben nicht für Deutschland gestimmt!“
LESEN SIE AUCH
Die Schwestern Anita, 12, und Hella (r.) Dittman, 17: Das Bild entstand 1939, kurze Zeit vor Hellas Ausreise nach England
HOLOCAUST
Die jüdische Christin, die Hitlers Hölle überlebte
Immer wieder protestierten Zeugen Jehovas öffentlich gegen die nationalsozialistische Verfolgung. Sie waren zudem an der Aufdeckung der Vernichtung in Konzentrationslagern beteiligt. So erschien etwa im Februar 1938 die in der Schweiz gedruckte deutsche Zeitschrift „Trost“ der Gemeinschaft mit einem Augenzeugenbericht aus zwei Konzentrationslagern. Ein Zeuge Jehovas berichtet darin von Misshandlungen seiner Religionsgemeinschaft und erwähnt auch Juden, Kommunisten und Homosexuelle als Verfolgte. Die Titelseite der Zeitschrift zeigt einen Mann hinter Stacheldraht und den Schriftzug „Der Schrei aus dem Konzentrationslager“.
Der Antrag von SPD, CDU/CSU, Grünen und FDP verweist darauf, dass nach derzeitigem Forschungsstand mindestens 10.700 deutsche Zeugen Jehovas sowie mindestens 2700 Zeugen Jehovas aus den von den Deutschen besetzten Ländern Europas direkte Verfolgung erlitten. Mindestens 1700 wurden ermordet, darunter auch 282 wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtete Männer.
Im Vergleich zu anderen Opfergruppen spielten Frauen eine überdurchschnittlich große Rolle, wie es in dem Antrag heißt. „Viele von ihnen übernahmen führende Aufgaben in der Organisation des Widerstands und des Gemeindelebens im Untergrund.“
https://www.welt.de/

Bibelforscher-Kinder: Jehovas Zeugen in der NS-Zeit im Spiegel erzählter Kindheits- und Jugenderinnerungen Taschenbuch – 1. Juli 2006

In der Zeit des Nationalsozialismus galten Jehovas Zeugen, die auch Bibelforscher genannt wurden, als eine „gefährliche“ Gruppe. Trotz Verbots agierten die bekennenden Gläubigen in der Illegalität weiter und verweigerten staatliche Direktiven wie die Bezeugung des „deutschen Grußes“. Deshalb wurden sie bedroht und verfolgt, worunter auch ihre Kinder zu leiden hatten. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt darin, Kenntnisse über das Alltagsleben dieser Bibelforscher- Kinder zu gewinnen. Dafür wurden mündlich erfragte autobiografische Erfahrungsberichte erstellt und sowohl einzeln als auch in Beziehung zueinander ausgewertet. Zur Einordnung der Alltagsproblematik, mit der sich die gläubigen Bibelforscher konfrontiert sahen, dient ein Überblick über die Geschichte der Zeugen Jehovas. Weiterführend werden die formalen, nur dem äußeren Anschein nach erkennbaren, Übereinstimmungen der nationalsozialistischen Partei und der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung gegenübergestellt und als eine mögliche Erklärung für die rigorose gegenseitige Ablehnung diskutiert. Angerissen wird auch die Frage nach einem möglichen Konfliktpotential zwischen „Jehovas Jugend“ und den staatlichen Jugendorganisationen. Vor allem aber gewährt die Studie einen Einblick in den Alltag der Bibelforscher-Kinder. Für die Jungen und Mädchen bedeutete dies die tägliche Auseinandersetzung mit den Glaubensgrundsätzen, die sie aus ihrem Elternhaus kannten, und den im Widerspruch dazu stehenden nationalpolitischen Erziehungsidealen in der Schule. Zudem spiegeln viele Erinnerungsberichte die Lebensumstände der Kinder wider, die zwecks Umerziehung bei „politisch korrekten“ Genossen untergebracht bzw. in Heimen, wo physische und psychische Strafmaßnahmen die „Erziehung“ prägten, eingewiesen wurden. Die angewandte Methode der Oral History hat sich in dieser Arbeit zur Erforschung der Alltagsgeschichte bewährt. Es entstand ein profundes Bild des Lebens und Leidens der Bibelforscher- Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus, worin die Vielfalt der Einzelschicksale, aber auch „kollektive Wahrheiten“ aufgezeigt werden konnten.


Erinnerung an Opfer der NS-Zeit: Ampel und Union wollen Denkmal für verfolgte Zeugen Jehovas

Die Zeugen Jehovas würden als Opfer des Nationalsozialismus vergessen werden. Ein gemeinsamer Antrag der Ampel-Parteien und Union wird in der kommenden Woche diskutiert.
03.05.2023, 19:19 Uhr
Die Ampel-Parteien und die Union wollen im Bundestag ein Mahnmal für in der NS-Zeit verfolgte und ermordete Zeugen Jehovas anregen. Nach der vorläufigen Tagesordnung soll das Parlament am Freitag kommender Woche über einen gemeinsamen Antrag von SPD, CDU/CSU, Grünen und FDP beraten.
Wie die Zeitung „Welt“ in ihrer Donnerstagausgabe berichtet, soll die Bundesregierung darin aufgefordert werden, ein solches Mahnmal im Berliner Tiergarten errichten zu lassen.
Die Zeugen Jehovas verweigerten aus religiösen Gründen den Hitlergruß, die Mitgliedschaft in NS-Organisationen, den Wehrdienst und Tätigkeiten in der Rüstungsproduktion. Sie gelten als „vergessene Opfer“ der NS-Zeit.
Nach Angaben des US-Holocaust-Museums lebten vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten 25.000 bis 30.000 Zeugen Jehovas in Deutschland. Schätzungsweise tausend von ihnen seien in der NS-Zeit in Konzentrationslagern und Gefängnissen gestorben. Hinzu seien rund 400 weitere aus anderen europäischen Ländern gekommen. Darüber hinaus seien mehr als 270 Zeugen Jehovas wegen Wehrdienstverweigerung von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.
Die Bundestagsfraktionen sprechen sich laut „Welt“ für eine Gedenkskulptur mit Informationstafeln in der Nähe des Goldfischteichs ein. Sie sollen über die Verfolgung und die damit zusammenhängenden NS-Verbrechen informieren.
Am Goldfischteich habe es einen Stuhlverleih gegeben, der als geheimer Treffpunkt der Zeugen Jehovas gedient habe, berichtete die „Welt“. Die Gemeinschaft sei dort zusammengekommen, um Flugschriften gegen das NS-Regime zu verfassen und an Kuriere zu übergeben.
„Ein solches Denkmal trägt dazu bei, dem fortgesetzten Vergessen entgegenzuwirken“, heißt es laut „Welt“ in dem Antrag. Die Bundesregierung wird demnach aufgefordert, „zur Entwicklung von modernen Formen der Erinnerung beizutragen, die sich vor allem an junge Menschen richten“. Bedauert werde, dass in Schulbüchern nach wie vor eine Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Zeugen Jehovas und „mitunter sogar jeder Hinweis auf sie als Opfergruppe“ fehle. (AFP)
https://www.tagesspiegel.de/


Außerhalb der „Volksgemeinschaft“ Formen der Verfolgung während des Nationalsozialismus im Kreis Holzminden Gebundene Ausgabe – 29. Januar 2020

Klaus Kieckbusch widmet sich in diesem Buch den von den nationalsozialistischen Machthabern ab 1933 ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen in Stadt und Kreis Holzminden: Wie erging es den Sinti und Roma, den politischen Gegnern der Nationalsozialisten, Homosexuellen, den als „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“ Verfolgten, Wehrdienstverweigerern, Zeugen Jehovas und Hörern verbotener Radiosender? Nicht thematisiert sind die jüdischen Verfolgten aus der Region, da ihr Schicksal bereits in anderen Publikationen des Heimat- und Geschichtsvereins für Landkreis und Stadt Holzminden umfassend dargestellt wurde. Das Ergebnis von Klaus Kieckbuschs langjährigen Forschungen ist erschreckend: Die Zahl der Opfer der oben genannten Bevölkerungsgruppen übersteigt sogar noch die Zahl der jüdischen Opfer unter der nationalsozialistischen Herrschaft im Kreis Holzminden. Dr. Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, schreibt in seinem Grußwort, dass insbesondere hinsichtlich der Sinti und Roma die Ausgrenzungsdiskurse und -praktiken nach 1945 nicht endeten, sondern fortbestanden, wenn auch abgemildert. Auch dies zeige Klaus Kieckbusch in erschreckender Deutlichkeit. Es habe eben keine „Stunde Null“ gegeben, sondern viele Kontinuitäten über den April/Mai 1945 hinaus.


Bundestag will NS-Mahnmal für verfolgte Zeugen Jehovas schaffen

dts Nachrichtenagentur — 3. Mai 2023, 15.45 Uhr — Zuletzt aktualisiert: 3. Mai 2023, 15.45 Uhr32 0 0
Reichstagskuppel bei Sonnenaufgang, über dts Nachrichtenagentur
Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Bundestag will den von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas ein Denkmal widmen. Das geht aus einem gemeinsamen Antrag von SPD, CDU/CSU, Grünen und FDP im Bundestag hervor, über den die „Welt“ (Donnerstagausgabe) berichtet.
In dem Antrag heißt es: „Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich für ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas in Europa am historischen Ort im Berliner Tiergarten (Bereich Goldfischteich / Straße des 17. Juni) in Gestalt einer Gedenkskulptur mit Informationstafeln einzusetzen und über die Verfolgung dieser Opfergruppe und die damit zusammenhängenden NS-Verbrechen zu informieren.“ Am Goldfischteich betrieb der „Bibelforscher“ Ernst Varduhn einen Stuhlverleih, der als geheimer Treffpunkt der Zeugen Jehovas diente. Die Gemeinschaft kam dort zusammen, um Flugschriften gegen das NS-Regime zu verfassen und an Kuriere zu übergeben. Die Zeugen Jehovas verweigerten aus religiösen Gründen den Hitlergruß, die Mitgliedschaft in NS-Organisationen, den Wehrdienst und Tätigkeiten in der Rüstungsproduktion.
In dem Antrag heißt es: „Ein solches Denkmal trägt dazu bei, dem fortgesetzten Vergessen entgegenzuwirken.“ Die Antragsteller fordern die Bundesregierung darin zudem auf, „zur Entwicklung von modernen Formen der Erinnerung beizutragen, die sich vor allem an junge Menschen richten“. Auch heißt es in dem Antrag: „In Schulbüchern fehlt nach wie vor eine Auseinandersetzung mit ihrem Schicksal und mitunter sogar jeder Hinweis auf sie als Opfergruppe.“ Im Berliner Tiergarten wird bereits mit Denkmälern an die verfolgten und ermordeten Homosexuellen sowie Sinti und Roma Europas erinnert.
Die Denkmäler befinden sich damit in der Nähe des Stelenfeldes, das an die ermordeten Juden Europas erinnern soll.
https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/


Aberkannt!: Die Verfolgung von Jehovas Zeugen im Nationalsozialismus und in der SBZ/DDR (Schriftenreihe der Beauftragten des Landes Brandenburg zur ... der Folgen der kommunistischen Diktatur) Taschenbuch – 18. Dezember 2017





Ampel-Parteien und Union wollen Denkmal für verfolgte Zeugen Jehovas

03.05.2023epdKultur
Home
Berlin (epd). An die von den Nationalsozialisten verfolgten Zeugen Jehovas soll nach dem Willen von SPD, Union, Grünen und FDP im Bundestag künftig ein Denkmal in Berlin erinnern. Dies fordert ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen, der Freitag nächster Woche im Parlament beraten werden soll. In dem Antrag, über den zuerst "Die Welt" berichtete und der auch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, heißt es, die Zeugen Jehovas hätten als religiöse Gemeinschaft aus ihrem Glauben heraus geschlossen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet. Gleichzeitig gehörten sie zu den lange Zeit "vergessenen Opfern" der Nazis.
Das Denkmal soll dem Antrag zufolge am Goldfischteich im Berliner Tiergarten entstehen. Ein dortiger Stuhlverleih habe während der NS-Zeit als Tarnung für geheime Treffen der Zeugen Jehovas gedient und sei 1936 Schauplatz einer Verhaftungsaktion gegen führende Mitglieder der Gruppe durch ein Gestapo-Sonderkommando gewesen, heißt es darin. Dieser Standort wird den Angaben zufolge auch vonseiten der Opfergruppe unterstützt.
Mit Verweis auf den Forschungsstand heißt es im Antrag, dass mindestens 10.700 Zeugen Jehovas aus den besetzten Ländern Europas Verfolgung durch die Nazis erlitten haben, in Form von Haft, Enteignungen, Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz, Kindesentzug, Folter oder Mord. Etwa 2.800 Zeugen Jehovas aus Deutschland und 1.400 weitere aus Europa seien in Konzentrationslager verschleppt worden. Mindestens 1.700 verloren den Angaben zufolge durch die Gewaltherrschaft ihr Leben, darunter 282 wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtete Vertreter der religiösen Gruppe.
https://www.evangelisch.de/


"Eine Bibel schön und groß, haben sie gefunden, diese Sünde, denkt euch bloß, kostet viele Arbeitsstunden": Die Verfolgung der Zeugen Jehovas 1933 bis ... Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen Taschenbuch – 12. September 2022

In Wermelskirchen entstand um 1900 eine der beiden ersten bekannten deutschen Gemeinden der Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen bis 1931 genannt wurden. Ebenfalls im Bergischen Land wurde das weltweit zweite Zweigbüro der Bibelforscher gegründet - Grund genug für die Erforschung ihrer regionalen Verfolgungsgeschichte. Der Großvater des Autors überlebte das KZ Sachsenhausen. Durch ihn lernte der Autor weitere KZ-Überlebende aus seiner Heimatstadt Wermelskirchen persönlich kennen. Umfangreiche Recherchen in Stadt-, Landes- und Bundesarchiven, sowie Gedenkstätten brachten die Namen von 91 Männern, Frauen und Kindern aus Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen in Erinnerung, die ihren Arbeitsplatz verloren, als Kinder von den Eltern weg in NS-Erziehungsheime gebracht wurden, von der Gestapo gejagt, misshandelt und teilweise über 8 Jahre in KZs interniert wurden. Ihre Geschichten sollen nicht vergessen werden. Von ihnen erzählt dieses Buch. Es enthält 61 Abbildungen von oft unveröffentlichten zeitgenössischen Fotos und Originaldokumenten. Grußworte der Bürgermeister von Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen, sowie ein Anhang mit einer Chronik und den Gründen der Verfolgung runden dieses Buch ab.



Kultur
Mahnmal für verfolgte und ermordete Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus

1. Lesung
Erkennungsdienstliches Foto eines weiblichen Häftlings und Mitglieds der Zeugen Jehovas aus dem KZ-Auschwitz (Foto um 1943). (picture-alliance / akg-images | akg-images)
Liveübertragung: Freitag, 12. Mai, 11.40 Uhr
Die Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP haben einen gemeinsamen Antrag mit dem Titel „Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas“ angekündigt, den der Bundestag am Freitag, 12. Mai 2023, 40 Minuten beraten wird. Im Anschluss ist die Überweisung an den Ausschuss für Kultur und Medien zur weiteren Beratung geplant. (hau/02.05.2023)
https://www.bundestag.de/



Mahnmale im Berliner Tiergarten: Wir sollten den Zeugen Jehovas das Gedenken nicht verweigern

 „Bibelforscher“ wurden im Nationalsozialismus verfolgt und leisteten Widerstand. Ein Gedenkzeichen in der Hauptstadt aber fehlt bis heute. Ein Plädoyer.

Ein Kommentar von Wolfgang Benz
27.05.2022, 17:14 Uhr
Jehovas Zeugen waren die einzige religiöse Gemeinschaft, die geschlossen und konsequent aus ihrem Glauben heraus Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete. Die Bibelchristen zählten damals in Deutschland etwa 25.000 Seelen. Weil sie den Hitlergruß und den Eid auf den „Führer“, den Wehrdienst und jegliche Tätigkeit in der Rüstungsproduktion verweigerten, wurden die Zeugen Jehovas, die sich ursprünglich „Ernste Bibelforscher“ nannten, vom NS-Regime verboten und verfolgt, ab 1933 im Deutschen Reich, später auch in den Gebie...
https://www.tagesspiegel.de/


Die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus - Zwischen Anpassung und Resistenz

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Neuere Geschichte, Note: 2.3, Universität Paderborn, Veranstaltung: Hauptseminar "Widerstand, Opposition, Verweigerung, Resistenz. Aspekte der Geschichte des Nationalsozialismus", Sprache: Deutsch, Abstract: Während die Widerstandsforschung in der Nachkriegszeit fast ausschließlich an den militärisch-konservativen Umsturzversuch des 20. Juli 1944 erinnerte, entstand mit der Untersuchung des sozialistischen Widerstandes in den sechziger Jahren ein neuer Forschungsschwerpunkt. Mit der verstärkten Hinwendung zur Sozial- und Alltagsgeschichte ab den siebziger Jahren wandte sich die Geschichtswissenschaft verstärkt der Erforschung nonkonformen Verhaltens in der Bevölkerung zu und dehnte das Begriffsfeld des Widerstandes aus. Eine der lange Zeit "vergessenen Gruppen" waren die Zeugen Jehovas. Die Untersuchung will deshalb der Frage nachgehen, wie die Zeugen Jehovas als erste Glaubensgemeinschaft, die im "Dritten Reich" verboten wurde, Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime geleistet haben und welchen Konsequenzen sie sich ausgesetzt sahen. Dazu werden zunächst die Anfänge der Bibelforscherbewegung in den USA und in Deutschland aufgezeigt. In einem zweiten Schritt soll analysiert werden, wie die Zeugen Jehovas auf die neuen Machthaber nach 1933 reagierten und wie sie in Widerstand zum Regime gerieten. Abschließend werden die verschiedenen Formen ihres nicht systemkonformen Verhaltens aufgezeigt.



ZU NS-ZEITEN VERFOLGT
Vergessene Nazi-Opfer: Die Zeugen Jehovas

von Nils Werner
Stand: 27. Januar 2022, 08:25 Uhr
Die Zeugen Jehovas gehörten zu den allerersten Opfern der Nazi-Herrschaft – doch lange Zeit war das relativ unbekannt. Dabei widersetzte sich keine andere Religionsgemeinschaft mit einer vergleichbaren Unbeugsamkeit dem Anpassungsdruck des NS-Regimes. Viele Zeugen Jehovas mussten für ihre Überzeugung mit dem Leben bezahlen.
Gedenktafel an die Opfer, die aus religiösen Gründen in das KZ Buchenwald kamen.
Ein kleines Stoff-Dreieck, lila-farben, wenige Zentimeter groß. Rund 2.000 Frauen, Männer und Jugendliche haben diesen "lila Winkel" tragen müssen – eine Kennzeichnung für die Zeugen Jehovas, auch Bibelforscher genannt, in den deutschen Konzentrationslagern.
Zeugen Johovas: "Vergessene Opfer"
Detlef Garbe, langjähriger Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, hat sich als einer der ersten Historiker mit der Geschichte dieser Jahrzehnte lang "vergessenen Opfer" auseinandergesetzt und 1993, mit einer ersten großen Studie, eine Art "Initialzündung" in der Geschichtsforschung herbeigeführt. Seine Ergebnisse: Die Zeugen Jehovas gehörten zu den allerersten Verfolgtengruppen im Nationalsozialismus, keine andere Religionsgemeinschaft widerstand zudem "mit einer vergleichbaren Geschlossenheit und Unbeugsamkeit dem nationalsozialistischen Anpassungsdruck".
Pazifisten mit kritischer Distanz zum Staat
Bis 1916 sind im Deutschen Reich gerade mal 1.500 Anhänger der Zeugen Jehovas in internen Verzeichnissen erfasst. Allesamt Menschen, die ihrem Grundverständnis nach ausschließlich Christus und dessen bevollmächtigte Instanz, die "leitende Körperschaft" mit Sitz in New York, als Autorität anerkennen. Zum Staat und seinen Institutionen gehen sie auf Distanz. Als "Agenten" einer ausländischen Macht, dubiose Elemente, die den bösen Keim "Pazifismus" ins "Vaterland" tragen, werden sie bereits damals argwöhnisch betrachtet. Und ihre wenigen Aktivitäten in den letzten beiden Kriegsjahren werden eingeschränkt.
"Missionarischer Feldzug" nach dem Ersten Weltkrieg
Das ändert sich, als der Erste Weltkrieg endgültig verloren ist. Während Millionen Deutsche danach in eine tiefe Sinnkrise schlittern und sich nur langsam vom Zusammenbruch der alten kaiserlichen Ordnung erholen, setzt die kleine "Wachturm"-Gesellschaft plötzlich ungeahnte Energien frei. Kein Wunder: Ihre bislang übermächtigen Konkurrenten, die beiden großen Kirchen, haben als Sinnstiftungs-Monopole massiv an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Die Menschen haben nicht vergessen, was auf den Koppeln der deutschen Soldaten stand: "Gott mit uns".
Angetrieben von dieser Zäsur, machen sich die Bibelforscher zu einem wahrhaft "missionarischen Feldzug" auf: vor Kirchen, in Gemeindesälen, beim obligatorischen Besuch von Haustür zu Haustür. Viele Neugierige machen so erstmals Bekanntschaft mit den Glaubensgrundsätzen der Gemeinschaft. Einer der wichtigsten lautet: Haltet Euch von den "satanischen" Versuchungen fern. Geht auf Distanz zu den Vertretern der "verderbten Welt", seien es Kaiser oder Ministerpräsidenten, Bischöfe oder Gewerkschaften. Als wahrer Zeuge Jehovas erweist sich der, der von Mitgliedschaften vor allem in Parteien und Gewerkschaften Abstand nimmt – und auch jegliche Teilnahme an Wahlen konsequent ablehnt.
Diese radikale Absonderung fordert heraus – nicht nur die Vertreter der großen Religionen, die vor Wut schnauben und die Bibelforscher kurzerhand zusammen mit den "gottlosen" Bolschewiken zur größten Bedrohung der Christenheit erklären, auch völkisch-nationale Publizisten schlagen Alarm.
Glaubens-Marketing nach US-amerikanischem Vorbild
Aufmerksam registriert man in diesen Kreisen nicht nur die Inhalte, die mit ihrer Fixierung auf alttestamentarische Schriften seltsam "jüdisch" anmuten. Argwohn erregt auch die neue, bislang ungekannte missionarische Betriebsamkeit. Die Gemeinschaft bietet permanent Veranstaltungen und Vorträge kostenlos an. Und ihre Broschüren und Bücher gehen in Millionenauflage für Pfennigbeträge unters Volk. "Wie konnte sich eine kleine Religionsgemeinschaft dies leisten?" fragt Gerald Hacke, Historiker am Hannah-Arendt-Institut Dresden. "Da die Bibelforscher einerseits ihre finanziellen Quellen nicht offenlegten, ihren Gegnern aber andererseits die in den USA normalen Geschäfts- und Vertriebsmethoden, derer sich die Gemeinschaft bediente, unbekannt waren, lag es nahe, jüdische Geldquellen anzunehmen."
Wie der Dresdner Historiker Gerald Hacke weiter ausgearbeitet hat, beginnen so einige spätere NS-Ideologen wie Alfred Rosenberg schon früh, sich auf diese "amerikanische Sekte" einzuschießen. Es gehe ihr nur darum, "die Massen zu hypnotisieren", um so der "seelischen Vorbereitung der jüdischen Weltherrschaft" Vorschub zu leisten. Die Zeugen seien daher nichts weiter als ein perfides Instrument des "Weltjudentums".
Dieser selbst perfiden verschwörungstheoretischen "Beweisführung" schließen sich in der Folge auch einzelne evangelische und katholische Publizisten an. Warum nicht völkische Argumente aufgreifen, wenn man damit die ungebetene Konkurrenz ausbremsen kann?- "Die späteren Verfolgungsmotive", sagt Detlef Garbe, "waren so sämtlich bereits in den 1920er-Jahren angelegt."
Sachsen: eine Hochburg der Bibelforscher
Doch noch finden die Nationalisten nicht in allen Regionen gleichermaßen Gehör. In Sachsen und Thüringen etwa erleben die Erlösungsreligionen Anfang und Mitte der 1920er-Jahre geradezu einen Boom. 1926 steigt die Dresdner Bibelforschergemeinde gar zur stärksten Ortsgruppe weltweit auf. Selbst in New York, dem Sitz der "Watch Tower Society", gibt es nicht so viele Anhänger auf einen Haufen.
In nackten Zahlen mögen die 1.430 Bibelforscher der sächsischen Hauptstadt noch recht mager wirken, doch hält der Zustrom an. 1926 kommt bereits jeder vierte Zeuge Jehovas weltweit aus Deutschland. Eine Entwicklung, die 1933 radikal gestoppt wird.
Ab 1933: Verfolgung im Nationalsozialismus
Die Abwehr der religiösen Verächter deutscher Ordnung wird nun staatspolitisches Programm.  Eine Gemeinschaft, die den "deutschen Gruß" ebenso wie das "Ehrenrecht" des Wählens ablehnt, kann ein nach Loyalitätsgesten süchtiges System wie der Nationalsozialismus nicht tolerieren. Der "Tatbestand" des Nichteinfügens in den "Volkskörper" wird bereits als zersetzende Geste empfunden und abgestraft.
So erlassen bereits im Frühjahr 1933 die Länder Sachsen, Bayern und Mecklenburg die ersten Verbote der Glaubensgemeinschaft der Zeiugen Jehovas. Vor Ort rücken SA und Polizei aus, um auf eindrückliche Weise den Delinquenten das Arsenal ihrer Druckmittel vorzuführen. Im sächsischen Augustusburg werden Hausdurchsuchungen präventiv veranlasst. In Lichtenstein und Oelsnitz (beide Erzgebirge) werden Wahlverweigerer in besonderer Weise gedemütigt: Sie müssen Plakate durch die Stadt tragen, auf denen zu lesen ist: "Wir Lumpen haben nicht für Deutschland gestimmt!"
Neue Eskalationsstufen und geballter Widerstand
Dieser ersten Phase des inszenierten "Volkszorns" folgen Verhöre, Verhaftungen und Verurteilungen durch die neu ins Leben gerufenen Sondergerichte. Und als sei das alles nicht genug, ergreift die sächsische Gestapo die nächste Initiative und organisiert im Juni 1936 eine erste koordinierte Verhaftungswelle. Bald zieht man reichsweit nach und gibt sich im Herbst des Jahres überzeugt: Nun ist diese dubiose Organisation restlos zerschlagen. Doch weit gefehlt.
Am 12. Dezember 1936 kommt es deutschlandweit zwischen 17 und 19 Uhr zu einer fulminanten Gegenreaktion. 3.500 Bibelforschern gelingt es, mehr als 100.000 Flugblätter zu verteilen. Nur ganz wenige Zeugen Jehovas werden dabei geschnappt. "Sie haben reichsweit diese Flugblattverteilungen gemacht in einer Größenordnung, die Mitte der 1930er-Jahre nicht mal mehr die im Untergrund tätigen Arbeiterbewegungs-Zirkel durchführen konnten", konstatiert Detlef Garebe. "Da wurden auf einen Schlag, in allen Städten, zur gleichen Stunde Zehntausende von Flugblättern unter die Matten der Hausflure gelegt – ohne dass die Gestapo das vorher mitgekriegt hat. Das war, allein rein logistisch betrachtet, stark – führte aber natürlich sofort zu einer erneuten Steigerung der Verfolgung."
SS und Gestapo reagieren auf diese unerwartete Machtprobe mit Brutalisierung. Die Verhör- und Folterkeller der Gestapo füllen sich. Dennoch: Beweise, die für eine Verurteilung wegen illegaler Tätigkeit ausreichen, kann die Staatspolizei nur in geringem Maße erbringen. Was bleibt, ist daher einzig die Verhängung von Schutzhaft – also die Einweisung in ein Konzentrationslager.
Die "Gottesprüfung"
Seit 1933 geicht der Konflikt mit den Nationalsozialisten einer "einzigen Eskalationsspirale", betont Detlef Garbe. Leben die meisten Zeugen Jehovas bis dahin eher unscheinbar, arbeiten und zahlen Steuern, so stehen sie nun im Fokus einer martialischen Gleichschaltungspolitik. SS und Gestapo sehen es als ihre Aufgabe an, die Zeugen Jehovas nicht nur als Organisation zu zerschlagen, sondern jeden einzelnen Anhänger dazu zu bringen, seinem Glauben abzuschwören. Erst diese Haltung macht die Zeugen zu konsequenten Widerständlern. Denn für sie käme ein Einlenken einem Pakt mit dem Satan gleich.
"Keiner von ihnen wollte Hitler stürzen", sagt Detlef Garbe. "Ihr Widerstands-Motiv war: 'Wir wollen unseren Glauben leben!' Und weil sie dieser Überzeugung waren und gesagt haben: 'Wir sind jetzt hier in einer Glaubensprüfungs-Situation', gerade deshalb sind sie standhaft geblieben. Sie haben Schlimmstes auf sich genommen, um ihrem Glauben treu zu bleiben. Im Grunde führte erst das Verbot dazu, dass sie sich wehrten. Mit Kriegsbeginn 1939 schließlich verschärfte sich die Situation, denn nun war das 'Treiben' nicht mehr nur illegal, sondern wurde als Wehrkraftzersetzung gewertet."
1939: Todesstrafe wegen Kriegsdienstverweigerung
Jeder, der jetzt den Empfang des Wehrpasses bzw. den Kriegsdienst verweigert, muss mit dem Tod rechnen. Die Zeugen Jehovas sind die einzige Gruppe im NS-Staat, die den Kriegsdienst kollektiv ablehnt. Mitte September, zwei Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, lässt Heinrich Himmler im KZ Sachsenhausen deshalb ein Exempel statuieren. Die erste öffentliche Hinrichtung eines Kriegsdienstverweigerers soll die Gemeinde der Bibelforscher erschüttern. Das ganze Lager, 8.500 Männer, muss antreten, um der Exekution des 29-jährigen Zeugen Jehovas August Dickmann beizuwohnen.
Nach den Schüssen treten alle ab. Bis auf 367 Häftlinge – diejenigen, denen man eine Mitgliedschaft in der Bibelforschervereinigung zur Last legt. Jetzt und hier sollen sie sich entscheiden: entweder sofortige Unterschrift unter die Verpflichtungserklärung, dass sie dem Glauben künftig abschwören, oder Tod durch Erschießen.
Dieser Erpressungsversuch der SS geht jedoch komplett nach hinten los. Nur zwei Häftlinge treten vor – nicht um zu unterschreiben, sondern um ihre bereits gegebene Unterschrift zurückzuziehen. Statt Kapitulation und Selbstaufgabe reagiert die komplette Gruppe mit einer Geste unerschütterlicher Glaubensdemonstration und Solidarität. Jeder Vierte wird diesen Mut noch im gleichen Jahr mit dem Tod im Lager bezahlen.
Dieses Thema im Programm:
MDR um 2 | 07. Mai 2021 | 14:00 Uhr
https://www.mdr.de/


Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, Note: 2,0, Universität Paderborn (Insitut für evangelische Theologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht die Lage der religiösen Gemeinschaft der Zeugen Jehovas zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland.Hierbei wird insbesondere durch eine Gegenüberstellung der Ideologien beleuchtet, warum die Zeugen Jehovas zu den durch den NS-Apparat verfolgten Gruppen zählten. Des Weiteren wird deren Lage in den Konzentrationslagern genauer betrachtet, wobei ein spezielles Augenmerk auf das Konzentrationslager Niederhagen gelegt wird.Drei Einzelschicksale betroffener Zeugen Jehovas werden daraufhin im Hinblick auf ihre Verfolgung im Dritten Reich genauer ausgeführt.



Widerstand aus christlicher Überzeugung: Jehovas Zeugen im Nationalsozialismus. Dokumentation einer Tagung Broschiert








Siehe auch:

 



Besuchen Sie unsere Internet-Präsenz bald wieder. Vielen Dank für ihr Interesse!